Alpine Coaster bekommt Konkurrenz

Von Andreas Gewinner
Marlon aus Stockau mit Bernd Dinort am Start der alten Sommerrodelbahn. Sie ist seit Mittwoch nach zwei Jahren wider in Betrieb. Der Container im Hintergrund hat die alte Holzhütte ersetzt und wird noch mit Holz verkleidet. Fotos: Andreas Gewinner Foto: red

Mehr als 100.000 Fahrten gab es an der neuen Rodelbahn Alpine Coaster an der Seilbahntalstation seit ihrer Eröffnung vor einem Jahr. Doch seit dem Mittwoch hat die neue Ganzjahresattraktion am Ochsenkopf Konkurrenz bekommen von einem fast 40 Jahre alten Oldtimer. Die Sommerrodelbahn hat nach zwei Jahren ihren Betrieb wiederaufgenommen.

 
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Marlon (drei Jahre) aus Stockau bringt sich mit Bernd Dinort an der Mittelstation auf einem der alten Schlitten in Position. Er ist heute schon beide Rodelbahnen gefahren und kann sich nicht entscheiden, ob die alte oder die neue Rodelbahn besser ist. Auch andere Rodelfahrer sind unentschieden. Am neu verlegten Auslauf direkt neben dem Alpine Coaster klettert ein gewichtiger Urlauber aus Schleswig-Holstein vom Schlitten runter: „Haben beide was.“

An diesem Mittwoch fahren deutlich mehr Leute mit dem Alpine Coaster als mit der gerade wieder eröffneten Sommerodelbahn. Für Betriebsleiter Andreas Schreyer nicht weiter verwunderlich: „Nach zwei Jahren muss sich erst wieder rumsprechen, dass die alte Bahn wieder geht.“ Die 1979 eingeweihte Metallrinne hat ihre Fans: „Wir bekamen jede Menge Mails von Leuten, die die alte Bahn wieder fahren wollten“, erzählt Schreyer. Die Unterschiede liegen auf der Hand: Der Alpine Coaster ist moderner, er ist sicherer, und man kann teils auf Stelzen hoch über der Erde fahren. Und er ist ganzjährige benutzbar. Aber mehr als 40 Stundenkilometer geht nicht. Die alte Sommerodelbahn kann man schneller fahren, wie einen alten Sportwagen, der noch keine Geschwindigkeitsabregelung kennt. Aber er fährt nur im Sommerhalbjahr, und auch nur, wenn es nicht regnet. Sonst würden in der Metallrinne Geschwindigkeiten erreicht, die die Bremsen des „alten Sportwagens“ definitiv überfordern würden.

Und noch einen Unterschied gibt es. Der in Zeiten von behindertengerechten Urlaubsgebieten nicht zu unterschätzen ist: Den Alpine Coaster können auch Rollstuhlfahrer nutzen. Und seit kurzem kommen Rollstuhlfahrer auch leichter hin zum Coaster. Der gesamte Bereich an der Talstation wurde barrierefrei umgebaut. Wo früher Schotter war, ist nun Asphalt. Das Gelände wurde angepasst, so dass Steigungen nun auf maximal zehn Prozent begrenzt sind. Rollstuhlfahrer müssen nicht mal mit Begleitperson kommen, das Seilbahnpersonal hilft gerne beim Ein- und Aussteigen.

Ein Vierteljahr lang dauerte der Umbau des Talstationsbereichs und der Sommerrodelbahn, ohne Betriebsunterbrechung bei Seilbahn und Coaster. Der Auslauf der rund 1000 Meter langen Sommerrodelbahn wurde um etwa 40 Meter gekürzt, eine Kurve vor dem bisherigen Auslauf ist verschwunden. Am Ende werden die Schlitten auf eine kleine schienengeführte Elektrobahn gelegt, die vollautomatisch durch einen Tunnel zur Talstation fährt, wo die Schlitten an die Kabinen gehängt und wieder zur Mittelstation transportiert werden. Das Transportsystem ist eine Eigenkonstruktion der Seilbahnmitarbeiter, „das gibt es auf der ganzen Welt kein zweites Mal“, sagt Andreas Schreyer mit Stolz in der Stimme. Ein fertiges System hätte zwischen 135.000 und 150.000 Euro gekostet, bei sechs Monaten Lieferzeit. Was bedeutet hätte, dass die Sommerrodelbahn dieses Jahr nicht mehr hätte eröffnet werden können. Der Eigenbau hat etwa die Hälfte gekostet, und darin sind die Umbauten an der Bahn selbst schon enthalten. So wurden hölzerne Leitplanken auf einer Länge von rund 150 Metern verbaut, und an einer Stelle musste die alte Bahn um 70 Zentimeter von der Trasse des Alpine Coaster abgerückt werden.

Auch an der Mittelstation ein neuer Anblick: Die alte Holzhütte, die bereits bei der Eröffnung 1979 ein gebrauchtes Teil vom Forst war, hatte endgültig ausgedient. Nun stehen hier im Winkel ein Bürocontainer und ein Seefrachtcontainer, die noch mit Holz verkleidet werden sollen und eine Überdachung davor erhalten. „Nun haben wir auch keine vierbeinigen Mitbewohner mehr“, sagt Schreyer mit Blick auf die Mäuse im alten Holzbau.

Die große Lösung für die Ertüchtigung der Sommerrodelbahn inklusive zugeliefertem Transportsystem hätte rund 270.000 Euro gekostet. Durch den Verzicht auf das fertige Transportsystem und Eigenleistung konnte der Ansatz auf 100.000 Euro gedrückt werden, zuzüglich 40.000 Euro für den behindertengerechten Ausbau an der Talstation. Tatsächlich sind es wohl noch etwas weniger geworden.

Doch wenn der Seilbahnzweckverband (Vorsitzender: Landrat Hermann Hübner) im Oktober zur nächsten Sitzung zusammentritt, wird eine im Mai kontrovers diskutierte und aufgeschobene Entscheidung erneut auf der Tagesordnung stehen: Die Nordbahn ist 25 Jahre alt. Für die Steuerung gibt es keine Ersatzteile mehr. Und die Alternative lautet: Weiterfahren und irgendwann einen längeren Ausfall riskieren. Oder eine neue Steuerung samt Antrieb. Kosten: eine Million Euro, bei rund 15 Prozent staatlichem Zuschuss. Eine komplett neue Kabinenbahn mit höheren Transportkapazitäten würde acht bis zehn Millionen Euro kosten.

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