Amateurmannschaft steht voll hinter der Idee Fichtelberg: Bullheads von geplanter Eishalle begeistert

Von Udo Fürst
19 Mann und eine Frau stark war der Kader der Bullheads in der Anfangszeit, als die Mannschaft noch in einem Skaterpark trainierte. Später zogen die begeisterten Hobbyspieler in die Eishalle nach Mitterteich um. ⋌ Foto: red Foto: red

Nimmt man die Stimmung in der jüngsten Bürgerversammlung als Gradmesser, stehen die Fichtelberger hinter dem umstrittenen Bau einer Eishalle. Gar hellauf begeistert von dieser Idee sind die Bullheads, 20 eishockeybegeisterte Hobbysportler, die bislang weite Wege zum Trainieren und Spielen zurücklegen müssen. „Ja. Natürlich sehen wir dieses Projekt hundertprozentig positiv“, sagt Sebastian Voit (24), einer der Gründer. „Eine Eishalle im Ort. Das wäre ein Traum.“

 
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Für Marco Schrüfer, Spielertrainer der Bullheads, wäre es nur gerecht, wenn dieser Traum wahr werden würde. „Das ganze Geld geht doch sonst immer nach Oberbayern. Da wäre eine Eishalle im Fichtelgebirge ein wichtiges und richtiges Zeichen, dass man uns nicht vergessen hat“, nimmt der 26-Jährige Bad Bernecker die Politik in die Pflicht. Zu politisch aber wollen sie nicht werden, die beiden Cracks der Bullheads. Sport ist eher ihr Ding. Zwangloser Hobbysport ohne Erfolgsdruck. „Bei uns steht der Spaß absolut an erster Stelle“, beteuert Voit. Natürlich wolle man auch gewinnen, aber das sei nicht das Wichtigste, ergänzt Schrüfer, im normalen Leben Voits Arbeitskollege und Kumpel.

Stadtmeister in Pegnitz

Seit 2009 jagen die Bullheads, frei übersetzt „Dickköpfe“, der schwarzen Hartplastikscheibe hinterher. Im wöchentlichen Training, in der Punkterunde der Hobbyliga und bei diversen Turnieren. Etwa 20 Mann von 21 bis 50 Jahren gehören zur Mannschaft, keiner davon hat je ernsthaft Eishockey im Verein gespielt. Trotzdem haben die Fichtelberger schon kleine Erfolge gefeiert. Stadtmeister in Pegnitz, ein dritter Platz in Hof, ein vierter in Mitterteich. 15 bis 20 Spiele bestreiten sie von September bis März. Das Zuhause der Bullheads ist die Eishalle in Mitterteich. Dort zahlt man 100 Euro für eineinhalb Stunden Training. „Das ist viel billiger als andernorts“, weiß Schrüfer. Und unkomplizierter als beispielsweise in Bayreuth, wo man als auswärtige Mannschaft gar keine Chance habe, regelmäßig in die Halle zu kommen. Demnächst wird er mit der Stadtverwaltung wieder die Eiszeiten für die neue Saison vereinbaren. Immer samstags üben die Cracks, weil man da Zeit habe. Schüler, Studenten, Physiotherapeuten, Schreiner, Elektriker, Speditionskaufleute – Voit, der wie Schrüfer bei einer Spedition in Himmelkron arbeitet: „Das geht querbeet durch alle Schichten.“ Sogar geschlechterspezifisch, denn bis vor kurzem spielte auch eine Frau mit, Voits Freundin. Doch nach dem Liebesaus kam auch das Eishockeyaus.

Teurer Sport

Eishockey ist teuer, auch und vor allem für Amateure. Ein Schläger koste mindestens 100 Euro, gute Schlittschuhe fünfmal so viel und eine komplette Torwartausrüstung sei fast nicht zu bezahlen. „Da legst du allein für einen Schoner 1000 Euro hin“, weiß Goalie Voit. Die Bullheads zahlen fast alles aus eigener Tasche. Eiszeit, Ausrüstung, Fahrtkosten. Da ist Voit froh, dass man Sponsoren an der Hand hat, die den Club unterstützen. „Uns tut jeder Euro gut.“ Eine eigene Eishalle würde helfen, Geld zu sparen.

Schuhe als Tore

2008 begannen Voit, sein Bruder Florian, Manuel Lehnert und Thomas Illing Eishockey zu spielen. Zunächst auf einer präparierten Eisfläche am Fichtelsee, später in einem aufgelassenen Skaterpark in Bischofsgrün, mit Schuhen als Tore. „Langsam hat sich das rumgesprochen und wir sind immer mehr geworden; zehn, 15 Leute“, erinnert sich Voit. Ein paar Monate ging das gut, dann wurde die Skaterfläche zu klein. Ab 2009 wagte man sich in Mitterteich auf Kunsteis, trainierte regelmäßig und bestritt die ersten Matches gegen Hobbyteams aus Mitterteich, Weiden und Cheb (Tschechien). „Wir haben immer viel Spaß. Während es bei anderen Mannschaften auch schon mal kracht, bleibt es bei uns ruhig, wird viel gelacht“, betont Schrüfer. „Deshalb sind wir auch so beliebt“, ergänzt Voit.

Anhänger der Tigers

Etwa 20 „Dickköpfe“ zählt die Truppe. Viel mehr brauchen die Bullheads auch nicht. Das hat einen einfachen Grund. „Wir stellen nicht nach Leistung auf. Jeder soll spielen.“ Bei einem größeren Kader wäre das nicht mehr möglich, sagt der Spielertrainer. So gewinnt und verliert man halt mehr oder weniger abwechselnd. Die Teams in der Hobbyliga seien in etwa gleichstark. „Das ist auch gut so. Es hat doch keiner Lust, 0:20 zu verlieren oder 18:1 zu gewinnen.“ Hohe Siege gönnt man da schon eher dem Lieblings-Eishockeyclub. Die meisten Bullhead-Cracks sind natürlich Anhänger der Bayreuth Tigers. Aber laut Voit gibt es auch ein paar Fans der Selber Wölfe und sogar einen, dessen Herz für die Blue Devils Weiden schlägt.

Zurück in den Verein

Voit erzählt, dass es in Fichtelberg schon mal eine Eishockeymannschaft gegeben hat. Vor über 20 Jahren unter dem Dach des TSV. Das könnte vielleicht wieder so werden. Die Bullheads als Sparte im Turn- und Sportverein – darüber habe man schon mal mit dem Verein locker gesprochen. Auch beim SC Neubau habe man vorsichtig angefragt, aber der Skiclub habe abgewunken. „In einem richtigen Verein bist du einfach besser aufgehoben. Das beginnt bei der Versicherung für die Spieler und hört beim Vereinsheim auf.“ Oder vielleicht sogar beim Bau einer Eishalle? Schließlich kommt man als Verein leichter an Zuschüsse als eine Gemeinde.

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