Amoklauf: Hassverbrechen gegen Ausländer

ARCHIV - Blumen und Kerzen am 25.07.2016 vor dem Haupteingang des Olympia-Einkaufszentrums (OEZ) in München (Bayern), drei Tage nach einer Schießerei mit Toten und Verletzten. (zu dpa «Expertengespräch zu Hintergründen und Folgen des Münchner Amoklaufs» vom 06.10.2017) Foto: Peter Kneffel/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++ Foto: red

Was trieb den Münchner Amokläufer David S. dazu, neun Menschen zu töten? Drei Gutachter stufen die Tat als Hassverbrechen ein, doch über das Motiv des Täters sind sie sich uneins.

 
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Der Amoklauf in München war nach Ansicht von drei Gutachtern ein rechtsextremes Hassverbrechen. Der Täter David S. sei ein sogenannter «einsamer Wolf» gewesen, der einen Terroranschlag verübt habe, sagte der Politikwissenschaftler Florian Hartleb am Freitag in München. Dass sich S. vorrangig für Mobbing in der Schule habe rächen wollen, reiche als Erklärung nicht aus.

Der 18-jährige Täter hatte am 22. Juli 2016 neun Menschen erschossen, die meisten waren Jugendliche mit südosteuropäischen Wurzeln. Im Auftrag der Stadt München untersuchten die drei Gutachter die Hintergründe des Gewaltakts.

Was war der eigentliche Antrieb

Das Geschehen könne «als Akt eines allein handelnden Terroristen» bezeichnet werden, heißt es im Gutachten des Direktors des Jenaer Instituts für Demokratie und Zivilgesellschaft, Matthias Quent. Dabei seien allerdings persönliche und politische Faktoren «untrennbar miteinander verschmolzen». Im Ergebnis müsse die Tat zwingend als «politisch motivierte Kriminalität» eingeordnet werden.

Der Berliner Professor für Politikwissenschaft und Soziologie Christoph Kopke sagte hingegen, es sei dem Täter «nicht darum gegangen, eine politische Aussage zu treffen». Vielmehr seien die psychischen Erkrankungen von David S. «der eigentliche Antrieb» für die Tat gewesen, zudem auch die Rache für das Mobbing. Der Schüler habe Ausländer dafür verantwortlich gemacht, dass ihm Unrecht widerfuhr.

Von Rache und Wut geleitet

Diese Einschätzung stützt das Ergebnis der Münchner Staatsanwaltschaft. «Wir sehen nach wie vor das vom Täter erlittene Mobbing im Vordergrund», sagte die Oberstaatsanwältin Gabriele Tilmann. Der Täter sei einer rechtsextremen Einstellung gefolgt, doch seien die Kränkungen «tatauslösend» gewesen. Auch der Leiter der Sonderkommission des Bayerischen Landeskriminalamts, Jürgen Miller, sagte, der Mehrfachmord sei «von Rache und Wut geleitet» gewesen.

Vor einem Zugriff der Polizei hatte sich der Amokläufer selbst getötet. Auf seinem Computer fanden Ermittler Dokumente, in denen er sowohl Fremdenfeindlichkeit als auch Rache als Gründe aufführte.

dpa

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