Alle Sturmschäden in den Wäldern zu finden, ist ein Ding der Unmöglichkeit – Wandervereine melden, wenn etwas entfernt werden muss Nach Niklas: Suche nach umgestürzten Bäumen in der Region

Von Ralf Münch
Der Sturm Niklas hat so manch großen Baum umgeworfen. Foto: Münch Foto: red

Nach dem Sturm Niklas müssen die Forstbetriebe die Wälder nach Schäden untersuchen. Das Tückische an Niklas war, dass er nicht flächendeckend gewütet hat, sondern vereinzelt Bäume umgeworfen hat. Die müssen nun gefunden werden.

 
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"Stürme sind ja eigentlich nichts Ungewöhnliches, die kommen in den letzten zwei Jahrzehnten wegen des Klimawandels immer häufiger vor“, sagt Frank Pirner. Er ist der Forstbetriebsleiter der Bayerischen Staatsforsten des Forstbetriebs Pegnitz. Niklas habe seinen Aussagen zufolge nicht das Ausmaß der Zerstörung gehabt, wie erwartet worden war. Es waren gerade einmal etwa 7000 bis 8000 Festmeter Holz, die Niklas flachgelegt hatte – weitaus weniger als erwartet. Vor allem, wenn man bedenkt, dass man im Forstbetrieb Pegnitz jährlich rund 120 000 Festmeter Holz aus dem Wald entnimmt.

Erinnerung an Wiebke

„Als Wiebke 1990 gewütet hatte, da hatten sehr viele Förster Tränen in den Augen. Weil plötzlich eine Arbeit von zehn Jahren zunichte gemacht wurde. Diesmal war es anders. Die Windgeschwindigkeiten waren weitaus geringer als prognostiziert“, fügt er hinzu. Diesmal habe man Glück gehabt. Auch wenn, wie es Pirner sagt, ein Sturm immer einen „langen Rattenschwanz“ hinter sich her zieht. Zum einen müssen die umgestürzten Bäume möglichst schnell aus dem Wald geschafft werde, damit sich keine Borkenkäfer einnisten, zum anderen muss es auch verarbeitet werden. Und das ist nach einem Sturm nicht immer ganz einfach. „Die Sägewerke stoßen da leicht an ihre Kapazitäten und kommen nicht hinterher“, so Pirner. Wenn das passiert, muss das Holz zwischengelagert werden. Dafür hat man sogar Holzlager eingerichtet, bei denen die Stämme ständig befeuchtet werden, damit sie frisch bleiben – eine Menge Arbeit. Und dass nach Stürmen der Festmeterpreis wegen des Überangebots in den Keller geht, ist sowieso logisch.

Haftung für Schäden

Trotzdem: Nach jedem Sturm müssen die Forstbediensteten die Schäden in den Wäldern begutachten. Auch nach dem letzten „bösen Buben“. Für solche Ereignisse hat man auch eine Sturmrichtlinie entworfen, wie Pirner erklärt. Der erste Punkt in dieser Richtlinie lautet: Ruhe bewahren. Pirner: „Wenn ein Sturm ist, dann gehen nicht einmal Profis in den Wald. Und jeder Bürger, der vernünftig ist, macht das dann auch nicht.“ Erst nach dem Sturm wird die grüne Lunge von den Forstmitarbeitern untersucht. Und dabei werden zuerst die Waldbestände an den Verkehrswegen, an öffentlichen Straßen oder an Bahnlinien begutachtet. Das hat Priorität. Ob Äste abgeknickt sind, oder ob Gefahr droht, dass Bäume komplett umstürzen könnten. Diese Überprüfungen werden aber sowieso jedes Jahr gemacht, nicht nur nach einem Sturm. Und das hat auch einen Grund. Denn in diesen Bereichen haften die Bayerischen Staatsforsten für eventuelle Schäden. Anders verhält es sich allerdings bei Wanderwegen.

250 Kilometer Wanderwege

Im Gebiet des Forstbetriebs Pegnitz ist das Netz der Forstwege insgesamt 600 Kilometer lang. Dazu kommen noch rund 250 Kilometer ausgewiesene Wanderwege. Und auf solch einer Strecke alle Bäume an den Wegen zu überprüfen ist eine Sache der Unmöglichkeit. Wanderer, die sich die Waldluft gönnen, machen das auf eigenes Risiko. „Okay, wenn wir offensichtliche Schäden sehen, etwa einen Baum, der sowieso schon angeknickt ist, dann entfernen wir den natürlich. Aber ansonsten begehen Wanderer grundsätzlich den Forst auf eigene Gefahr“, erklärt Eduard Meyerhuber, der Stellvertreter von Pirner. Zur Waldüberprüfung greift man seitens des Forstbetriebs auch auf Bürger zurück, die mit der Arbeit im Wald rein gar nichts zu tun haben. Nämlich auf Wandervereine, mit denen man in Kontakt steht. „Wir haben mit ihnen eine Absprache, dass sie uns melden, wenn sie etwas sehen, was entfernt werden müsste. Das klappt richtig gut“, so Meyerhuber weiter.