Am Donnerstag ist Walpurgisnacht Das geheime Wissen der Kräuterhexen

Von Ulrike Sommerer
Kräuterhexen wissen um die Heilkräfte von Pflanzen. Spitzwegerich hilft bei kleinen Wunden oder bei juckenden Insektenstichen. Foto: dpa Foto: red

Am Donnerstag sollen sie wieder fliegen, die Hexen. In der Walpurgisnacht, heißt es, treffen sie sich am Brocken zum Hexentanz. Hexen gibt es natürlich nicht. Oder doch?

 
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Was ist mit Kräuterhexen? Frauen, die wissen, wie verschiedene Pflanzen wirken, die gibt es doch. Wir haben uns für den Kinderkurier auf die Suche gemacht und Heike Ehl getroffen. Sie lebt in Sandhof. Wenn man sie fragt, ob sie eine Kräuterhexe ist, schlägt sie allerdings die Hände über dem Kopf zusammen. Nein! Um Gottes Willen! Hexen seien böse Frauen, die auch giftige Pflanzen einsetzen, sagt Heike Ehl. Eine solche will sie nicht sein. Heike Ehl will niemandem etwas Böses. Deshalb will sie lieber Kräuterweib genannt werden. Denn mit Pflanzen und deren Wirkung kennt sie sich nämlich tatsächlich aus.

Kräuterweiber hat es zu jeder Zeit gegeben. Diese Frauen wissen, welche Pflanze gegen welche Beschwerden hilft und wie man sie einsetzen muss. Heike Ehl erklärt, dass es wichtig ist, wann die Pflanzen geerntet werden müssen: Bei zunehmendem Mond. Dann würden die Pflanzen stärker wirken, weil ihre Kraft dann in Blättern und Blüte sitze. Bei abnehmendem Mond dagegen ziehen die Pflanzen ihre Kraft in die Wurzeln. Heike Ehl nennt Beispiele für Zauberkraft von Pflanzen:

Spitzwegerich zum Beispiel hilft bei kleinen Wunden oder wenn ihr von einem Insekt gestochen worden seid. Zerreibt ein Blatt, gebt es auf den Stich, schon hört das Brennen und Jucken auf. Den Samen von Spitzwegerich könnt ihr essen. Es heißt, dass man dann schneller zu Kräften kommt, wenn man ihn nach einer Krankheit isst.

Gänseblümchen machen glücklich, verspricht Heike Ehl. Schon deren Anblick mache doch fröhlich, findet sie. Und dann schmecken sie auch noch lecker. Probiert sie einmal als fröhliche Salat-Dekoration oder auf einem Butterbrot.

Lavendel beruhigt, wenn man aufgeregt ist oder schlecht schläft. Die Blüten könnt ihr trocknen und in Kissen füllen.

Alraunen kennt ihr vielleicht von Harry Potter. Die Alraune ist die klassische Zauberpflanze des Altertums und des Mittelalters. Ihre Wurzel war heiß begehrt und galt als zauberkräftig, weil ihre Form der Gestalt von Menschen ähnelt. Die Alraune ist stark giftig und führt zu gefährlichen Rauschzuständen. Alraune soll zum Beispiel bei Schlangenbissen helfen. Es heißt, wenn man ihre Wurzel aus der Erde zieht, schreit die Alraune so sehr, dass der, der die Wurzel zieht, stirbt. Früher, sagt Heike Ehl, habe man die Wurzel von Alraunen als Schutzamulett getragen.

Taubnessel, Gundermann, Thymian, Salbei und Waldmeister können zu einer Hexencreme zusammengemischt werden. Die hilft angeblich, wenn Knochen schmerzen. Man bekommt aber wohl auch schlechte Träume.

Heike Ehl, übrigens, hat früher geholfen, Hexen zu vertreiben. In Dressendorf, wo sie aufgewachsen ist, wurde in der Walpurgisnacht mit Blechbüchsen und Stöcken ganz viel Krach gemacht, um Hexen zu verjagen. Wohl mit Erfolg. Man hat jedenfalls noch nie eine gesehen...

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