Lieber nicht ins Fünfsternehotel
Wen das viele Gepäck von der Anreise mit dem Zug abhalte, der solle mehr Skiutensilien vor Ort ausleihen, das sei sowieso nachhaltiger – und man habe immer neue und perfekt gepflegte Produkte. „In Amerika ist es ganz normal, dass man mit Jeans und Turnschuhen ins Skigebiet kommt“, sagt Ulrike Pröbstl-Haider. „Dort erkennt man Deutsche daran, dass sie immer ihre eigenen Skischuhe anziehen wollen.“
Und wer bei der Unterkunft auf seinen CO2-Fußabdruck achten will, sollte wissen, dass mit der Anzahl der Sterne auch der CO2-Fußabdruck in der Regel zunimmt, sagt die Expertin. Buchungsplattformen wie Booking.com weisen bereits auf nachhaltige Angebote hin. Ihr persönlicher Tipp sind die „Explorer-Hotels“, eine Hotelkette, von denen es derzeit neun in Bayern und in Österreich gibt – alle zertifizierte Passivenergiehäuser. „Die sind so gut isoliert, dass man den Raum mit seiner Körpertemperatur fast vollständig wärmt.“
Eine Alternative ist ein Skiurlaub in einer der sogenannten Alpine Pearls, das sind 19 Orte in Deutschland, Österreich, Italien und Slowenien, in denen man sich der Nachhaltigkeit verschrieben hat. Dort gibt es spezielle Angebote für Urlaub ohne Auto.
Hallenbad brauche doppelt so viel Strom
Beim Skigebiet sollte man darauf achten, dass es EMAS-zertifiziert ist, sagt Pröbstl-Haider. Das ist das Gütesiegel der europäischen Union für Organisationen mit verbesserter Umweltleistung. „Andere Auszeichnungen und Pistengütesiegel sollte man eher mit Vorsicht genießen, weil die dahinterliegende Bewertung oft intransparent ist oder die Nachhaltigkeit nur unzureichend berücksichtigt.“
Für Emissionen sorgen in einem Skigebiet vor allem der Betrieb der Lifte und die Beschneiung. Laut dem VDS benötigt ein kleines Skigebiet mit 20 Hektar Pistenfläche pro Winter rund 240 000 Kilowattstunden Strom. Ein kommunales Hallenbad habe dagegen einen Bedarf von bis zu 565 000 Kilowattstunden pro Jahr, heißt es vom VDS.
Antonia Asenstorfer vom Vorstand des Verbands deutscher Seilbahnen betont zudem, wie viel Geld die Skigebiete in die Nachhaltigkeit stecken würden: Die Jennerbahn in Berchtesgaden zum Beispiel fahre mit 100 Prozent Ökostrom, die Pistenraupen rund um Oberstdorf sollen bald mit hydrierten Pflanzenölen betrieben werden.
Viele Arbeitsplätze durch den Wintersport
Zudem, betont Guido Sommer, müsse der ökologische Fußabdruck immer auch ins Verhältnis zu wirtschaftlichen und sozialen Effekten gesetzt werden. Beim Wintersport zöge ein Arbeitsplatz bei den Seilbahnen 5,1 Arbeitsplätze in den Ortschaften nach sich. Deshalb sagt Asenstofer: „Nur durch den Wintersport erhalten wir unseren Wohlstand.“ Zudem sei der Spaß im Schnee und in der Natur gerade für Kinder ein großer persönlicher Gewinn, argumentiert Sommer.
Das Skifahren hat aber neben dem CO2-Fußabdruck noch weitere Folgen für die Umwelt. Ein Neu- oder Ausbau der Skigebiete mit neuen Pisten und Parkplätzen stellt einen erheblichen Eingriff in die Landschaft dar. Beim Grünten im Allgäu, dessen Skigebiet ausgebaut werden soll, hat der Deutsche Alpenverein (DAV) daher noch große Bedenken.
DAV wehrt sich gegen Beschneiung
In der Kritik stehen nicht nur am Grünten die Beschneiungsanlagen, die viel Strom verbrauchen, viel Wasser benötigen und für die teils große Speicherbecken in die Berge gebaut werden. Rund 3000 Kubikmeter Wasser pro Hektar können es in einer Saison sein – bei einem kleinen Skigebiet mit 20 Hektar entspricht das dem Verbrauch eines kleinen Dorfes mit 1300 Einwohnern. Der Verband deutscher Seilbahnen betont allerdings, dass das Wasser nicht verloren sei; es gelange mit der Schneeschmelze im Frühjahr wieder in die Bäche der Umgebung.
Dennoch wendet sich der DAV grundsätzlich gegen die Beschneiung. Die Winter würden in den Alpen kürzer werden und die Schneemengen würden abnehmen, sagt DAV-Sprecherin Cornelia Kreß: „Jetzt weiter Natur zu verbauen und Ressourcen zu verwenden für den Ausbau der Beschneiung, die in zehn bis 20 Jahren ohnehin nicht mehr möglich sein wird, halten wir für nicht nachhaltig.“
Skitouren stören Tiere und Vegetation
Skitourengeher
Als nicht sehr umweltfreundlich gelten Skitouren, wenn also Menschen auf Skiern einen Berg besteigen und im freien Gelände weit abseits der Piste runterfahren. Auf den ersten Blick mag diese Art des Wintersports naturnäher erscheinen, weil man nicht auf die Lift-Infrastruktur angewiesen ist. „Für Tiere ist das aber ein extremes Problem, wenn durch ihr Habitat hochgestiegen und abgefahren wird“, mahnt Ulrike Pröbstl-Haider, Professorin für Landschaftsentwicklung, Erholung und Tourismus. Skitourengeher würden oft argumentieren, dass sie keine Tiere gesehen hätten, Untersuchungen hätten aber gezeigt, dass Schneehühner, Wild oder Gämse die Menschen durchaus wahrnähmen und durch sie gestört würden. „Skitourengeher stören im Vergleich zu klassischen Skiläufern ökologisch gesehen 60-mal mehr Fläche.“ Wer eine Skitour machen wolle, solle auf ausgewiesenen Strecken oder neben der Piste aufsteigen – und bevor wertvolle Lebensräume gestört werden, dort auch runterfahren.
Pistenskiläufer
„Auf einer Skipiste kann man auf einem ganz kleinen Raum Zigtausende glücklich machen“, argumentiert Pröbstl-Haider. Durch die Präparation und Schneeauflage werde erwiesenermaßen der Vegetation nicht geschadet, auch wenn immer wieder über dieselbe Stelle gefahren werde. Tiere gewöhnten sich an die Abläufe rund um Pisten. (jub)