Der Konvoi parkt am Rothen Hügel, ehe in der Nacht seinen Weg fortsetzt. Dann geht es weiter bis nach Kulmbach. Von der Nordumgehung aus biegt man ab in Richtung Kronach, um dann rechter Hand nach Grafendobrach und Zettlitz zu schwenken.
Nach Stadtsteinach erreicht der Tross Untersteinach, um seinen Weg fortzusetzen über Kupferberg nach Marktleugast und Helmbrechts. Via Münchberg, Hof und Hirschberg erreicht man dann die Landesgrenze Thüringen und das Endziel Tanna -Schilbach.
Für die gesamte Strecke von rund 160 Kilometer im bayerischen Teil der Route sind vier Tage angesetzt. Pro Nacht wird eine Fahrtstrecke von 50 Kilometern angestrebt: „Das dürfte realistisch sein,“ sagt Hauptkommissar Michael Müller, Sachbearbeiter Verkehr bei der Polizeiinspektion Hof. Er begleitet mit einigen Kollegen den Transport auf der bayerischen Seite bis zur Landesgrenze. Es fahren eine Streife der Polizei sowie drei Verwaltungshelfer mit sogenannten BF-4-Wagen mit. Diese modernen Begleitfahrzeuge können in alle vier Richtungen elf verschiedene Verkehrszeichen abstrahlen und damit den Transport sichern. Insgesamt sind rund ein Dutzend Helfer mit im Einsatz.
Denn die Sicherheit hat bei einem Transport wie diesem größte Priorität. Deshalb wählt man auch ein nächtliches Zeitfenster von 21 Uhr bis 6 Uhr morgens für die Reise – damit man sich mit möglichst wenigen anderen Fahrzeugen in die Quere kommt. Die nächtliche Corona - Ausgangssperre erleichtert das Vorhaben zusätzlich: Die Straßen sind leer.
Neuralgischer Punkt der Tour ist eine Etappe, bei der der Schwerlasttransport im Bereich Hof eine 1,7 Kilometer lange Teilstrecke der B 15 ab der Abzweigung Pirk bis zur Exner-Kreuzung entgegen der Fahrtrichtung befahren muss.
Aber auch die Tour durch den Landkreis Kulmbach ist nicht „ohne“: Hier geht es besonders eng zu in Kasendorf. Noch schwieriger: Stadtsteinach mit seiner verzwickten Ortsdurchfahrt. Die teils kleinen Kurvenradien am Marktplatz erfordern es, weit in die Gegenfahrbahn auszuholen. Auch die Engstelle beim Heimatmuseum treibt dem Fahrer die Schweißperlen auf die Stirn. Dort kann man nicht einmal auf den Gehsteig ausweichen, da er vor dem Museum allenfalls 50 Zentimeter breit ist. Die andere Seite begrenzt eine hohe Steinmauer.
Aber: Mit akribischem Fingerspitzengefühl meistert der Trucker auch dieses Nadelöhr. Er ist kein heuriger Haase: Ron Welling lenkt schon über die Hälfte seines Lebens Schwertransporte. Ihn reizt die Herausforderung: „Das ist eine große Verantwortung, so einen großen Zug zu bewegen. Da braucht man Genauigkeit und einen kühlen Kopf“, sagt der 45-jährige Fahrer. Er muss akribisch genau arbeiten, sonst wird es schnell teuer. Wenn es besonders eng ist, müssen die Männer aus dem Begleittross schon mal störende Verkehrsschilder abbauen. Oder der Fahrer das ganze Gespann hydraulisch absenken.
Kopfzerbrechen macht dem Transporteur das kritische Wetter. Immer wieder schneit es. Doch der Mercedes hat dank zweier angetriebener Hinterachsen eine gute Traktion. „ Ich war überrascht, wie gut geräumt und gestreut die Fahrbahnen waren,“ sagt Fahrer Ron. Und das ist auch gut so. Denn bei schneebedeckter Straße hätte der Konvoi die starken Steigungen und Gefälle am Kirchberg nicht bewältigen können. red