Geschichte aus erster Hand

Von Henrik Vorbröker
Ein lebendes Archiv für Bayreuther Geschichte und selber ein Teil davon: Klaus Bayerlein. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Als am 5. April 1945 die ersten Bomben fallen, ist Klaus Bayerlein acht Jahre alt. Er kann sich an die herabstürzenden Stabbrandbomben erinnern, hat vor Augen, wie der Wilhelmsplatz in Flammen steht; er kennt die bedrückende Atmosphäre eines Luftschutzbunkers. Kurz: Er hat etwas zu sagen. Mit seinem neuen Zeitzeugenforum schafft das Institut für Fränkische Landesgeschichte eine Plattform für solche Geschichten. Nun war Premiere im Iwalewahaus Bayreuth.

 
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„Vorstellen muss ich ihn eigentlich nicht“, sagt Martin Ott, Direktor des Institutes für Fränkische Landesgeschichte mit Sitz in Thurnau, in seiner Einführung, tut es dann aber doch. Ob im Ehrenamt, als sozial engagierter Bürger mit Bundesverdienstkreuz oder als Textilunternehmer des traditionsreichen Familienbetriebes F. C. Bayerlein: Der 81-jährige Klaus Bayerlein blickt zurück auf eine bewegte Lebensgeschichte.

Der „Zahlenmensch“, wie er sich gerne selbst bezeichnet, ist ein Glücksgriff für diese Veranstaltung. Bayerlein berichtet von den Anfängen des Unternehmens. Von seinem Ururgroßvater Johann Gotthilf Bayerlein, mit dem im Januar 1809 an der Maxstraße 58 in Bayreuth in einem Kurz- und Schnittwarengeschäft alles begann.

Heilloses Durcheinander

Die Wirren der Nachkriegsjahre verlangen dem Unternehmen einiges ab. Doch die Familie hält zusammen: Es folgen die Jahre des Wiederaufbaus, geprägt von Flüchtlingschaos und Wohnungsnot.

„Es war ein heilloses Durcheinander. Es herrschte akuter Wohnungsnotstand, und so wurden unsere Hallen, wie auch das Festspielquartier nicht selten mit Hochbetten zu Unterkünften umgerüstet“, erzählt Bayerlein. Er berichtet auch von US-Soldaten, die das Festspielhaus plünderten und mit Opernkostümen bekleidet in ihren Jeeps johlend durch Bayreuths Straßen fuhren.

Mit der Währungsreform kehrt jedoch schnell Stabilität zurück. Die D-Mark gibt Sicherheit und macht unternehmerisches Handeln so erst wieder möglich. Und so ist es Klaus Bayerlein, dem es auch in sechster Generation gelingt, ein florierendes Textilunternehmen mit unternehmerischer Weitsicht und einem großen Spürsinn für soziales Engagement zu leiten.

Selbst als der internationale Markt die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens ins Wanken bringt, beweist Bayerlein pragmatischen Idealismus und verkauft, wenn auch schweren Herzens, 1972 das seit 170 Jahren in Familienbesitz geleitete Unternehmen nach Kulmbach.

Die Qualität macht's

Unternehmerisch geht es dennoch weiter für Klaus Bayerlein: im selben Jahr noch investiert er in Immobilien und begründet so ein weiteres Kapitel Bayerlein’scher Unternehmensgeschichte und eine Ära, die bis heute anhält.

Was er den zukünftigen Unternehmergenerationen in unserem Land raten würde, wird aus dem Publikum gegen Ende gefragt. „Qualität“, antwortet Bayerlein, und gibt gleichzeitig Einblicke in seine Kaufmannsphilosophie: „Wir sind selbst nie ins Ausland gegangen, um billig und auf Massenware produzieren zu lassen, das können andere besser. Wir, und das rate ich auch nachfolgenden Generationen, haben immer mehr Erfolg gehabt mit solider Qualitätsarbeit, die langfristig auch die Region stärkt.“

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