Anonym, günstig, kiwigrün Das sind die Grabtrends zu Allerheiligen

Von Sarah Bernhard
Katja Sehnke, Floristin bei der Gärnerei Bauer in Speichersdorf, weiß genau, was heuer zu Allerheiligen aufs Grab kommt: Gestecke in Beerentönen - denn die passen gut zu Erika. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Viele Menschen verbinden den Kirchgang an Allerheiligen mit einem Besuch auf dem Friedhof. Dort könnte es heuer bunter sein als in den vergangenen Jahren: Beerenrot und kiwigrün sind die Gesteck-Farben dieses Herbstes. Doch nicht alle Trends gehen hin zu mehr Fröhlichkeit.

 
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Der Sarg

Einfache Kiefernsärge liegen im Trend, sagt Arno Taplikowski, Bestatter aus Pegnitz. Weil sie billig sind. „Früher konnte ich Särge für 10 000 Euro verkaufen“, sagt der Bestatter. „Heute sagen die Leute: „Die Oma war schon immer einfach, da wollen wir nicht so viel Geld verbrennen.“

Zumal auch die Feuerbestattung seit Jahren beliebter werde. „Wir haben Mitbewerber, die holen die Oma ab und bringen sie direkt ins Krematorium. Da sieht den Sarg dann keiner mehr.“ Das sei nicht nur unangemessen, sondern zerstöre auch die seit Jahrhunderten gewachsene Bestattungskultur in der Region. „Es gibt nur noch einige wenige, die versuchen, die Traditionen aufrecht zu erhalten.“

Kiwigrün. Das sei die Farbe dieses Herbstes, sagt Katja Sehnke, Floristin bei der Gärtnerei Bauer in Speichersdorf. Auch beerenfarbene Töne seien sehr beliebt, „die passen gut zu den Erika, die auf dem Grab gepflanzt werden“. Einen Trend zum Immer-billiger gebe es bei ihnen in der Gärtnerei, die Kunden von Emtmannsberg bis nach Kemnath mit Blumen versorgt, nicht. „Bei uns auf dem Land schaut der Nachbar noch, was man auf dem Grab hat.“ Die Gestecke seien deshalb etwas größer als die in der Stadt. „Manchmal kommen auch Leute, die sagen: Der hat etwas, das will ich auch. Aber eine Nummer größer.“

Der Grabstein

Bunt wird’s auch bei den Grabsteinen. „Die Menschen wollen das ganze Einheitsgrau nicht mehr“, sagt Stefan Womser, Steinmetz aus Pegnitz. „Sie mischen öfter schwarz mit rot oder schwarz mit weiß, um das Ganze ein bisschen aufzulockern.“ Oder sie entschieden sich gleich für Elemente aus Edelstahl oder Glas, „manchmal auch mit Swarovskis“.

Der Trend, das ganze Grab mit Straßsteinchen zu übersähen, sei aber schon wieder vorbei, sagt Nicole Ochs, Steinmetzmeisterin aus Bayreuth. Mit den Friedhofs-Diebstählen seit Anfang September habe das nichts zu tun, „die waren ja erst in den letzten Wochen“. Dafür würden in diesem Jahr verstärkt auf Porzellan gebrannte Fotos nachgefragt.

Wenn überhaupt noch ein Grabstein gewünscht werde. „Heute wollen die Leute nur noch anonyme Gräber“, sagt Ochs. Weil sie meinten, den Angehörigen damit nicht zur Last zu fallen. "Aber das ist völlig bescheuert, weil das möchten die Angehörigen gar nicht.“ Den meisten, sagt Ochs, wäre eine Stätte, an der sie trauern können, viel lieber. „Aber die Familien sprechen sich nicht aus, und dann gibt es kein Zurück mehr.“

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