Auf dem „Brauereihof" will sich Gerhard Speckner seinen Traum vom altersgerechten Wohnen erfüllen Architekt will in Bindlach ein Mehrgenerationenhaus bauen

Von Sarah Bernhard
Nach Heinersreuth ist jetzt Bindlach dran: Gerhard Speckner (links, hier mit seinem Mitarbeiter Simon Krause) will auf dem "Brauereihof" eine barrierefreie Wohnanlage verwirklichen. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Die Gemeinde Bindlach sucht einen Investor für das Gelände der alten Brauerei, der Bayreuther Architekt Gerhard Speckner sucht Grundstücke für Mehrgenerationenhäuser. am Am Montagabend stellte er seine Idee im Gemeinderat vor – und könnte damit seinem Traum vom „Servicewohnen" ein Stück näher kommen.

 
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Gerhard Speckner lebt in einem Haus mit vielen Stufen. Und hat mittlerweile ein Alter erreicht, in dem das ziemlich schnell zum Problem werden kann. Also beschloss der 66-Jährige im vergangenen Winter, etwas zu unternehmen – und  fing an, altersgerechte Wohnkonzepte zu entwickeln.   „Ich möchte nicht auf irgendein Pferd setzen und mitgaloppieren, ich möchte selbst Konzepte entwickeln, damit mir mein Geist möglichst lange erhalten bleibt", sagt der Bayreuther Architekt, der in den vergangenen Jahren vor allem Einkaufszentren geplant hat, etwa den Norma-Markt in Weidenberg.

Jetzt will er barrierefreie Häuser und Siedlungen schaffen, in denen sich die Bewohner bei Kaffeekränzchen kennengelernt haben, bevor sie einziehen. In denen Alleinerziehende ihre Kinder zu Ersatz-Omas bringen können und dafür ab und zu Fenster putzen. In denen man sich zwar an seinem Garten freuen kann, aber nicht mehr selbst Rasenmähen muss.  „Servicewohnen" nennt er das: Jeder bekommt den Grad an Betreuung, den er braucht, ohne zu etwas gezwungen zu werden.

„Die Leute wollen auch im Alter beweglich sein"

Damit dieses Konzept funktioniere, müsse mindestens eine äußere Bedingung erfüllt sein: Eine Bushaltestelle müsse zu Fuß gut erreichbar sein. „Die Leute wollen auch im Alter beweglich sein." Apotheke, Arzt und Lebensmittelgeschäft steigerten die Attraktivität zusätzlich, sagt Speckner.

Seit Jahresbeginn hat er seine Idee verschiedenen Gemeinden in Mittel- und Oberfranken sowie der Oberpfalz vorgestellt. Doch obwohl die Reaktionen meist positiv waren, hinkt die Umsetzung hinterher: Die Stadt Hof etwa konnte ihm nur ein ungeeignetes Grundstück anbieten. In Heinersreuth machten die Anwohner Probleme. Doch davon lässt sich Speckner nicht beirren: Er verhandle bereits mit weiteren Heinersreuther Grundstückseigentümern, erste Ergebnisse soll es in den kommenden Wochen geben.

Auch in Bindlach könnte sich der Architekt ein Mehrgenerationenhaus gut vorstellen. Und trifft dort auf offene Ohren: „Wir freuen uns, dass für diese Fläche überhaupt einmal ein Interessent aufgetaucht ist", sagte Bürgermeister Gerald Kolb (WG) gestern bei der Vorstellung des Konzepts im Gemeinderat. Seit 2009 sucht die Gemeinde einen Käufer für das ehemalige Brauerei-Gelände an der Bad Bernecker Straße.

Keine Eile bei Gemeinde

„Wir sind froh, dass sich jemand traut, in dieses trostlose Areal was reinzuplanen", sagt auch Gemeinderat Werner Hereth (SPD). Und Berthold Just (CSU) bestätigt: „Eine brauchbare Idee." Eilig hat es die Gemeinde trotzdem nicht: Laut Kolb müssen noch einige Interna geklärt werden, der Punkt komme wohl „erst im Frühjahr nächsten Jahres" wieder auf die Tagesordnung.

Zudem fordert der Architekt eine Änderung des Bebauungsplans, die den Baubeginn um weitere Monate verzögern würde. Bisher sieht der Bebauungsplan ein U-förmiges Gebäude vor, das an die beiden denkmalgeschützten Gebäude an der Bad Bernecker Straße anschließt, also zur Straße hin geöffnet ist. Dadurch entstünde laut Speckner ein „Schalltrichter", der den Straßenlärm in den Wohnungen noch verstärken würde. Er wünscht sich eine Öffnung nach Süden. Und ein flacheres Dach. „Mit einem hohen Giebel, den man nur mit einer Hühnerleiter erklimmen kann, können ältere Menschen nichts anfangen." Ob das denkmalschutzrechtlich möglich sei, müsse man sehen.

In anderen Gemeinden ist der Architekt schon weiter. Zumindest ein bisschen. In Pegnitz etwa stehen zwar die abschließenden Grundstücksverhandlungen noch aus. Interessenten hätte Speckner dort aber schon genug: „Leute aus den verschiedensten Ecken haben sich dafür interessiert."

Zielgruppe: Bewohner der Kernorte

Doch Speckners Zielgruppe sind vor allem die Bewohner der Kernorte: „Menschen wollen auch im Alter dort wohnen, wo sie immer gelebt haben." Deshalb will er in allen betroffenen Orten mit Fragebögen den Bedarf ermitteln: Wie groß soll die Wohnung sein? Wie viele Zimmer? Wie viele Parkplätze? In Eschenbach (Landkreis Neustadt an der Waldnaab) und Baiersdorf (Landkreis Erlangen-Höchstadt), wo er gleich ein ganzes „Servicewohn"-Viertel plant, soll das noch vor Weihnachten passieren.

Zwischen 2500 Euro und 2700 Euro pro Quadratmeter müssten Käufer investieren, darin seien die Kosten für die gemeinsam genutzte Cafeteria aber schon enthalten. Das entspricht dem regionalen Durchschnitt. Und auch dem, was Speckner in seinen Alterswohnsitz investieren möchte: Wenn ihm die Treppen zu viel werden, wird auch er in eine seiner Wohnungen ziehen. Wenn dann schon eine fertig ist.

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