Thema IS-Strategiekonferenz: Lähmender Streit

Von Jens Schmitz

Angesichts des Versagens der UNO haben die USA im Kampf gegen den Islamischen Staat Beachtliches erreicht: Mehr als 60 Länder führt Washington heute auf seiner Liste von Koalitionären gegen den IS-Terror; fünf arabische Länder beteiligen sich offen an den Luftangriffen. Das ist nicht wenig, wenn man bedenkt, wie tief Misstrauen und Antipathie die Akteure teilweise trennen. Ob es reicht, ist eine andere Frage: Wer auf die aktuelle Verbündetenliste kommen will, muss keine allzu engagierten Beiträge leisten. Dem US-Außenministerium zufolge genügt es, „die wahre Natur von IS zu enthüllen“.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Und Konflikte sind programmiert. Die aktuelle Strategiekonferenz bei Washington hat eindrucksvoll unterstrichen, wie dünn die tatsächlichen Übereinstimmungen sind: Koalitionäre können sich noch nicht einmal einigen, worin sie die Hauptbedrohung sehen. Ist es der Islamische Staat, das syrische Regime oder vielleicht doch eher ein Erstarken der Kurdenorganisation PKK? Der Streit lähmt ein effizienteres Vorgehen, und dahinter droht schon der nächste: Die Auffassungen davon, welche syrischen Kämpfer nebst IS unterstützenswert und welche gefährlich sind, gehen ebenfalls weit auseinander.

Dass das Nato-Land Türkei nicht einmal seine Startbahnen freigibt, ist irritierend; das Bombardement von PKK-Lagern zum jetzigen Zeitpunkt auch. Diplomatie kann die Probleme grenznaher Länder Ernst nehmen und trotzdem Druck ausüben, wo sachfremde Eigeninteressen gefördert werden sollen. Vor allem muss sie allerdings mit gutem Beispiel vorangehen: Auch Westeuropa hat lang so getan, als gehe es die Krise vor der eigenen Haustür nichts an.