Am Samstag gibt die Bayreuther Kickboxerin den Startschuss für die Kampagne „Helfernetz Bayern“ in der Oberpfalz Christine Theiss: "Jeder sollte überlegen, was er tun kann"

Christine Theiss, hier beim Ball der Stadt Bayreuth 2014. Archivfoto: Andreas Harbach Foto: red

Die ehemalige Weltmeisterin im Kickboxen, die Bayreutherin Christine Theiss, engagiert sich seit Jahren ehrenamtlich beim Arbeiter-Samariter-Bund. Jetzt will die Wahl-Münchnerin mithelfen, Nachwuchshelden für die sechs bayerischen Hilfsorganisationen im Bevölkerungsschutz zu gewinnen. Am Samstag (29.) gibt sie den Startschuss für die Kampagne „Helfernetz Bayern“ in der Oberpfalz.

 
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Frau Theiss, wie überzeugen Sie Menschen von ehrenamtlicher Arbeit? Welchen Nutzen haben sie davon?

Theiss: Das Aufgabenfeld ist attraktiv und vielfältig - mehr als nur Hilfe im Altenheim oder im Sanitätsdienst. Und es wird künftig noch mehr Einsatzmöglichkeiten geben, beispielsweise um Flüchtlinge zu betreuen und sie zu integrieren. Die Zahl von 800.000 Asylbewerbern, die Deutschland allein in diesem Jahr erwartet, ist kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Jeder sollte überlegen, was er tun kann. Unter den Hilfsorganisationen und Wohlfahrtsverbänden brauchen wir kein Konkurrenzdenken, sondern neue Ideen, um junge Menschen einzubinden. Für andere Menschen da zu sein, lohnt sich und gibt einem viel zurück.

Braucht ehrenamtliche Arbeit bessere Rahmenbedingungen?

Theiss: Freiwillige brauchen zunächst Dank und Respekt für das, was sie leisten. Wir wollen nicht blöd angemacht werden, wenn wir bei Einsätzen einen Rettungshund dabei haben und mit ihm über eine Wiese gehen oder wie wir unsere Fahrzeuge abgestellt haben. Es sind Menschen, die ihre Freizeit für andere opfern. Es reicht eben nicht aus, nur Steuern zu zahlen. Wer Geld hat, soll Geld geben. Wer Zeit hat, soll Zeit geben. Wünschenswert wäre eine Freistellungspflicht für Ehrenamtliche aller Bereiche - momentan gilt sie nur für bestimmte Bereiche wie zum Beispiel die Freiwillige Feuerwehr. Bisher muss ein Arbeitgeber sie nicht aus dem Job lassen, wenn sie zum Einsatz gerufen werden.

Gibt es Erfahrungen aus Ihrer sportlichen Karriere, die Sie freiwilligen Helfern weiter geben können?

Theiss: Auch wenn Kickboxen eine Einzelsportart ist, habe ich einige Erfahrungen mitgenommen. Erstens: Ich mache es nicht allein für mich, das gilt für Mannschaftssport noch viel mehr. Zweitens: Man braucht Beharrlichkeit im Leben, egal ob im Beruf oder in der Freizeit. Drittens: Es gibt strikte Anweisungen, die besonders in Notfallsituationen oder im Katastrophenfall zu befolgen sind. Im Sport habe ich gelernt: Der Trainer ist der Chef. Nach dem Einsatz kann über einzelne Entscheidungen diskutiert werden, aber nicht mittendrin.

epd

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