Schmidt-Kessel: Daten können mehr wert sein als das Auto
Da sei noch viel zu tun, sagt Professor Martin Schmidt-Kessel, Inhaber des Lehrstuhls für Deutsches und Europäisches Verbraucherrecht an der Universität Bayreuth. So sei ungeklärt, welche Gestaltungsmöglichkeiten bei solchen Tarifen versicherungsrechtlich zulässig seien. „Wir wissen noch gar nicht, wie diese Tarife juristisch genau funktionieren“, so Schmidt-Kessel, der als Jurist zu der Thematik forscht.
„Die Telematik-Daten können mehr wert sein als das Auto“, macht Schmidt-Kessel auf den Hintergrund aufmerksam, um den es wirklich gehe: Daten über Gruppen von Fahrern zu ermitteln - um Eingruppierungen und noch mehr Tarife. „Der Versicherer will den konkreten Kunden besser kennenlernen und das Risiko in der Masse einschätzen können.“
Bayreuther Professor: Bezahlen mit Daten noch wenig erforscht
Erstmals würden hier personenbezogene Daten des Halters und des Fahrers als Äquivalent für Geld bewertet. “Das Bezahlen mit Daten ist noch überraschend wenig erforscht; wir stehen da sehr am Anfang“, erklärt Schmidt-Kessel. Im Hintergrund tobe ein Kampf zwischen Versicherern und Autoindustrie, wer diese Daten letztlich bekommen soll - „wem stehen die Daten meines Autos eigentlich zu?“
Telematik-Tarife seien in Italien und Großbritannien schon weit verbreitet. „Die schwarzen Boxen führen dazu, dass sich Fahranfänger dort überhaupt eine Versicherung leisten können“, erläutert Schmidt-Kessel. Die Prämien seien viel höher als in Deutschland.
In Italien muss jeder Versicherer Telematik anbieten
Von Mallinckrodt von der HUK Coburg sagt: "In Italien muss jeder Versicherer Telematik anbieten." Wie das System der HUK Coburg, das im dritten Quartal kommen soll, genau aussehen wird, sagt er nicht: "Wir können noch keine Details zu unserem Produkt herausgeben" - vor allem gibt es noch keine Information darüber, wie viel Geld der einzelne Kunde durch zurückhaltende Fahrweise sparen kann. "Die Kosten für den Einbau der Box übernimmt die HUK Coburg", sagt deren Chef Wolfgang Weiler.
Die Allianz setzt auf das Smartphone
Die Allianz, die ihr Telematik-System schon im zweiten Quartal einführen will, geht einen anderen Weg - ohne eine Box. Wie die Kontrolle des Autofahrers stattdessen bewerkstelligt werden soll, will die größte deutsche Versicherung im April bekannt geben.
Nach Informationen aus Versicherungskreisen setzt die Allianz aufs Smartphone. Der Versicherer Axa ist bereits mit einem Telematik-Angebot per App für junge Fahrer am Markt.
Allianz und HUK Coburg haben zusammen mehr als 18 Millionen Kfz-Kunden.
Eine fest eingebaute Telematik-Box kann auch helfen, einen Unfall sofort zu melden oder ein gestohlenes Auto wiederzufinden.