Jeden Morgen tritt Elfriede Hauenstein auf den Balkon. Guckt, ob die Nachbarn die Rollläden hochgezogen haben. Brigitte Natzi übernimmt die vordere Hausseite. Was für Außenstehende nach der Neugierde älterer Damen aussieht, ist Fürsorge. Denn für alle hier ist die Vorstellung, tagelang tot oder verletzt in der eigenen Wohnung zu liegen, ein Alptraum. „Hier in unserem Haus fühle ich mich sicher“, sagt Brigitte Natzi.
Gutes soziales Netz
Die Senioren sind gut vernetzt. Es gibt Spielenachmittage, einen Freundeskreis, der regelmäßig Veranstaltungen organisiert. „Freilich gibt es auch Bewohner, die mit all dem nichts zu tun haben wollen“, sagt Renate Will vom Freundeskreis. Die 76-Jährige lebt schon seit 15 Jahren gemeinsam mit ihrem Mann im betreuten Wohnen in Eckersdorf. Nur, weil man älter ist, heißt das nicht, dass man dauernd Menschen um sich haben will. „Viele wollen einfach ihre Ruhe“, sagt Will. Dabei geht es den drei umtriebigen Frauen manchmal nicht anders. „Ab sechs Uhr abends brauche ich keinen mehr, da will ich mich in meinen Sessel setzen“, sagt Elfriede Hauenstein.
Regeln, wie in jeder Gemeinschaft
Im betreuten Wohnen in Eckersdorf leben 46 Menschen, davon drei Ehepaare. Die meisten, die alleine hier sind, sind Frauen. Der Zweite Weltkrieg und die Tatsache, dass Frauen älter werden, wirken sich aus. Integration müssen neue Bewohner oft lernen. „Wenn eine neue Nachbarin kommt und sich erst mal nicht anpasst, ist es schwierig“, sagt Will. Es dauert, bis Neue ankommen. Bis sie die Regeln lernen – wie in jeder Gemeinschaft.
Vielen fällt das am Anfang schwer. „Ich habe eine große Wohnung in Nürnberg aufgegeben, lebe hier auf 40 Quadratmetern. Das war am Anfang manchmal schlimm“, sagt Elfriede Hauenstein. Auch sie musste die neue Umgebung erst einschätzen, sich einfügen. Bereut hat sie den Schritt keine Sekunde.
Das lohnt sich, sagen die drei Frauen. Weil es die Angst vertreibt, irgendwann vier Tage lang da zu liegen – einsam und tot.
Info: Beim betreuten Wohnen können Menschen Leistungen buchen, zum Beispiel, wenn sie sich nicht mehr waschen können. Jede Leistung kostet extra Geld. In der Betreuungspauschale sind aber einige Dinge enthalten, bei der Diakonie in Eckersdorf etwa der Notruf-Knopf.