Alexandra und Jens Dietrich erinnern sich an ein Land, das es nicht mehr gibt Erinnerungen an eine DDR-Kindheit

Von Ulrike Sommerer

Alexandra und Jens Dietrich, 37 und 39 Jahre alt, erlebten ihre Kindheit in einem Land, das es heute nicht mehr gibt: Sie lebten in der DDR. Für den Kinderkurier erinnern sie sich an diese Zeit und erzählen den heutigen Kindern davon. Von fehlenden Bananen und fehlenden Fußballschuhen und vom Ende der Welt.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Als Alexandra und Jens so alt waren, wie ihr es jetzt vielleicht seid, lebten sie in einem Land, das es heute nicht mehr gibt. Sie lebten in der DDR. Die Deutsche Demokratische Republik (dafür steht die Abkürzung DDR) entstand nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Sieger des Krieges teilten Deutschland damals auf und der russische Teil Deutschlands wurde zu einem eigenen Land: der DDR. Zwischen der DDR und der Bundesrepublik Deutschland wurde eine Grenze errichtet, die man nicht einfach überschreiten konnte. 1989 fiel diese Grenze, ein Jahr später wurden beide Teile Deutschlands vereinigt. Als Alexandra und Jens Kinder waren, gab es dieses Land noch. Alexandra ist heute 37 Jahre alt. Sie lebte als Kind in Kleingera. Das ist ein kleiner Ort in der ehemaligen DDR. Jens ist heute 39 Jahre alt. Er lebte mit seinen Eltern und seiner Schwester in Plauen. Plauen ist gar nicht weit weg von der ehemaligen Grenze, die die beiden Teile Deutschlands damals trennte.

In der DDR regelte der Staat alles.
Wenn sich Jens und Alexandra heute an die DDR erinnern, sehen sie vieles in einem anderen Licht als damals. Denn mit elf und 13 Jahren, oder eben noch jünger, nehme man viele Dinge, die politisch passieren, ja gar nicht wahr, sagen sie. Den beiden sei es als Kinder nicht schlecht gegangen, versichern sie.   „Wir Kinder waren immer beschäftigt, für uns war alles organisiert.“ Kinder in der DDR besuchten alle relativ bald nach ihrer Geburt die Krippe. Denn die Mütter gingen arbeiten. Das wollte die Regierung so. Und für die Kinder war das ganz normal. Schließlich ging es allen Kindern so. Jens und Alexandra gingen also wie alle anderen erst in die Kinderkrippe, dann in den Kindergarten.  Für Schulkinder gab es nach dem Unterricht Arbeitsgruppen. Kinder wurden immer beschäftigt. Sie mussten zum Beispiel Altpapier sammeln oder Altglas. Die Rohstoffe waren in der DDR sehr wertvoll – alles wurde wiederverwertet. Für Alexandra und Jens war das aber kein Problem: „Es hat ja auch Spaß gemacht, immer seine Kumpels zu treffen.“ Sobald die Kinder in die Schule gingen, wurden sie Jungpioniere. Jungpioniere trafen sich regelmäßig zu Gruppennachmittagen und Unternehmungen. Als Jungpionier bekam man das begehrte blaue Halstuch und ein weißes Hemd. Das trugen die Kinder zu feierlichen Anlässen. Nach den Jungpionieren ging man zu den Tählmann-Pionieren (mit rotem Halstuch) und dann zur FDJ, der Freien Deutschen Jugend. In dieser Organisation sollte den Jugendlichen die Ideologie der DDR vermittelt werden. Das heißt, die Kinder und Jugendlichen sollten so denken lernen, wie es die Regierung wollte. Heute wissen Jens und Alexandra, dass die Menschen in der DDR so gesteuert wurden. Aber als Kind habe man da einfach mitgemacht. „Es hat sich gar nicht die Frage gestellt, ob man da mitmacht, oder nicht. Das war einfach ganz automatisch so.“ Schließlich haben das auch alle Freunde getan.

In der DDR gab es viele Dinge nicht, die es im Westen gab – zum Beispiel Bananen.

In der DDR gab es Menschen, die andere ausspioniert haben.

Die Menschen in der DDR durften das Land nicht einfach verlassen.
„Wir haben uns als Kinder nicht eingeschränkt gefühlt“, sagt Alexandra. Denn ihre Familie fuhr schon in den Urlaub, eben nicht nach Italien oder Frankreich, sondern nach Bulgarien oder an die Ostsee im eigenen Land. Als Kind war es Alexandra egal, wohin es in den Ferien ging. Deshalb hat sie die Grenze nicht wahrgenommen. Jens lebte damals in Plauen – das ist nicht weit weg von der ehemaligen Grenze. „Wir haben schon gemerkt, dass die Autobahn zu ende ist und es nicht mehr weitergeht.“ Die Grenze zum Westen sei immer sehr verteidigt worden. Sie galt als Schutz gegen den Westen. Den Menschen in der DDR wurde gesagt, die Mauer und die Grenze diene ihrer Sicherheit.

1989 fiel diese Grenze. Seit 1990 gibt es die DDR nicht mehr.

Bilder