Äußerung eines Staab-Architekten wecken Zweifel an Kostenschätzungen Kannte Hohl die Wahnfried-Kosten?

Von Florian Zinnecker
Von 19,9 Millionen Euro war da noch nicht die Rede: Die Architekten Per Pedersen und Volker Staab nach dem Architektenwettbewerb 2010 mit dem damaligen Oberbürgermeister Michael Hohl und Museumsdirektor Sven Friedrich. Foto: Archiv Foto: red

Wie seriös waren die Kostenschätzungen für die Erweiterung des Richard-Wagner-Museums? 14,95 Millionen Euro sollte das Projekt kosten, als der Stadtrat im Dezember 2011 zustimmte. Jetzt sagte ein beteiligter Architekt, dieser Betrag sei politisch gewollt gewesen. Der damalige Oberbürgermeister Michael Hohl dementiert entschieden.

 
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Haben die Verantwortlichen die Erweiterung schöngerechnet – aus Sorge um die Zustimmung der Stadträte, und im Wissen, dass die angegebene Summe nicht lange haltbar sein würde?

„Nein“, sagt Michael Hohl (CSU) entschieden auf Nachfrage des Kuriers. „Dass es teurer werden würde, hat niemand gewusst. Ich nicht, der Architekt nicht und die Bauverwaltung nicht.“ In Hohls Amtszeit als Oberbürgermeister fällt die gesamte Planung des neuen Museums, der Architektenwettbewerb – und auch die Entscheidung, das Museum zu vergrößern.

Architekt Pedersen stand dem Stadtrat in der September-Sitzung Rede und Antwort zu der neuesten Kostensteigerung bei Wahnfried, zwei Stunden lang. Ursprünglich sollte das neue Museum 12,1 Millionen Euro kosten – laut Machbarkeitsstudie aus 2009, die man aber nicht als Basis nehmen dürfe, wie Stadtbaureferent Hans-Dieter Striedl sagte. Inzwischen geht die Stadtverwaltung von 19,9 Millionen Euro aus – der Anstieg sei die Folge von unvorhersehbaren Erschwernissen, Sonderwünschen und Ausschreibungsergebnissen, sagte Pedersen in der Sitzung.

Im Dezember 2011 lagen die geschätzten Kosten bei 14,95 Millionen Euro, zehn Monate später korrigierten die Architekten die Kalkulation auf 15,5 Millionen. Zuvor hatte die Stadtverwaltung eine Vereinbarung mit dem Bund unterzeichnet, wonach die Stadt Bayreuth alle Kosten, die über die beschlossenen 14,95 Millionen hinausgehen, selbst zu tragen habe.

Diese Summe aber, sagte Pedersen, sei bewusst so niedrig wie möglich angesetzt – und eben politisch gewollt gewesen. „Wie immer sind solche Schätzungen hochkomplex“, entgegnet Volker Staab auf Nachfrage. „Eigentlich dürfte man erst eine Summe nennen, wenn es eine gesicherte Planung gibt.“ Aber natürlich brauche die Politik vorher Entscheidungsgrundlagen – und da träfen bisweilen Notwendigkeiten und politische Zielvorstellungen aufeinander. Die konkreten Zahlen zu Wahnfried aus 2011 habe er nicht mehr im Kopf.

Hohl hätte die Sache noch in derselben Sitzung klarstellen müssen, fordert Karsten Schieseck, Fraktionsvorsitzender der Bayreuther Gemeinschaft (BG). „Er hatte die letzte Wortmeldung zu diesem Thema, sagte dazu aber nichts. Wir gehen davon aus, dass er oder seine Partei dazu noch Stellung nimmt. Sonst bleiben Mutmaßungen im Raum stehen“ – Mutmaßungen, dass Hohl absichtlich mit zu niedrigen Beträgen gehandelt haben könnte.

Für das Büro Staab, das aus dem Wettbewerb als erster Preisträger hervorging, war das Projekt Wahnfried nicht der erste Kontakt mit Wagner in Bayreuth: Die Bayreuther Festspiele GmbH hatten Staab im Jahr 2009 mit Planungen im Zusammenhang der geplanten, aber nie gebauten zusätzlichen Probebühne auf dem Grünen Hügel beauftragt – ein Projekt, das Staab wenig später wieder entzogen wurde, was eine Klage des Büros  nach  sich  zog  – ein Jahr, bevor die Stadt Bayreuth den Architektenwettbewerb zu Wahnfried auslobte.

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