Experten bleiben verhalten
Bei der Interpretation der Studienergebnisse gibt es jedoch auch Vorbehalte. Unter anderem waren nur gesunde Frauen an der Studie beteiligt, deren Schwangerschaft ohne Komplikationen verlief. „Eine endgültige Bewertung ist aufgrund der Pressemitteilung von Pfizer nicht möglich, dazu braucht man die Originaldaten“, schränkt der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (Stiko), Thomas Mertens, ein. Das Unternehmen habe aber „eine ordentliche Publikation der Studienergebnisse angekündigt“.
Wie der US-Pharmakonzern mitgeteilt hat, hat die amerikanische Zulassungsbehörde FDA den Zulassungsantrag zur vorrangigen Prüfung akzeptiert. Ein Ergebnis soll im August vorliegen – und könnte somit rechtzeitig vor der RSV-Saison im Herbst zum Einsatz kommen. Auch in der EU wird der Impfstoffkandidat einer beschleunigten Bewertung unterzogen.
Pandemie hat Welle wohl begünstigt
„Das Thema ist insofern hochaktuell, als dass durch die Pandemie-bedingten Maßnahmen, etwa Gesichtsmasken, auch die ,normalen‘ RSV-Infektionen gesunder Erwachsener, die meist wie eine leichte Erkältung verlaufen, verhindert wurden und die Mütter weniger RSV-Abwehrkräfte auf ihre Kinder übertragen konnten“, führt Markus Rose aus. Dies habe vermutlich unter anderem die heftigen RSV-Wellen begünstigt.
Hochgerechnet auf alle in Deutschland lebenden Kinder mussten im vierten Quartal 2022 rund 17 000 unter Einjährige im Krankenhaus behandelt werden, wie kürzlich eine Analyse im Auftrag der Krankenkasse DAK ergab. Das seien fünfmal mehr als im gleichen Zeitraum 2018. Der Anteil auf den Intensivstationen sei um 350 Prozent gestiegen.