Amri ist nach italienischen Angaben alleine unterwegs gewesen, als er auf die Polizisten traf. Auf ihn seien zwei Schüsse abgegeben worden, einer habe den Brustkorb getroffen und sei tödlich gewesen, sagte der Mailänder Polizeipräsident Antonio de Iesu bei einer Pressekonferenz am Freitag.
Anis Amri sei „höchst gefährlich“ gewesen und hätte vermutlich erneut zugeschlagen. Die beiden jungen Polizisten hätten sich vorbildlich verhalten und seien mutig gewesen. Sie hätten ihn kontrolliert, weil er ihnen auffällig vorgekommen sei.
Der Polizeipräsident wies Berichte zurück, wonach Amri „Allahu Akbar“ (Gott ist groß) gerufen haben soll. Davon wisse er nichts, sagte de Iesu. Aber Amri habe die Polizisten als „Bastarde“ beschimpft.
Schon vorher in Italien gelebt
Den Angaben des Ministers zufolge besteht nach «allen Untersuchungen, die man in so einem Fall unternimmt», kein Zweifel daran, dass der erschossene Mann der Gesuchte Amri ist. Laut unbestätigten Medienberichten wurde er über Fingerabdrücke und Gesichtsmessungen identifiziert.
Der Tunesier hatte jahrelang in Italien gelebt, zeitweise in Haft. Seine Fingerabdrücke wurden mehrfach an dem Lkw sichergestellt, der am Montagabend in die Budengasse nahe der Gedächtniskirche gerast war.
Auf Amris Spur waren die Ermittler gekommen, als sie in dem Lastwagen seine Duldungspapiere fanden. Das geschah aber erst am Dienstag, weil die Fahrerkabine zunächst versiegelt worden war. Amri, der 2015 über Freiburg nach Deutschland einreiste, war Medienberichten zufolge in Italien und Tunesien zu langen Haftstrafen verurteilt worden.
Abschiebungen von Tunesiern sollen einfacher erfolgen können
Deutschland macht sich auf höchster Ebene für leichtere Abschiebungen von Tunesiern in ihr Heimatland stark, wie eine Regierungssprecherin am Freitag mitteilte. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wolle das Thema Rückführungen am Nachmittag bei einem Telefonat mit dem tunesischen Präsidenten Beji Caid Essebsi anschneiden.
Die deutschen Behörden überprüften nach dem Anschlag von Berlin Sicherheitsmaßnahmen auf allen Ebenen und verstärkten sie vielfach, bekräftigte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums. «Gehen Sie ganz generell davon aus, dass alle Behörden in Bund und Ländern nach solchen Anschlägen alle möglichen Sicherheitsvorkehrungen noch einmal durchgehen, sozusagen jeden Stein umdrehen.» Welche Schritte nach dem Anschlag im Detail ergriffen worden seien, wolle er nicht sagen - damit Menschen, die etwas planten, davon nichts erführen.
Bedrohungslage bleibt hoch
Die Bedrohungslage durch Terror bleibt dem italienischen Ministerpräsidenten Paolo Gentiloni zufolge auch nach dem Tod des mutmaßlichen Attentäters von Berlin hoch. «Die Bedrohung wird nicht unterschätzt», sagte er am Freitag in Rom. Italien sei stolz auf seine Sicherheitskräfte. Ein besonderer Dank gehe an den jungen Polizisten auf Probe, der bei dem Einsatz verletzt wurde.
Einige der Schwerverletzten des Berliner Terroranschlags kämpften auch am Freitag weiter um ihr Leben. Es seien 53 Menschen verletzt worden, 14 von ihnen sehr schwer, sagte Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) bei einer Sitzung des Innenausschusses im Abgeordnetenhaus. Bislang seien sechs Todesopfer identifiziert. Die Identifizierung der übrigen Toten dauere an.
Eventuell Anschlag auf ein Einkaufszentrum geplant
Wegen der möglichen Vorbereitung eines Anschlags auf das riesige Einkaufszentrum Centro Oberhausen nahm die Polizei derweil zwei Männer fest. Nach einem Hinweis aus Sicherheitskreisen drangen Spezialeinheiten in der Nacht zum Freitag in eine Wohnung in Duisburger Stadtteil Marxloh ein. Die beiden Verdächtigen, zwei im Kosovo geborene Brüder im Alter von 28- und 31 Jahren, kamen in Gewahrsam. Die Polizei ging nach ersten Ermittlungen nicht davon aus, dass ein Anschlag unmittelbar geplant war. Auch wurde keine Verbindung zu dem mutmaßlichen Berliner Attentäter Amri gesehen.
dpa