Allianz und HUK Coburg führen Telematik-Tarife ein Wie Versicherungen Fahrer kontrollieren

Von Elmar Schatz

Wer seinen Fahrstil von der Autoversicherung kontrollieren lässt, kann Geld sparen. Vorsichtiges und vorausschauendes Fahren soll belohnt werden. Wie funktioniert das?

 
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Versicherer sprechen mit Telematiktarifen junge Menschen an.Foto: Bildagentur-online/Tetra-Images Foto: red

Allianz und HUK Coburg bringen in diesem Jahr ihre Telematik-Tarife auf den Markt. Diese lohnten sich vor allem für jemanden, der eine hohe Prämie bezahlt - "wir zielen auf jugendliche Fahrer", sagt Thomas von Mallinckrodt, Sprecher der HUK Coburg. "Im Grunde handelt es sich um eine Verlängerung des begleiteten Fahrens", erklärt er das Kontrollsystem. Wie viel Geld dabei gespart werden kann, lasse sich derzeit aber noch nicht beziffern.

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Box zeichnet alles auf - Tempo, Bremsen, Lenken

Beim neuen Telematik-Tarifsystem lässt sich der Autobesitzer - freiwillig - eine Box ins Fahrzeug einbauen. Damit können unter anderem Geschwindigkeit, sowie Brems-, Beschleunigungs- und Lenkverhalten des Fahrers aufgezeichnet werden.

"Der Kunde zahlt mit seinen Daten"

Je nach Fahrstil können vor allem junge Fahrer mit Telematik-Tarifen Geld sparen. Der Preis dafür ist  nach Ansicht des Versicherungsexperten Sascha Straub von der Verbraucherzentrale Bayern hoch: "Der Kunde zahlt mit seinen Daten, um ein paar Euro zu sparen."

Straub sagt: "Wir raten von solchen Tarifen ab." Mit der Zustimmung zur Überwachung seines Fahrstils werde der Kunde von seiner Versicherung fremdbestimmt. "Jeder Ausrutscher wird sofort aktenkundig."

Die HUK Coburg erprobt Telematik-Boxen seit längerem in Wagen ihrer Mitarbeiter, ebenfalls auf freiwilliger Basis. "Wir testen immer noch, um eine datensichere Lösung zu finden", sagt von Mallinckrodt. "Wir werden nichts machen, was nicht mit den Datenschutzbehörden abgeklärt ist."

Schmidt-Kessel: Daten können mehr wert sein als das Auto

Da sei noch viel zu tun, sagt Professor Martin Schmidt-Kessel, Inhaber des Lehrstuhls für Deutsches und Europäisches Verbraucherrecht an der Universität Bayreuth. So sei ungeklärt, welche Gestaltungsmöglichkeiten bei solchen Tarifen versicherungsrechtlich zulässig seien. „Wir wissen noch gar nicht, wie diese Tarife juristisch genau funktionieren“, so Schmidt-Kessel, der als Jurist zu der Thematik forscht.

„Die Telematik-Daten können mehr wert sein als das Auto“, macht Schmidt-Kessel auf den Hintergrund aufmerksam, um den es wirklich gehe: Daten über Gruppen von Fahrern zu ermitteln - um Eingruppierungen und noch mehr Tarife. „Der Versicherer will den konkreten Kunden besser kennenlernen und das Risiko in der Masse einschätzen können.“

Bayreuther Professor: Bezahlen mit Daten noch wenig erforscht

Erstmals würden hier personenbezogene Daten des Halters und des Fahrers als Äquivalent für Geld bewertet. “Das Bezahlen mit Daten ist noch überraschend wenig erforscht; wir stehen da sehr am Anfang“, erklärt Schmidt-Kessel. Im Hintergrund tobe ein Kampf zwischen Versicherern und Autoindustrie, wer diese Daten letztlich bekommen soll - „wem stehen die Daten meines Autos eigentlich zu?“

Telematik-Tarife seien in Italien und Großbritannien schon weit verbreitet. „Die schwarzen Boxen führen dazu, dass sich Fahranfänger dort überhaupt eine Versicherung leisten können“, erläutert Schmidt-Kessel. Die Prämien seien viel höher als in Deutschland.

In Italien muss jeder Versicherer Telematik anbieten

Von Mallinckrodt von der HUK Coburg sagt: "In Italien muss jeder Versicherer Telematik anbieten." Wie das System der HUK Coburg, das im dritten Quartal kommen soll, genau aussehen wird, sagt er nicht: "Wir können noch keine Details zu unserem Produkt herausgeben" - vor allem gibt es noch keine Information darüber, wie viel Geld der einzelne Kunde durch zurückhaltende Fahrweise sparen kann. "Die Kosten für den Einbau der Box übernimmt die HUK Coburg", sagt deren Chef Wolfgang Weiler.

Die Allianz setzt auf das Smartphone

Die Allianz, die ihr Telematik-System schon im zweiten Quartal einführen will, geht einen anderen Weg - ohne eine Box. Wie die Kontrolle des Autofahrers stattdessen bewerkstelligt werden soll, will die größte deutsche Versicherung im April bekannt geben.

Nach Informationen aus Versicherungskreisen setzt die Allianz aufs Smartphone. Der Versicherer Axa ist bereits mit einem Telematik-Angebot per App für junge Fahrer am Markt.

Allianz und HUK Coburg haben zusammen mehr als 18 Millionen Kfz-Kunden.

Eine fest eingebaute Telematik-Box kann auch helfen, einen Unfall sofort zu melden oder ein gestohlenes Auto wiederzufinden.