Ausstellung eröffnet Mit teuflischer Perfektion zur Vernichtung

Wolfgang Schoberth

Die Ausstellung im Kulmbacher Stadtarchiv zum 80. Jahrestags der letzten großen Deportation fränkischer Juden zeigt erschütternde Dokumente. Die Planung von Morden wurde damals zu einer normalen Verwaltungssache gemacht.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Acht Rollups sind im Vorraum des Kulmbacher Stadtarchivs zu sehen mit erschütternden Einblicken ins NS-System. Sie geben Einblicke in den anwachsenden Antisemitismus, die Entrechtung und soziale Ausgrenzung der jüdischen Mitbürger.

Am Ende steht die unglaubliche Perfektion, mit der die Deportation mit dem Sonderzug Da 49 geplant wurde, schließlich die Opfer. Sieben sind es aus Kulmbach, 64 aus Oberfranken, 955 insgesamt.

Der Kulmbacher Oberbürgermeister Ingo Lehmann ist sichtlich betroffen, als er die einzelnen Dokumente studiert. „Man muss an die unglaublichen Vorgänge und Gräueltaten vor achtzig Jahren erinnern, an diesen traurigen Endpunkt von Verfolgung, Gemeinheit und Menschenverachtung“, sagt er. „Die Stadt Kulmbach habe sich sehr gern an das Gemeinschaftsprojekt mit Lichtenfels und Coburg angeschlossen, das viele Menschen erreichen möge, vor allem auch junge.“ Er dankte dem Vorsitzenden des Kultur- und Sportbeirates, Ralf Hartnack, für die Unterstützung und lobte die Mitarbeiter des Kulmbacher Stadtarchivs, Jürgen Treppner, Erich Olbrich, Patrick Bauer und Alexander Walther, für die Organisation und Vorbereitung.

Planung des Grauens

Wolfgang Schoberth, der gemeinsam mit Historikern aus Lichtenfels und Coburg die Ausstellung vorbereitet und die Stellwände gestaltet hat, verwies auf einen Aspekt, der auf den Schautafeln besonders gut zu erkennen sei: die erschreckend perfekte Planung der zynisch so genannte „Endlösung der Judenfrage“. Auf der Wannsee-Konferenz am

20. Januar 1942 sei nicht der Holocaust selbst beschlossen worden - die Vernichtung der europäischen Juden sei schon mit Angriff auf die Sowjetunion im Juni 1941 systematisch begonnen worden – sondern nur noch die bürokratische Zuständigkeit innerhalb der NS-Reichsregierung und der untergeordneten Behörden vereinbart worden.

„Ein großer Apparat hat sich die Aufgabe vorgenommen, Millionen Menschen systematisch umzubringen“, so der Historiker. Für die Deportation am 24. April 1942 habe die Gestapo-Leitstelle Nürnberg-Fürth die Detailplanung übernommen. Die Behörden vor Ort – die Landrats- und Bürgermeisterämter, die Meldeämter, die örtliche Polizei - seien einbezogen worden und hätten mitgeholfen. „Mordplanung wird zur normalen Verwaltungssache“.

Ausstellung an Schulen

Oberbürgermeister Ingo Lehmann und die Organisatoren würden es begrüßen, wenn die Ausstellung im Anschluss an das Stadtarchiv auch an weiterführenden Schulen gezeigt werden könnte. Das Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasium, die Max-Hundt-Grund und Mittelschule und das Caspar-Vischer-Gymnasium haben bereits ihr Interesse bekundet.

Öffnungszeiten

Die Ausstellung im Foyer des Kulmbacher Stadtarchivs/Tourist Information (Buchbindergasse 5) ist bis zum 13. Mai von Montag bis Freitag täglich in der Zeit von 9 bis 18 Uhr zu sehen

Bilder