Auch der Vorstoß für das 100-Milliarden-Euro-Paket zielt darauf ab, die Last der Ukraine-Unterstützung auf mehr Schultern zu verteilen. Bislang zahlen die USA nach Angaben Stoltenbergs rund 50 Prozent der Militärhilfen für die Ukraine. Von den 100-Milliarden-Euro-Paket der Nato müssten sie nach dem Finanzierungsschlüssel des Bündnisses aus dem Jahr 2023 nur etwa 16 Prozent zahlen - genauso viel wie Deutschland. Große Mehrbelastungen könnten hingegen auf andere Länder wie Frankreich, Italien und Spanien zukommen. Sie leisten derzeit im Verhältnis zu ihrer Wirtschaftskraft vergleichsweise wenig Militärhilfe für die Ukraine.
Ob die Vorschläge Stoltenbergs umgesetzt werden können, wird sich in den kommenden Monaten bis zum Gipfeltreffen im Juli zeigen.
Baerbock warnt vor Zahlenjonglierei
Außenministerin Annalena Baerbock sagte mit Blick auf mögliche neue Koordinierungsaufgaben der Nato, für die Planung von Waffenlieferungen und Ausbildungsaktivitäten verlässliche und langfristige Strukturen zu schaffen, sei "richtig und wichtig". Vergleichsweise kritisch äußerte sich die Grünen-Politikerin nur zu dem Vorschlag Stoltenbergs, der Ukraine über die Nato Militärhilfen im Wert von 100 Milliarden Euro zuzusichern. "Wichtig ist hier, dass wir die Prozesse zwischen EU und Nato nicht duplizieren", sagte sie mit Blick auf bereits existierende Finanzierungsinstrumente der EU. Sie halte es nicht für sinnvoll, jetzt mit Zahlen zu jonglieren.
Am zweiten Tag des Außenministertreffens soll der 75. Geburtstag der Nato gefeiert werden. Das Verteidigungsbündnis war am 4. April 1949 in Washington als Reaktion auf die als bedrohlich wahrgenommene Politik der kommunistischen Sowjetunion gegründet worden. Im Kalten Krieg sollte das Verteidigungsbündnis der östlichen Militärmacht ein abschreckendes Gegengewicht entgegensetzen und zu Frieden und Sicherheit beitragen.
Der Nato-Generalsekretär zeigte sich überzeugt, dass das Bündnis dabei noch lange nicht an seine Grenzen gekommen ist. Auch die Ukraine werde Mitglied der Nato werden, sagte der Norweger mit Blick auf ein Gipfelbeschluss aus dem Jahr 2008. Die Frage sei lediglich, wann sie Mitglied werde, nicht ob.