Am 1. Mai wird’s ernst 486 Stadt- und Gemeinderäte treten ihr Amt an

Von Moritz Kircher, Sarah Bernhard, Heike Ham
 Foto: red

486 Stadt- und Gemeinderäte treten im Landkreis am 1. Mai ihr Amt an. Ohne sie geht in einer Gemeinde fast nichts. Sie entscheiden, wie viel Geld für welches Projekt ausgegeben wird, welche Straße wann saniert und wer sein Haus wie bauen darf. Wilfried Schober vom Bayerischen Gemeindetag will, dass die Gemeinderäte nicht zu Halbjuristen werden, sondern sich ihren „unverstellten Menschenverstand“ behalten.

 
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„Sie sollen sich unverdorben von Halbjuristerei anhören, was Verwaltung und Bürgermeister vortragen, sich ihre Meinung bilden und dann diskutieren“, sagt Schober, der Jurist. Sie sollten bloß nicht den Mund halten aus Angst, sich zu blamieren. „Mitreden, diskutieren, gemeinsam die beste Lösung für die Gemeinde finden“, sagt Schober. Nicht im Sinn des Gesetzgebers sei es, wenn sich Gemeinderäte im Hinterzimmer bereits absprechen. „Demokratie funktioniert durch Argument und Gegenargument“, sagt Schober. Sonst würden Sitzungen „langweilig und öde“. Auch Verwaltungsdirektor Daniel Frieß vom Landratsamt wünscht sich, dass in Gemeinderäten Offenheit und Öffentlichkeit herrscht. „Erstmal ist alles öffentlich“, sagt Frieß. Nur in Sonderfällen sei Nichtöffentlichkeit zulässig.

Wir stellen Ihnen fünf Gemeinderäte stellvertretend vor:

Nicole Friedel (23) will die Perspektive der jüngeren Bindlacher vertreten. Die Vorsitzende der Landjugend Gräfenthal will „andere Ideen einbringen“. Die 16- bis 18-Jährigen sprechen sie an, sagen, was ihnen nicht gefällt. „Es ist wichtig, dass diese Stimmen gehört werden.“

Mit 40 Jahren ist Benjamin Eismann der Jüngste im Weidenberger Gemeinderat. Er gehört zur Freie Wählergemeinschaft und hat sich vorgenommen, aktiv mitzuarbeiten, „statt einfach immer nur die Hand zu heben.“ Als Rechtsanwalt will er sich einbringen. Eismann: „Ich denke schon, dass ich an bestimmten Punkten juristischen Rat geben kann.“ Sein erste Ansatzpunkte: Unterstützung für Gewerbetreibende vor Ort und eine bessere Außendarstellung Weidenbergs.

Taner Ekici (37) will eine Brücke bilden. Er ist der erste Migrant im Bad Bernecker Stadtrat und hat sich vorgenommen, die Migrantengemeinde stärker für die Politik vor Ort zu interessieren. „Und ich wollte, dass sie bei Problemen eine Anlaufstelle haben, die näher an ihnen dran ist.“ Der SPD-Stadtrat will außerdem neue Angebote für die Jugend schaffen: „Ich würde gerne eine Sportveranstaltung für Erstklässler starten.“ Dass er in den Stadtrat gewählt wurde, war nicht nur für ihn eine große Überraschung. „Sogar die CSU hat gesagt, dass sie froh ist, dass ich reingekommen bin.“ Er freue sich auf die Zusammenarbeit, hoffe aber, dass im Stadtrat so wenig Zeit wie möglich verschwendet wird. „Denn ich will, dass die Stadt gestaltet und nicht nur verwaltet wird.“

Marion Fick (57) will Heinersreuth zu einem familienfreundlicheren Ort machen. „Meine eigenen Enkel wohnen in der Gemeinde, deswegen habe ich einen guten Draht zu Familien-Themen.“ Zum dritten Mal hat die gelernte Justizfachwirtin auf der Liste der SPD für den Gemeinderat kandidiert. „Ich setze mich gern für die Gemeinde ein“, sagt sie. Schon jetzt hat sie an einem Seminar zur Kommunalpolitik teilgenommen – jetzt will sie noch die Gemeindeordnung wälzen, bevor es im Mai losgeht. „Ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit mit allen Fraktionen. Gute Ideen müssen unterstützt werden, egal, wer sie hat.“

Florian Pausch (32) will verbinden. „Ich will ein Bindeglied sein zwischen den Außenorten und der Hauptgemeinde in Eckersdorf“, sagt der Bäcker aus Neustädtlein. Für Pausch ist gesellschaftliches Engagement selbstverständlich. Früher war er Vorsitzender im Burschenverein, organisierte die große Kerwa in Neustädtlein mit. „Ich will nicht immer nur schimpfen und reden, sondern was machen“, sagt Florian Pausch. Als Gemeinderat will er besonders den Abbau der Schulden im Blick behalten. „Nur dann können wir mittelfristig auch größere Projekte angehen“, ist er sicher. Eine Mehrzweckhalle wäre aus seiner Sicht eine Bereicherung für die Gemeinde, sowohl für die Schule als auch für die Vereine.

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