Am Samstag in Sanspareil die nächste Sommerspiele-Premiere Studiobühne: Verwunschen und lustig

Musik und Possen: Die Studiobühne inszeniert Moliéres "Der fliegende Arzt" als Liebeskomödie in barocker Umgebung. Foto: Regina Fettköther Foto: red

Festspiele hat auch die Studiobühne: Der Hochsommer ist für die Bayreuther Bühne so etwas wie die Hochzeit des Freiluftspiels. Mit Moliéres Komödie vom "fliegenden Arzt" feiert die Studiobühne am Samstag ihre letzte Premiere der Saison. Wir sprachen mit Regisseur Dominik Kern.

 
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Sie haben sich für eine Komödie von Moliére entschieden, die ganz gewiss nicht zu seinen bekanntesten gehört. Was hat Sie auf diese abgelegene Komödie gebracht?
Dominik Kern: Wir haben ein Stück gesucht, das die Vorzüge einer klassischen Komödie mit einem kleinen Personen-Tableau vereint.  Weil das da draußen in Sanspareil auch praktischer ist für uns. Da gab es nun die Möglichkeit, eine klassische Komödie von Shakespeare oder Moliére zu nehmen und zu reduzieren, oder die Möglichkeit, einen kleinen Einakter zu nehmen und etwas größeres daraus zu machen.  Dann habe ich eine Fensehaufzeichnung von der Comédie Francaise gesehen, die zeigten "Arzt wider Willen" und "Der fliegende Arzt" an einem Abend, nach einem Text von Dario Fo, mit Musik und Akrobatik - ganz toll! Ich habe mir den Text besorgt, war dann enttäuscht  das sind ja nur 15 Seiten. Ich habe es dann bearbeitet, es wuchs sich aus. Und nun ist es ein abendfüllendes Stück von 95 Minuten.

Wie bitte? Auf dem Flyer steht 80 Minuten. Das Stück war da wohl noch nicht ganz ausgewachsen. Kern: Ja, die Ankündigung haben wir geschrieben, noch ohne richtig zu wissen, wo wir landen würden.

Dass Ihre Schauspieler singen, kann ich mir vorstellen. Aber Akrobatik?
Kern: Die akrobatischen Elemente haben wir gering gehalten, es gibt eine Einlage, wenn der Diener als falscher Arzt zum Fliegen ansetzt. Mehr soll aber noch nicht verraten werden, damit die Spannung noch anhält. Dieser Diener muss jedenfalls, weil er ja zwei Personen verkörpert, von Haus zu Haus fliegen. Wirkliche Akrobatik können wir, da haben Sie Recht,  nicht leisten. Bemerkenswert ist aber auf jeden Fall, dass wir kein separates Orchester für die Musik brauchen. Wir haben sechs Schauspieler, die selber die Musik machen und mit ihren Instrumenten auch immer wieder auf der Bühne stehen.

Außer der Musik: Wie haben Sie das Stück sonst noch angereichert?
Kern: Zu allererst habe ich den Text bearbeitet. Ich habe einige Szenen eingefügt, die das ganze noch besser erklären. Und für die Exposition habe ich noch etwas vor dem eigentlichen Anfang von Moliéres Komödie geschrieben. Und ein paar Rollen habe ich vergrößert. Das war ursprünglich gar nicht geplant gewesen, es wuchs sich aus. Eine zweite Dienerrolle kommt im Original vor, ganz winzig eigentlich, der führt bei mir ins Stück ein, wird da fast zum Zentrum. Ich merkte beim Schreiben, wie diese Rolle immer größer wurde, und so habe ich ihn mit der anderen Dienerin noch verlobt. Da ergibt sich noch ein Plot unter dem anderen Plot.

Wie passt das Felsentheater in Sanspareil zum barocken Komödienstoff?
Kern: Es passt insofern, dass es urig ist. Und die Tatsache, dass es dort kein Kunstlicht gibt, versetzt einen in eine andere Zeit. Unsere Ästhetik ist nicht durchgehend Barock. Unser Spiel ist eher commediaartig, zwar ohne Masken, aber sehr körperbetont. Das Stück spielt zwischen zwei Häusern, die man eigentlich gar nicht sieht. Da helfen uns die Gassen zwischen den Bögen. Genau besehen ist es ein ideales Theater für dieses Stück. Wir wollen die Bühne leerhalten, weil dieses Felsentheater an sich schon ein tolles Bühnenbild ist. Auch durch den Weg dorthin wird man schon auf einen besonderen Abend eingestimmt. Der Moment, da man durch die Grotte läuft, und dann tut sich dieses Theater auf - das ist immer was ganz Besonderes. Das hat was Verwunschenes. Und dann nimmt man so unter den Felsen Platz, wie in einem eingeschworerenen Kreis - fast wie in einer Privatvorstellung bei irgendwelchen Fürsten. 

Der eingebildete Kranke, Arzt wider Willen, Der fliegende Arzt: Woher rührt eigentlich bei Moliére das Interesse an diesem besonderen Thema?
Kern: Wahrschenlich daran, dass er sein Leben lang krank war und auch mit Ärzten Probleme hatte. Moliére fand es wahrscheinlich erstaunlich, dass man sich nur eine Robe überstreifen muss und von da ab den Leuten die Geschichte vom Pferd erzählen kann. Egal was, die Leute glauben's ihm. Wie dem versoffenen Diener in unserem Stück. Der verkleidet sich als Arzt, und auf einmal glauben ihm die Leute alles, auch, dass es in Ordnung ist, wenn er gerade Frauen befummelt. Kleider machen Leute: Moliére hatte offensichtlich seine eigene Meinung über die Richtigkeit dieses Sprichworts.

Termine: Premiere am Samstag, 1. August, 20 Uhr, Sonntag, 2. August, 18 Uhr, Mittwoch, 5. August, 20 Uhr und weitere Termine bis 16. August.

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