Philipp Galewski ist seit 1. Juli neuer Geschäftsführer von Medi Bayreuth „Halle ist nur bedingt bundesligatauglich“

Selbstbewusst: Philipp Galewski geht seine Aufgabe als Geschäftsführer von Medi Bayreuth optimistisch an. Foto: Wittek Foto: red

Auf der Geschäftsführerposition soll mit ihm wieder Konstanz einkehren: Am 1. Juli hat Philipp Galewski dieses Amt bei Medi Bayreuth übernommen. Die Playoff-Teilnahme ist für den 27-Jährigen ein realistisches Ziel. Doch dazu müssen die Vereinsstrukturen weiter professionalisiert und Sponsoren langfristig gebunden werden. Und auch in der Oberfrankenhalle sieht er Handlungsbedarf. Warum, verrät Galewski im Interview.

 
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Marko Beens 125 Tage, Martin Piotrowski 13 Monate – die letzten Geschäftsführer waren bei BBC/Medi Bayreuth nicht gerade lang im Amt. Warum ändert sich das mit Philipp Galewski?

Philipp Galewski: Piotrowski sollte ja nur eine Übergangslösung sein, und er war länger im Amt als geplant. Prinzipiell hat sich geändert, dass es jetzt einen Aufsichtsrat gibt. Dieses Gremium hat meine Einstellung einstimmig befürwortet, und ich spüre dort großen Rückhalt. Ich habe meinen guten Job bei der Firma Medi ja nicht einfach so aufgegeben, ich musste eine Perspektive sehen – und die sehe ich beim Verein. Wenn nicht etwas grundsätzlich schief läuft, bleibe ich dem Verein lange erhalten.

Klingt so, als hätte der Verein lange an Ihnen „gebaggert“?

Galewski: Die Zusammenarbeit war schon zu meiner Zeit bei der Firma Medi sehr intensiv. Aber ja, ich war am Anfang skeptisch. Doch mit der Zeit haben sich Voraussetzungen ins Positive geändert, da habe ich gesagt: Jetzt passt es. Ein wesentlicher Grund war Trainer Michael Koch. Ich bin kein Basketballer und habe nicht diese spezifische sportliche Expertise. Da ist es gut, dass Koch für den sportlichen Bereich zuständig ist.

Im sportlichen Bereich hätten sie sich ja sowieso kein Mitspracherecht sichern können, hier hat sich Koch das alleinige Hoheitsrecht ja vertraglich festschreiben lassen.

Galewski: Letztendlich unterschreibe trotzdem ich die Spielerverträge. Und wenn die Verpflichtung eines Spielers unseren finanziellen Rahmen sprengt, lege ich mein Veto ein. Aber wir haben ein funktionierendes System: Koch hat einen Etat, mit dem er nach seinen Wünschen arbeiten kann. Unser Trainer kann mit dieser Situation umgehen. In Bonn hatte er auch einen relativ geringen Etat und war trotzdem Stammgast in den Playoffs. Er hat mein vollstes Vertrauen.

Was sind dann die Stellschrauben, an denen Sie künftig drehen?

Galewski: Ich werde die Professionalisierung der Vereinsstrukturen weiter vorantreiben. Beispiel Geschäftsstelle: Mittelfristig muss sie erweitert werden. Im Moment erledigen vier Angestellte Aufgaben, für die andere Vereine zehn bis zwölf Mitarbeiter haben. Wir machen aktuell unsere Sache gut, doch wenn wir kurzfristig zwei Mitarbeiter mehr hätten, wäre das super. Langfristig muss die Mitarbeiteranzahl in der Geschäftsstelle kontinuierlich weiter ausgebaut werden. Dann kann man richtig was bewegen.

Personal kostet Geld – also muss auch die Einnahmenseite verbessert werden.

Galewski: Mein Kerngebiet ist Marketing und Vertrieb. Ich gehe selbst auf Sponsorenakquise. Ich stelle mich nun allen bestehenden Sponsoren vor und versuche Steigerungspotenziale zu finden. Dabei suche ich den persönlichen Kontakt zu den Sponsoren, zeige ihnen eine Entwicklung auf. Ich will sie langfristig binden, so wie das meinem Vorgänger mit Medi als Hauptsponsor gelungen ist. Der Verein muss noch mehr mit dem Standort Bayreuth verbunden sein, Bayreuth ist eben ein Basketballstandort.

Mit den aufstrebenden Vereinen SpVgg und EHC ist Bayreuth aber auch ein Fußball- und Eishockeystandort. Kommt man sich da bei der Sponsorensuche nicht in die Quere?

Galewski: Es sind genug Sponsoren da. Es geht heute nicht mehr darum, auf irgendein Trikot sein Logo draufzuklatschen. Zwischen Verein und Sponsor muss es eine gelebte Partnerschaft geben. Und da sucht sich jeder Sponsor den für ihn passenden Sport. Zudem hat Medi als Bundesligist aktuell die größte Strahlkraft, die müssen wir in die Waagschale werfen. Das ist jetzt keine Herabstufung der Altstadt oder des EHC. Als Sportfan freue ich mich über ihre Erfolge, sie machen Bayreuth in einem größeren Verbreitungsgebiet bekannter.

Die Erfolge locken aber auch mehr Fans in die Stadien. Ein Problem, wo doch Zuschauer in einer Stadt der Größe Bayreuths ein eher begrenztes Gut sind?

Galewski: Sind Zuschauer wirklich ein begrenztes Gut? Ich glaube nicht. Wenn ich auf Basketball blicke, sehe ich sogar ein noch größeres Zuschauerpotenzial. Das Problem sind die limitierten Möglichkeiten in der nur bedingt bundesligatauglichen Oberfrankenhalle. Ja, wir waren nicht regelmäßig ausverkauft – aber das liegt nicht am Faninteresse, sondern daran, dass die guten Platzkategorien begrenzt sind. Wenn ich mir ein Ticket kaufe und dann eingeschränkte Sicht habe, nehme ich diesen Platz nicht wieder. Es muss also in die Struktur der Halle investiert werden.

Hat der Verein die finanziellen Mittel dazu?

Galewski: Mit Sicherheit nicht. Wir brauchen die Unterstützung von Investoren, und auch die Stadt muss mit im Boot sitzen. Sonst geht gar nichts. Die Auslastung der Hallen aller Bundesligisten liegt bei 90 Prozent, die durchschnittliche Kapazität bei 4500 Zuschauern. Irgendwann wird die Liga eine Halle mit 5000 bis 6000 Plätzen als Standard fordern. Vielleicht wird das erst 2020 kommen, aber es kommt. Die Liga will sich weiter entwickeln. Und wir müssen in Bayreuth schon jetzt schauen, dass wir uns vergrößern.

Kann ein kleiner Bundesliga-Standort wie Bayreuth auf Dauer überhaupt mit Großstädten mithalten?

Galewski: Ein kleiner Standort muss immer stärker kämpfen. Aber Größe ist nicht immer ein Erfolgsfaktor, man sieht ja die Probleme, die Köln oder Hamburg haben. Da muss sich höchstklassiger Basketball erst einmal wieder etablieren, und die Konkurrenz durch Fußballvereine ist riesig. In Bayreuth ist Basketball dagegen eine ganz andere Nummer, wir sind hier Platzhirsch.

Platzhirsch in Bayreuth – ja. Aber es gibt mit Bamberg auch noch einen sehr erfolgreichen Nachbarverein. Ist diese Konkurrenz fördernd oder belastend?

Galewski: Bamberg ist eine Hausnummer, aber Basketball ist in ganz Franken eine Hausnummer. Und das ist super. Es gibt Rivalitäten, volle Hallen, tolle Spiele – also alles, was Sport ausmacht. Aber jeder Verein kämpft mit seinen Mitteln. Ein Sponsoring im niedrigen fünfstelligen Eurobereich ist in Bamberg nichts Besonderes, bei uns dagegen schon. Warum soll in Bayreuth nicht das Modell funktionieren, das der FC Augsburg in der Fußball-Bundesliga vorlebt? Er hat erst erfolgreich gegen den Abstieg gespielt, dabei seine eigene Philosophie entwickelt und mit einem vergleichsweise kleinen Etat zuletzt an der Tür zum Europacup geklopft.

Ziehen wir die Parallele zum Basketball: Bayreuth hat zuletzt gegen den Abstieg gekämpft, sind jetzt die Playoffs möglich?

Galewski: Das böse P-Wort. Das soll man doch in Bayreuth nicht in den Mund nehmen. Ich tue es trotzdem. Wenn man Sport treibt, strebt man immer nach Höherem. Wir schaffen gerade die Strukturen, um in Richtung Playoffs blicken zu können. Mein Ziel ist es, jedes zweite Spiel zu gewinnen. Dann steht man auf einem einstelligen Tabellenplatz , und zu den Playoffs ist es nicht mehr weit. Die Playoffs sind mittelfristig unser Ziel. Und wir haben auch unserem Hauptsponsor versprochen, dass wir in der kommenden Saison nichts mit dem Abstieg zu tun haben.

Blicken wir in den Juli 2015: Was würde Philipp Galewski gerne über seine erste Saison als Geschäftsführer sagen?

Galewski: Wir sind zwar leider in der ersten Playoff-Runde gegen Bayern München ausgeschieden, aber wir haben eine spannende Serie geliefert. Auch wirtschaftlich stehen wir gut da: Der Zuschauerschnitt ist gestiegen und wir konnten Sponsoren langfristig binden. Basketball boomt in Bayreuth.

Das Gespräch führte Torsten Ernstberger

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