Auch Launert meldet sich Der Twitter-Rückzug von Dorothee Bär

Dorothee Bär, Staatsministerin für Digitalisierung. Foto: Christophe Gateau

BAD KISSINGEN/BAYREUTH. Kaum ist die umstrittene Wahl des thüringischen Ministerpräsidenten vorüber, sorgen die beiden fränkischen CSU-Bundestagsabgeordneten Dorothee Bär (Wahlkreis Bad Kissingen) und Silke Launert (Wahlkreis Bayreuth/Forchheim) für innerparteilichen Wirbel.

 
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Nur wenige Minuten, nachdem Thomas Kemmerich (FDP) sich mit den Stimmen der AfD und der CDU hat wählen lassen und seinen Amtseid abgelegt hat, gratulierte ihm Bär per Twitter: „Herzlichen Glückwunsch, lieber Thomas Kemmerich!“ Und Silke Launert stellte sich auf Facebook gegen die Kritik hochrangiger Vertreter ihrer Partei an den Vorgängen der Wahl im thüringischen Landtag.

Der Shitstorm nahm seinen Lauf

Die ersten Kommentare unter dem Glückwunsch-Tweet von Dorothee Bär ließen nicht lange auf sich warten: „CDU/CSU werden bald mit der AfD koalieren“, hieß es etwa. Oder: „Wie gut es doch sein kann, dass das Internet nicht vergisst @DoroBaer! Wie können Sie nur!“ Doch noch bevor der große Shitstorm über sie hereinbrach, löschte die Bundestagsabgeordnete offenbar den Tweet.

Den Beleg dafür will „UnionWatch“ auf seinem Twitter-Account geliefert haben. Die Politik-Aktivisten posteten einen Screenshot von Bärs Tweet, der mittlerweile wieder aus dem Netz verschwunden war. Eine Anfrage unserer Zeitung bei der Politikerin nach ihren Beweggründen für den Gratulations-Tweet – und dessen schneller Löschung – bliebt bis zum jetzigen Zeitpunkt unbeantwortet. Gegenüber der „Augsburger Allgemeinen“ äußerte sie allerdings bereits Selbstkritik: „Ich habe Thomas Kemmerich sofort und spontan gratuliert, weil ich ihn gut aus dem Bundestag kenne. Das war ehrlicherweise eine Fehler“, zitiert des Blatt Bär.

Launert übt Kritik an eigener Partei

Ebenfalls in den sozialen Medien hat sich die CSU-Bundestagsabgeordnete des Wahlkreises Bayreuth/Forchheim zu Wort gemeldet. Silke Launert schreibt auf Facebook: „Muss ein CDU-Abgeordneter, der seinem Gewissen unterworfen ist, wirklich einen Linken als Ministerpräsidenten wählen und darf keinen FDPler wählen?“ Es gehe nicht um ein Regierungsbündnis mit der AfD. Kritik übt Launert an ihrer eigenen Partei. „Leider spüre ich, dass die Reaktion der Unionsspitze wieder mal viele konservative Wähler vergrault, aber sich nicht auf die Lins-Grüne-Seite.“ Mit ihren Äußerungen bezieht sich Launert auf einen Kommentar der „Neue Zürcher Zeitung“. Dort ist unter anderem zu lesen: „Was im Erfurter Landtag stattgefunden hat, ist eine freie Wahl, und darüber hinaus hat ein liberaler und bürgerlicher Kandidat diese Wahl gewonnen. Es gibt keinen Grund das Ergebnis moralisch zu verurteilen.“

Brisant sind Postings der beiden CSU-Bundestagsabgeordneten deshalb, da sich kurz nach Kemmerichs Wahl und den umstrittenen Vorgängen im Thüringer Landtag CSU-Ministerpräsident Markus Söder und zahlreiche hochrangige Unions-Politiker von dem Verhalten ihrer Parteikollegen und thüringischen Landtag distanziert haben. Übereinstimmend kritisieren sie die Abgeordneten für deren gemeinsames Votum mit der AfD für den FDP-Kandidaten Thomas Kemmerich. Söder nannte die Wahl einen „inakzeptablen Dammbruch, sich mit den Stimmen der AfD und gerade mit den Stimmen von Herrn Höcke zum Ministerpräsidenten wählen zu lassen“. „Dies ist ein hochriskantes und aus unserer Sicht nicht akzeptables demokratisches Abenteuer, das da in Thüringen passiert.“ Ebenso wie zahlreiche weitere Politiker der CDU und anderer Parteien sprach er sich für Neuwahlen in Thüringen aus.

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