Alles neu Wunsiedel Im Frühjahr ist das alte Möbelhaus weg

Matt
Die Wunsiedler Feuerwehren nutzten den leerstehenden Unglaub-Komplex für eine spektakuläre Übung.                                              Foto: Kerstin Morgenroth (oberes Bild)/Florian Miedl

Der Stadtrat beschließt den Abriss des Unglaub-Gebäudes. Auf dem riesigen Gelände entsteht ein neues Wunsiedler Herzstück. Im Februar beginnen die ersten Arbeiten.

 
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Großeinsatz am alten Unglaub-Möbelhaus in Wunsiedel. Donnerstag, später Abend: Die geballte Wunsiedler Feuerwehr samt Drehleiter rückt mit Blaulicht in der Hofer Straße an. Dutzende Feuerwehrmänner und -Frauen legen binnen Minuten hunderte Meter lange Schlauchleitungen und arbeiten sich in dem leer stehenden, verschachtelten Gebäude vor. Das Szenario entpuppt sich als Übungseinsatz, schließlich gibt es wohl kaum ein besseres Gebäude, an dem die Aktiven komplexe Löschtaktiken einstudieren können.

Beste Bedingungen

Vielleicht eine Stunde zuvor im Sitzungssaal im Rathaus. Bürgermeister Nicolas Lahovnik strahlt, als der Stadtrat den „Baudurchführungsbeschluss“ für den Abriss des alten Möbelhauses einstimmig absegnet. Damit kann Wunsiedel ein neues Kapitel der Stadtentwicklung aufschlagen. In der Hofer Straße, am Rande der Altstadt, entsteht ein neues Herzstück: Die Luisenburg-Festspiele erhalten auf dem 7000 Quadratmeter großen Gelände eine neue „Talstation“. In einem Neubau sollen Schauspieler und technisches Personal beste Arbeitsbedingungen vorfinden. Bis es so weit ist, muss das Luisenburg-Team noch einige weitere Jahre in Interimsräumen improvisieren.

Im März hat die Stadt in Absprache mit der Regierung von Oberfranken das Unglaub-Grundstück samt altem Möbelhaus gekauft. Dieses reicht von dem grünen Gebäude südlich des Komplexes bis an die Kreuzung zur Straße „Am Bahnhof“. Auch das Wohnhaus zwischen Post und dem Unglaub-Gebäude hat die Stadt erworben. Die Stadt will die Zimmer während der Festspielsaison an die Schauspieler vermieten.

Die einzige Alternative: Abriss

Die Regisseure und Bühnenmusiker haben die großen Räume des ehemaligen Möbelhauses, in denen Wohnzimmerschränke und Ehebetten verkauft wurden, dieses Jahr zum Proben genutzt. Es wird bei dem einmaligen „Gastspiel“ bleiben. Schon zuvor war allen Bauexperten längst klar, dass sich ein Umbau des Möbelhauses nicht rentieren würde. So lässt sich zum Beispiel nicht einmal mehr rekonstruieren, welche Teile in dem riesigen Komplex im Laufe der Jahre hinzu- oder umgebaut worden sind. Pläne sind kaum noch vorhanden. „Die einzige sinnvolle und kostengünstige Alternative ist ein Abriss des Hauses. Die Arbeiten können jetzt nach dem Beschluss des Stadtrats aller Voraussicht nach im Februar beginnen“, sagt Nicolas Lahovnik.

Allein das alte Möbelhaus hat eine Nutzfläche von 6000 Quadratmetern. Der umbaute Raum umfasst 28 000 Kubikmeter – in etwa die Menge von 28 Einfamilienhäusern. Das Fachbüro Pedall aus Haag hat mehrere Monate lang das Areal nach Schadstoffen analysiert und offenbar kaum nennenswerte gefunden. Letztlich kostet der Abriss ziemlich genau 1,4 Millionen Euro – so steht es in der Beschlussvorlage für den Stadtrat. Dank einer hohen Förderung muss die Stadt davon knapp 140 000 Euro bezahlen. „Allerdings haben wir Informationen, dass die Ausgaben letztlich erheblich niedriger werden als kalkuliert“, sagt Lahovnik in der Sitzung. Genauere Informationen könne er noch nicht geben, da das Gremium darüber erst in nicht-

öffentlicher Beratung entscheiden müsse. Nichtöffentlich daher, weil es um Vergaben gehe.

Festspiele in der Kernstadt

Noch im kommendem Jahr wird das Unglaub-Areal baureif sein. In der Zwischenzeit veranstaltet die Stadt Wunsiedel einen städtebaulichen Wettbewerb. Der Stadtrat erhofft sich dabei Entwürfe, die zwar im engen Kostenrahmen bleiben müssen, aber gerne auch repräsentativ sein dürfen. Sollte alles glattgehen, wird das Luisenburg-Team bis Mitte des Jahrzehnts die neue Talstation beziehen. Allerdings ist angesichts der Energiekrise und der Inflation derzeit kein Bauzeitplan sicher.

Ist das Gebäude fertig, geht auch einer der wohl lange gehegtesten Wünsche der Stadtratsgremien aus mehreren Jahrzehnten in Erfüllung: Endlich werden die Festspiele in der Kernstadt sichtbarer. In dem Gebäude wird auch der Kartenvorverkauf Platz finden, der möglichst bald aus der an den Landkreis veräußerten Fichtelgebirgshalle ausziehen soll.

Vordringlich sind für die Festspiele allerdings angemessene Proberäume. Bis das Ensemble auf der Felsenbühne probt, studieren die Schauspieler die Szenen bislang in anderer Umgebung ein. Unter anderem stellt der Landkreis die Fichtelgebirgshalle zur Verfügung. Auch das Haus der Energiezukunft der Stadtwerke SWW verwandelt sich schon mal in einen Theaterraum. Außer mehreren Probestätten entstehen im „Haus der Luisenburg“, so der Name der neuen Talstation, Werkstätten für die Kulissenbauer und Lager für Requisiten und das technische Equipment. Bisher sind diese ebenfalls im Stadtgebiet verstreut. Die Luisenburg-Verwaltung bezieht in einigen Jahren ebenfalls im Neubau Büros Der Vorteil: Die Absprachen zwischen den einzelnen Abteilungen werden einfacher und die Wege kürzer.

Neue Unternehmen

Letztlich findet sich auf dem weitläufigen Areal aller Wahrscheinlichkeit noch genügend Platz für das Future-Energy-Lab – das ist ein weiterer Wunsiedler Leuchtturm mit bundesweiter Strahlkraft. Wie berichtet, forschen Wissenschaftler und Praktiker in dem Zukunftslabor an Fragen der Energiezukunft und beraten Kommunen aus ganz Bayern, die den Wunsiedler Weg der Energie für ihre Gemeinde anpassen wollen. Schon heute steht fest, dass die Einrichtung weitere Unternehmen anziehen wird. So hat ein Ingenieurbüro mit einer höheren zweistelligen Mitarbeiterzahl Interesse bekundet, sich am Energy-Lab anzudocken.

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