Anwohner haben den Schmutz auf der Straße satt – Deponiebetreiber: „Ich muss weiter machen, um keine Mondlandschaft zu hinterlassen“ Lahm: Streit um Erddeponie

Von Heike Hampl

Ärger um Lastwagen, Ärger um Dreck auf der Straße, Ärger um den Nachbarn. In Lahm ist der Streit um eine Erddeponie neu entfacht. Die Deponie müsste längst geschlossen sein, sagen die Nachbarn. Das stimmt, sagt die Eckersdorfer Bürgermeisterin Sybille Pichl. Stimmt nicht, sagt das Landratsamt. Und dazwischen steht der Betreiber Helmut Parchent, der eigentlich gar nichts sagen will, außer: „Lasst mich in Ruhe.“

 
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Die Deponie: Helmut Parchent aus Lahm betreibt seit mehr als 20 Jahren in Lahm eine sogenannte Geländeauffüllung, umgangssprachlich Deponie. Wer große Mengen Erde loswerden will, ist er hier richtig. Gegen Geld nimmt Parchent die Erde an. Für einen Kubikmeter Erde verlangt er ein bis zwei Euro, sagt er. Mit der Erde füllt er sein Gelände auf. Parchents Vater war es, der die Deponie gegründet hat. „Ich kann doch nichts dafür, ich muss das zu Ende führen, ich will keine Mondlandschaft hinterlassen“, sagt Parchent. Seine Nachbarn sehen das anders. Wenn er wollte, könnte er längst schließen, argumentieren sie. Sie glauben, seine Motivation sei vor allem der Profit. „Ich werde damit nicht reich“, entgegnet Parchent.

Helmut Parchent: Parchent ist Landwirt in Lahm und einer von sechs Betreibern der großen Biogasanlage in Heinersreuth. 42 Jahre lang war der Landwirt für die Freien Wähler im Gemeinderat gesessen. Bei der vergangenen Wahl im März hat er sich aus Altersgründen nicht wieder aufstellen lassen. Ihm wäre es am liebsten, wenn über seinen Betrieb und die dreckige Straße nicht gesprochen würde, nur ungern äußert er sich öffentlich. „Ich will meine Ruhe“, sagt er. Ärger hatte er wegen des Drecks schon öfter.

Die Nachbarn: Steffen Kruck wohnt gegenüber der Deponie, er ärgert sich über den Straßendreck. „Der Schulbus kann auf dem Schmutz nur Schrittgeschwindigkeit fahren. Der Verkehr ist beeinträchtigt, ich mag nicht mehr zuschauen“, sagt er. Besonders bei Frost werde die Straße glatt. Betroffen sind nicht nur die Bürger von Lahm, auch die Bewohner von Neustädtlein müssen durch den Dreck fahren. „Wir bekommen öfter Anrufe von Bürgern, die sich darüber beschweren“, sagt Verwaltungsleiter Bernhard Brosig. Und nicht nur Kruck ist sauer auf Parchent. „Er ist für Argumente nicht zugänglich und aufbrausend“, sagt eine Nachbarin am Telefon. Ist die Straße extrem verschmutzt und kommt Parchent mit dem Reinigen selbst nicht hinterher, rufen die Nachbarn beim Landratsamt oder der Polizei an. Wird die Straße daraufhin von einem Streckenwart gereinigt, muss Parchent das bezahlen. Er sagt: „Der Dreck stammt nicht nur von mir. Wir leben auf dem Land, es fahren auch schmutzige Traktoren herum. Da sind ein paar Bätzchen Erde unvermeidbar.“

Die Bürgerversammlung: Am Mittwochabend hat Steffen Kruck seinen Ärger herausgelassen und sich bei der Gemeindeverwaltung beschwert. Bürgermeisterin Sybille Pichl zeigte Verständnis. Allerdings ist nicht die Gemeinde, sondern das Landratsamt für den Betrieb zuständig. Pichl sagte, es dürfe kein weiterer Erdaushub gebracht werden. „Ich bin froh, dass das Landratsamt endlich klar Stellung bezogen hat“, sagte Pichl. Nur: So klar ist die Stellungnahme des Landratsamtes gar nicht. Sprecher Michael Benz teilt mit: Da geht noch was. Parchent darf noch Erde bekommen, um seine Deponie zu kultivieren. Die Fristen werden überwacht, Verstöße mit Bußgeld geahndet. „Mal kommen drei, mal zehn Lastwagen am Tag. Da gibt es keine Regel. Ich brauche so viel, wie ich eben brauche“, sagt Parchent. Im Neubaugebiet Brunnenwiese in Eckersdorf wirbt er für seinen Betrieb. Gemeindemitarbeiter entfernen die Schilder.

Die Zukunft: Noch bis Mitte des kommenden Jahres darf Parchent Erde anliefern lassen. Aber nur, um das Gelände zu formen und zu bepflanzen. Allerdings sind diese Fristen in der Vergangenheit immer wieder verlängert worden. Für Außenstehende schwer verständlich. „Auch aus Verwaltungssicht ist dieses Vorgehen nicht nachzuvollziehen“, sagt Bernhard Brosig aus dem Eckerdorfer Rathaus. „Ich bin mit dem Kultivieren einfach nicht fertig geworden“, begründet Parchent das. Ob er seinen Betrieb im kommenden Jahr tatsächlich einstellt, bleibt also offen.