Kleinigkeiten brachten den Hausherren auf die Palme
Mit fortschreitender Aussage wird immer klarer: Angelika W. hatte das System aus Unterwerfung und Bestrafung so sehr akzeptiert, dass sie die Kontaktanzeigen für neue Gespielinnen Wilfried W.s selbst aufgab, um auszugleichen, dass sie ihm nicht als Traumfrau genügte, wie sie schildert. Mehr noch: sie hatte ihre folgsame Rolle so sehr verinnerlicht, dass sie selbst gewaltsam gegen die Frauen wurde, die nacheinander mit ihr und Wilfried W. unter einem Dach lebten.
Dabei seien es Kleinigkeiten gewesen, die den Hausherren auf die Palme brachten. Ein Haar auf dem Küchentisch, eine Unaufmerksamkeit, ein nicht erwiderter Blick. Er habe dann die Frauen dazu gebracht, auf Zetteln Besserung zu geloben, diese oder jene Fehler nicht wieder zu machen.
Bewerbung bei "Bauer sucht Frau"
Wie die "Bild"-Zeitung berichtet, habe sich Wilfried W. bei "Bauer sucht Frau" beworben. Vor Gericht sagt Angelika W. dass er unbedingt zu "Schwiegertochter gesucht" wollte.
Wie sei es dann gekommen, dass sie selbst handgreiflich geworden sei, will der Richter von Angelika W. wissen. „Was sollte ich denn machen? Wenn sie ihm etwas versprechen?“, fragt sie zurück. Trotz anfänglichen Zuredens hätten die Frauen nicht verstanden, Wilfried zufriedenzustellen. „Anfangs habe ich es ja im Guten versucht. Irgendwann ist der Geduldsfaden am Ende.“ Sie begann ihre neuen Mitbewohnerinnen zu schubsen, riss an den Haaren, kniff sie. Dass diese Strafen erst der Anfang waren, zeigt ihre Misshandlung-Liste.
Mit der Zeit und von Opfer zu Opfer sei die gewalttätiger geworden, gibt sie an. Gewalttätiger noch als Wilfried W.. Zu den Details und zur Frage, wieso am Ende zwei Frauen nicht mehr lebten wird sie im Prozessverlauf befragt werden. Wilfried W. dagegen schweigt bislang beharrlich.
dpa