Anwohner erschrocken: Stadt lässt Bäume und Sträucher entfernen Bayreuth: Kahlschlag an Herzogmühle und in der Hammerstatt

Von Frank Schmälzle

Anwohner und Spaziergänger sind entsetzt: An der Herzogmühle und in der Hammerstatt hat die Stadt Bäume fällen und Büsche entfernen lassen. Zumindest an der Herzogmühle im großen Stil. Musste das sein? Die Stadtverwaltung sagt: Ja. Aber es könnte noch Probleme geben. Mit Fotostrecke.

 
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Das Bundesnaturschutzgesetz sieht vor, dass nur in Ausnahmefällen während der Vegetationsperiode abgeholzt werden darf, sagt Stefan Bouillon. Die beginnt am 1. März und endet am 30. September. Ihr Sinn: Sie soll den Brut- und Lebensraum von Vögeln zu schützen. Deshalb, sagt Hochbauamtsleiter Boullion, hat die Stadt gehandelt. Hat an der Herzogmühle und in der Hammerstatt Büsche und Bäume entfernen lassen. Weil an beiden Orten in diesem Jahr große Bauprojekte starten sollen. „Wir waren tätig, damit wir nicht zu Baubeginn im Sommer behindert werden.“

Herzogmühle: Der Stadtrat hat es so beschlossen. Bayreuth soll Standort einer Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge werden. Die wird an der Herzogmühle entstehen und im Sommer 2016 in Betrieb gehen. Auf dem 43.800 Quadratmeter großen Areal wird in den kommenden Monaten ein knappes Dutzend neuer Gebäude mit einer Fläche von 18.500 Quadratmetern entstehen. Bis zu 530 Asylbewerber werden hier wohnen und betreut. Vier Wohngebäude für die Flüchtlinge, die übrigen sind für Verwaltung, Lager und Technik vorgesehen. Die Erstaufnahmeeinrichtung bringt rund 150 Arbeitsplätze.

Mit dem Stadtratsbeschluss war das Fällen der Bäume und das Abholzen der Büsche beschlossene Sache, heißt es aus dem Umweltamt im Rathaus. Und nach der Rodung, die vor Beginn der Vegetationsperiode stattfand, werde jetzt deutlich, wie groß die Erstaufnahmeeinrichtung werden wird, sagt Bouillon. „Es wird Ersatzpflanzungen geben, wenn die Einrichtung gebaut ist“, verspricht der Hochbauamtsleiter. Dass es wieder so grün wird, wie es an der Herzogmühle einmal war, damit rechnet allerdings niemand. Eine gute Nachricht vor allem für die Bayreuther, die in der Maintalsiedlung wohnen, gibt es aber auch: Der Baulärm soll sich in Grenzen halten. Die Erstaufnahmeeinrichtung soll mit Modulen in Fertigbauweise entstehen.

Hammerstatt: Auf einem stadtauswärts gelegenen Gelände hinter dem Hans-Walter-Wild-Stadion soll eine neue Dreifach-Turnhalle gebaut werden. Auch dort hat die Stadt in den vergangenen Tagen Bäume fallen lassen - konkret: vier nicht von der Baumschutzverordnung der Stadt geschützte Weißfichten. Das soll es vorerst gewesen sein, die übrigen Bäume bleiben. Dass sich Anwohner Sorgen machen, der Bau der Dreifachturnhalle könne ihnen Lärm und Dreck bringen, kann Bouillon verstehen. Aber: „Es wird eine ganz normale Baustelle. Und es ist kein Keller vorgesehen.“ Also: Alles im Rahmen. Starten soll der Bau im Sommer, der Rohbau soll Ende des Jahres stehen. Das also wird die heiße Phase für die Hammerstätter.

Das sagen Umweltschützer: Die Stadt geht ordentlich mit ihren Bäumen um, sagt Peter Ille. „Wir sind froh, dass sich die Stadt 1978 eine Baumschutzverordnung auferlegt hat“, erklärt der Kreisgeschäftsführer des Bundes Naturschutz. Geschützt sind unter anderem Bäume mit einem Stammumfang von mehr als 80 Zentimetern. Anders als die Stadt habe sich im Landkreis keine einzige Kommune zu einer Baumschutzverordnung durchringen können, sagt Ille.

Das bevorstehende Problem: Dass die Herzogmühle so heißt, hat einen Grund. Dort am Main stand einst eine Mühle - und die funktioniert ohne Wasser nicht. Kenner der ersten Planungsentwürfe warnen davor, dass das Wasser beim Bau der Erstaufnahmeeinrichtung zum Problem werden kann.

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