Der Landwirtschaft fehlt das Personal
Es ist ein Teufelskreis. Weil gleichzeitig diejenigen weniger werden, die als Betriebshelfer infrage kommen. Händeringend würden mittlerweile selbst Städter gesucht, die das Handwerk Landwirtschaft als Ausbildungsberuf lernen wollen, sagt Scherm. Weil die Bauern mit den großen Höfen für Betriebshilfe keine Zeit mehr haben. Und weil der Nachwuchs fehlt, der sich auf fremden Höfen und Feldern erste Sporen verdienen könnte. „Wir haben extreme Probleme, die Nachfrage abzudecken“, sagt Scherm. Die Lücke versucht er mit hauptamtlichen Kräften zu schließen. Drei davon beschäftigt der Maschinenring seit kurzem selbst. Über andere, die vom evangelischen Betriebshelferdienst Bayern kommen, führt er Aufsicht. Auch sie sind immer häufiger im Einsatz.
Dabei gibt es zahlreiche Gründe, warum Landwirte auch im Nebenerwerb als Betriebshelfer arbeiten sollten, sagt Galster. Bevor er selbst Hilfe brauchte, bot er seine Hilfe jahrelang an und sagt: „Diese Zeit war besser als jede Lehrzeit.“ Viel für die eigene Betriebsführung habe er dabei gelernt. Über Tierfutter und verschiedene Typen von Landmaschinen. Und Betriebshelfer Riedelbauch sagt: „Früher kannte ich Pferde nur aus dem Fernsehen und von der Koppel. Dann musste ich das erste Mal in einem Pferdebetrieb ran.“
Vertrauter als der Betriebsleiter
Weil Galster wegen der Niere noch immer eine Schiene trägt, rückte diese Woche der nächste Betriebshelfer an. Die Einarbeitung im Stall übernahm Riedelbauch. Sechs Wochen, nachdem er den fremden Kühen an die Euter fasste, sei der Helfer den Tieren vertrauter als der Chef selbst, sagt Galster.
Betriebshilfe in Zahlen
Der Maschinenring Bayreuth-Pegnitz hat 1340 Mitglieder. Darunter nur 70 potenzielle Betriebshelfer. 25 bis 30 sind meist gleichzeitig im Einsatz. 20 000 Stunden der sogenannten sozialen Betriebshilfe kamen so im vergangenen Jahr zusammen. 5000 weniger als noch vor zwei Jahren. Nicht weil die Nachfrage gesunken sei, sondern weil Helfer fehlen um jeder Nachfrage zeitnah nachzukommen. Von sozialer Betriebshilfe spricht man bei Krankheit, Unfall oder Suizid. Bis zu 50 Stunden in der Woche zahlt die Landwirtschaftliche Krankenkasse. Wieviel genau, hängt von Jahreszeit, zu bewirtschaftende Fläche, Viehbestand und Zahl der Mitarbeiter ab.
16 Euro bekommt ein nebenberuflicher Betriebshelfer pro Stunde, rund 13 Euro ein hauptamtlicher, die Sozialabgaben sind da aber schonabgezogen. Soziale Betriebshelfer werden aber auch nur von der Kasse bezahlt, solange sie unaufschiebbare Arbeiten erledigen. Den Stall neu streichen oder Brennholz für den Winter machen gehört nicht dazu. Wenn ein gesunder Bauer Hilfe braucht, weil er mit der Arbeit nicht hinterher kommt, spricht man von wirtschaftlicher Betriebshilfe. Die muss der Landwirt selbst bezahlen.