Angelika und Adolf Klein über Ehrgeiz, Wehmut und Hilfe Obernsees: Ehepaar spendet gemeinsam 300 Mal Blut

Von Heike Hampl
Angelika (63) und Adolf Klein (73) wohnen in Obernsees, die beiden stammen aus dem Rheinland. Gemeinsam haben sie in ihrem Leben so viel Blut gespendet, dass man eine ganze Badewanne damit befüllen könnte. Foto: Wittek Foto: red

Helfen und Hilfe erfahren: Angelika (63) und Adolf Klein (73) aus Obernsees gehören zu den fleißigsten Blutspendern der Region. Die Blutspende ist für beide selbstverständlich. Nicht erst, seitdem sie selbst auf Spenderblut angewiesen waren.

 
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Ein Stich ins Ohrläppchen, Angelika Klein kennt das ja, sie zuckt schon lange nicht mehr zusammen, wenn die Nadel in die Haut dringt. Hämoglobin – dieser Wert ist wichtig für Blutspender. Das ist der Stoff, der das Blut rot macht und der mit dem Stich ins Ohr gemessen wird. Hämoglobin bindet Sauerstoff. Bei Frauen müssen 125 Gramm in einem Liter Blut vorhanden sein, damit sie spenden dürfen. Angelika Klein atmet auf. Das Messgerät zeigt 12,5. Genau an der Grenze, aber ihr Hämoglobin reicht.

Selbst zapfen verboten

Dann legt Angelika Klein sich auf eine Liege im Rot-Kreuz-Haus in Bayreuth. Ihr Lieblings-Mitarbeiter zapft ihre Vene an. „Er ist der beste, ich hab nämlich nur eine ganz dünne Vene, die sich eignet. Und er trifft sie immer perfekt“, sagt die Blutspenderin. Am liebsten würde sich die ehemalige Krankenschwester selbst anzapfen, „aber das darf ich leider nicht“, sagt sie und lacht.

Am Dienstagmittag spendet die 63-Jährige aus Obernsees zum 125. Mal Blut. Ihr Mann Adolf Klein ist stolz. Gemeinsam kommt das Ehepaar nun nämlich auf genau 300 Blutspenden. Eine ganze Badewanne randvoll mit Blut. „Das ist vorbildlich und eine bemerkenswerte Zahl“, sagt Frank Zeißler, Pressesprecher des BRK. Deswegen gibt es für solche Leistungen nicht nur eine Ehrung. Kreisgeschäftsführer Peter Herzing kommt persönlich an die Liege von Angelika Klein, gratuliert, dankt, fotografiert.

Blutspenden im Urlaub

Adolf Klein ist allerdings nicht nur stolz. Sondern auch wehmütig. „Das Blutspenden fehlt mir“, sagt er. Klein ist 73 Jahre alt, in Bayern darf nur spenden, wer höchstens 69 ist. Seine letzte Spende war seine 175., ein Jubiläum. „Ich war ehrgeizig, die 175 wollte ich unbedingt erreichen.“ Sogar im Urlaub, die Familie hat ein kleines Ferienhaus im Schwarzwald, ist er zum Spenden gegangen. „Anfangs ging es mir ohne Blutspenden gar nicht gut. Mein Körper war daran gewöhnt, der Aderlass tat mir immer gut“, sagt er. Klein hat sogar schon nachgefragt, ob die Mitarbeiter ihm das Blut abnehmen und dann vernichten könnten, „machen sie aber nicht“, bedauert er. 

Sein Ehrgeiz wurzelt in seinem unbedingten Willen, der Gesellschaft etwas zurückzugeben. Vor 40 Jahren hat Adolf Klein beschlossen: Ich werde Blutspender. Seine Mutter war damals an Leukämie erkrankt, brauchte Spenderblut. Sie erlag ihrer schweren Krankheit einige Jahre später. Beim Sohn blieb die Trauer, aber auch die Erkenntnis: Blut hilft. Vor fünf Jahren bekam Klein dann ein neues Kniegelenk – und bei der OP selbst sein erstes Spenderblut.

Auch Angelika Klein war bereits auf eine Blutspende angewiesen. Als sie ihr erstes Kind gebar, verlor sie so viel Blut, dass sie fremdes brauchte. Sie will spenden, so lange sie noch darf. Ein bisschen hat sie sich allerdings schon anstecken lassen vom Ehrgeiz ihres Mannes. "Die 150 würde ich schon gern knacken."

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