Auf dem Programm der Bayreuther Kinderoper steht in diesem Jahr Richard Wagners „Lohengrin“ Der Schwan ist los auf Probebühne IV

Von Eva Kröner
Mein lieber Schwan: Elsa, Telramund, König Heinrich und Elsa - im "Lohengrin" für Kinder bei den diesjährigen Bayreuther Festspielen. Foto: Bayreuther Festspiele/Jörg Schulze Foto: red

Auf dem Grünen Hügel beginnen am Freitag nicht nur die Bayreuther Festspiele. Im Schatten des Festspielhauses feiert auch eine neue Kinderoper Premiere – „Lohengrin“ in der Bearbeitung von Daniel Weber und Marko Zdralek. Ein Blick hinter die Kulissen.

 
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Richard Wagners Oper vom Schwanenritter, der nicht nach seinem Namen gefragt werden darf, ist 1850 in Weimar uraufgeführt worden, 164 Jahre später wird sie in Bayreuth erstmals in einer Kinderfassung zu sehen sein. Auch in diesem Sommer stellen die Bayreuther Festspiele wieder eine Opernproduktion für Kinder auf die Bühne, mittlerweile zum sechsten Mal.

Dann fehlt im Bayreuther Kinderoper-Kanon nur noch der „Parsifal“, der für 2015 geplant ist, bevor die Kinderoper mit Neuinszenierungen in ihre zweite Runde gehen soll. Hoffentlich. „Dass es diese Produktionen langfristig auf dem Hügel geben wird, ist wünschenswert“, sagt Dorothea Becker von der BF Medien, „aber das hängt natürlich auch vom Engagement unserer Sponsoren ab.“

Mit Maria-Magdalena Kwaschik hat wieder eine Studentin der Berliner Musikhochschule „Hanns Eisler“ die Regie übernommen. Eine, die mit den Gegebenheiten vertraut ist: 2011 assistierte Kwaschik beim Kinder-„Ring“, jetzt kommt sie als Regisseurin auf die Probebühne IV zurück. Das Abschlussprojekt ihres Regiestudiengangs legt die Bernburgerin mit diesem „Lohengrin“ vor, parallel dazu hat sie bereits eine Stelle als Spiel- und Produktionsleiterin an der Deutschen Oper Berlin angetreten.

Auf bewährte Kräfte setzt die BF Medien als Veranstalterin auch bei den Solisten: Christiane Kohl und Norbert Ernst haben in den Kinderoper-Produktionen schon mehrfach ihre komödiantische Ader gezeigt, in diesem Jahr werden sie mit Elsa und Lohengrin die Hauptrollen besetzen. Auch der Finne Jukka Rasilainen ist Wiederholungstäter: Als Telramund gibt er, nach Sachs und Kurwenal, diesmal den Gegenspieler. Alexandra Petersamer ist als Ortrud für die erkrankte Simone Schröder eingesprungen, Raimund Nolte singt Heinrich den Vogler. Im Sommer 2009 ist, mit dem Wechsel der Festspielleitung, das Projekt Kinderoper in Bayreuth installiert und seitdem jährlich weitergeführt worden. Dass seine Opern für jeden zugänglich sind, sagt Becker, sei das große Prinzip von Richard Wagner gewesen, „deshalb die Intention, auch Kinder an Wagner heranzuführen. Die volle Länge seiner Opern und die Komplexität ihrer Inhalte sind für Kinder nicht unbedingt geeignet.“ Deshalb hat man sich zur Kinderoper entschlossen. Und die will erst mal altersgerecht aufbereitet sein. Daniel Weber ist derjenige, der sich die gewichtigen Klavierauszüge von Wagners Originalopern vornimmt und sie für die Kinderfassung zusammenkürzt. Dann kommt Marko Zdralek ins Spiel, Professor für Musiktheorie an der Bayreuther Hochschule für evangelische Kirchenmusik: Er orchestriert die übrig gebliebene Musik für das Orchester der Kinderoper, das ja nur aus einem Drittel der Musiker besteht, die für Wagners große Opern vorgesehen sind. Die Sprechtexte, die den Zuschauern das Verständnis der Handlung erleichtern sollen, entstehen dann teilweise erst während der Proben: Für sie gibt Daniel Weber nur die Inhalte vor, verfeinert werden sie von Regisseurin und Sängern.

Karten kann man für die Kinderoper zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr kaufen. Natürlich nicht: Die knapp 2000 Tickets, die zur Verfügung standen, waren wie in den Vorjahren innerhalb weniger Stunden vergriffen. Diesen Engpass mal zu entspannen, etwa durch Vorstellungen in einem größeren Saal, dafür sieht Becker keine Möglichkeit: „Den haben wir auf dem Gelände nicht zur Verfügung. Aber mit der Kinderoper vom Festspielhügel weggehen wollen wir nicht, weil sie als fester Bestandteil der Bayreuther Festspiele dorthin gehört.“

 Dreizehn Kinder zumindest werden in diesem Sommer kein Kartenproblem haben: Sie gehören zum Bayreuther Spatzenchor und dürfen im „Lohengrin“ selbst auf der Bühne stehen. Mit Chorleiterin Gerti Richter haben sie den Brautchor einstudiert, sie werden Kulissen schieben und auch sonst allerhand zu tun haben. Dass die Proben noch vor den Ferien stattfinden, macht ihre Planung für Dorothea Becker zur logistischen Herausforderung: „Die Chorkinder gehen noch zur Schule und dürfen darin von uns nicht zu sehr eingeschränkt werden. Ihre Probenzeiten müssen mit den Proben im Festspielhaus und denen der Solisten, die dort fast alle gleichzeitig auch tätig sind, koordiniert werden.“

Zehn Aufführungen wird es von diesem Kinder-„Lohengrin“ geben, die Premiere findet am 25. Juli statt. Am selben Tag wie die der großen Oper im Festspielhaus.