Ähnlich dünn wie bei der Quellenlage sieht es auch bei den archäologischen Funden aus. Die bisher frühesten datierbaren Schiffswracks mit Kanonen sind das 1440 vor Sizilien gesunkene „Cavoli“-Wrack und eben die „Gribshunden“ von 1495.
„Damit ist die Marsstrand-Kanone nicht nur älter als jeder andere Fund von Schiffsartillerie in Europa. Sie ist auch das älteste Stück Artillerie, das jemals entdeckt wurde“, berichten Staffan von Arbin und seine Kollegen. Der Fund belege zudem, dass Pulverkartuschen früher in Gebrauch waren als bisher angenommen.
Militärische und politische Rückschlüsse
Die Marstrand-Kanone lässt wichtige Rückschlüsse auf die Entwicklung maritimer Artillerie zu. Und: Der Fund vermittelt Einblicke in die politische Machtverteilung in der Region im 14. Jahrhundert. Der Hafen der Inselstadt Marstrand war im Spätmittelalter ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt für den Handel zwischen Westeuropa und dem Ostseeraum. Neben Gefechten der Ostsee-Anrainerstaaten Schweden, Dänemark und Norwegen bestand immer auch die Gefahr von Piratenüberfällen. Wer über eine solche neuartige Waffe verfügte, war gegenüber dem Gegner militärtaktisch eindeutig im Vorteil.
„Als nächstes wollen wir versuchen, das Schiff zu dieser Schiffskanone zu finden“, sagt Staffan von Arbin. „Es ist zwar wahrscheinlich stark degradiert und zerbrochen, aber wenn wir eine gründliche Durchsuchung der Fundstätte und ihrer Umgebung durchführen, könnten wir noch Trümmer des Schiffswracks finden.“