Amateursportler ausgebremst Schützen nutzen Saison-Aus für Sanierungsarbeiten

Holger Peter
Schützenmeister Josef Diertl am nagelneuen Schießstand der Speckbachpelzer in Michelfeld. Den Griff zur Sportwaffe vermissen die Schützen schon fast ein Jahr. Foto:  

„1893 D’ Speckbachpelzer“ bauen ihre Schießstände auf vollelektronischen Betrieb um – Sorge um Nachwuchs und Finanzen

 
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Michelfeld - Nachdem die Bayerische Infektionsschutzmaßnahmenverordnung bis zum 7. März verlängert wurde, hat auch der Bayerische Sportschützenbund reagiert. Sportschießen ist hiernach – wie bisher – derzeit nur für Berufs- und Leistungssportler (Bundes- und Landeskader) möglich, steht es auf seiner Webseite.

Zudem hat der Ligaausschuss Bayernliga beschlossen, dass die Saison abgebrochen wird. „Um einen fairen, sportlichen Wettkampf durchzuführen, bedarf es einige Zeit an Vorbereitung, was in dieser Form nicht möglich ist“, so Jan-Erik Aeply, Vorsitzender des Ligaausschusses. Der gleiche Ausschuss hat aber in einem weiteren Schreiben angekündigt, einen Liga-Cup Bayern durchführen zu wollen.

Einschränkungen hinterlassen Spuren

Eigentlich würden, wie bei vielen Vereinen auch, die Hauptversammlungen anstehen. Aber nachdem die Vereine im vergangenen Jahr auf Vieles verzichten mussten, werden diese erst einmal nicht stattfinden können. Diese Einschränkungen hinterlassen zunehmend Spuren.

Franz Brunner, Präsident des Oberpfälzer Schützenbundes (OSB), will trotzdem versuchen, wenn auch in abgespeckter Form, die Landesmeisterschaft durchzuführen. „Da die Deutsche Meisterschaft stattfinden soll, wollen wir den Schützen die Chance geben, sich dafür zu qualifizieren.“ Die Planungen laufen aber unter den Hygienemassnahmen, die bereits im letzten Jahr ausgearbeitet wurden. Brunner weiß auch, dass es Schützenvereine gibt, die Angst davor haben und von vornherein nicht daran teilnehmen werden.

In einer Konferenz mit dem Innenministerium ging es laut Brunner auch um die Situation in den Vereinen. „Manche Vereine haben so geringe Beiträge, dass sie ihre Feste brauchen, um überleben zu können“, so der OSB-Präsident. Er betont, dass im ländlichen Raum fast jeder Bürger in einem Verein sei. „Dadurch ist der Mitgliedsbeitrag so gering, dass davon kein Verein geführt werden kann.“ Durch die jährlichen Feste (Schützenfest, Weihnachtsfeier und so weiter) können laufende Kosten gedeckt werden. „Nicht so 2020 und womöglich auch heuer nicht.“

Deswegen hätten einige Vereine bereits angefragt, ob man den Verbandsbeitrag an den OSB kürzen könne. „Doch auch wir haben unsere Ausgaben und Abgaben“, so Brunner. „Aber viele Vereine haben nun Probleme, ihre laufenden Kosten zu bezahlen“. Vereinsheime kosten Geld, nehmen aber zurzeit nichts ein, erklärt er weiter. „Und die Coronahilfen passen nicht für die Schützenvereine“, sagt Brunner etwas ärgerlich. Bei den November- und Dezemberhilfen fallen die Vereine heraus, weil sie keine Angestellten haben. Die Heimat- und Brauchtumshilfen vor Weihnachten kamen ebenfalls nicht in Betracht. „Meiner Meinung gehören wir aber dazu“, sagt der Präsident. Schließlich fügt er noch hinzu: „Bei der Sportförderung werden wir immer berücksichtig und das ist sehr gut, aber bei den Coronahilfen überhaupt nicht.“

Die Bindung an den Verein sei laut Brunner eines der Hauptprobleme in der heutigen Zeit. Viele Schützenmeister seien in einem Alter, wo man anderorts ans Aufhören denke. Es komme keine Jugend nach. Dieses Problem hat der Schützenverein „1893 D’ Speckbachpelzer“ in der derzeitigen Form nicht. Der Michelfelder Verein hat eigentlich ein Luxusproblem. „Wir haben am 13. März 2020 das letzte Mal auf unserem alten Stand geschossen“, sagt erster Schützenmeister Josef Diertl. Danach standen die Stadtmeisterschaften an, die jedoch Coronabedingt abgesagt werden mussten. „Da haben wir uns entschlossen, die Stände zu modernisieren und auf vollelektronische Stände umzurüsten“, so Diertl. Nun werden seit Juli die sieben Stände mit einer kombinierten Licht- und Kugelanlage ausgestattet.

„Wir hoffen, in diesem Jahr noch schießen zu dürfen“. Wann dies sein wird, weiß der erste Schützenmeister auch nicht. Aber der Verein halte zusammen und auch die Jugend sei voll motiviert. Finanziell habe der Verein bisher noch nicht unter der derzeitigen Lage gelitten. „Wir haben die Räumlichkeiten gepachtet und dadurch weniger Ausgaben“, betont der oberste Speckbachpelzer . Aber Diertl befürchtet, wie auch Franz Brunner, dass die Auswirkungen der Corona-Zeiten erst in ein paar Jahren zu spüren sind. „Da werden uns die Jugendlichen fehlen, die derzeit entweder austreten oder einfach nicht mehr konkurrenzfähig sind, weil ihnen das Training fehlt.“

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