Ämterstreit: Fränkische Politiker uneins

Von Marie-Christine Fischer
Für wen geht es wo lang? Horst Seehofer (l.) und sein designierter Nachfolger Markus Söder streiten über eine mögliche Trennung zwischen Parteichef und Ministerpräsident. Foto: Sven Hoppe/dpa Foto: red

Horst Seehofer und Markus Söder im Clinch: Seehofer will "nicht ewig den Libero machen", sprich gleichzeitig Ministerpräsident von Bayern und CSU-Parteichef sein. Ebensowenig aber will er beide Posten räumen und schlägt stattdessen vor, die Ämter zwischen ihm und seinem designierten Nachfolger Söder aufzuteilen. Söder ist gegen die Trennung. Die CSU-Politiker aus der Region bewerten die Idee höchst unterschiedlich - und haben verschiedene Interpretationen, wen Seehofer für die Arbeit in München, wen für die Arbeit in Berlin auserkoren hat.

 
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Hartmut Koschyk, Bundestagsabgeordneter

"Nach Strauß hat sich die Partei auch dafür entschieden, die Ämter zu trennen, und das hat gut funktioniert. Die Situation jetzt ist vergleichbar: Die CSU braucht eine Lösung für die Zeit nach Seehofer. Warum nicht wieder ein Führungsduo? Ich wünsche mir zu dieser Frage eine transparente Debatte mit einem einvernehmlichen Ergebnis. Taktische Spielchen sind der falsche Weg."

 

 

Silke Launert, Bundestagsabgeordnete

"Ich teile die Einschätzung des Ministerpräsidenten, dass sich die Kräfteverhältnisse mit dem Einzug der AfD ins Parlament 2017 massiv ändern werden. Umso wichtiger ist es, dass wir personell bestmöglich aufgestellt sind. Eine mögliche Trennung von Ämtern ist dabei zweitrangig, auch für meine persönliche Arbeit. Ausschlaggebend ist, ob die Zusammenarbeit stimmt, nicht, ob er oder sie in München oder in Berlin sitzt."

 

Gudrun Brendel-Fischer, Landtagsabgeordnete

"Ich hätte kein Problem damit, wenn sich die zwei Spitzenpositionen auf zwei Köpfe verteilen. Dass Söder und Seehofer, wenn es drauf ankommt, gut zusammenarbeiten, beweist ihr gemeinsamer Erfolg beim Länderfinanzausgleich. Und wer wo sitzt ist im Zeitalter guter Kommunikationstechnik nicht mehr so entscheidend."

 

 

 

 

Martin Schöffel, Landtagsabgeordneter

"Für mich ich der Vorschlag ein Beitrag Seehofers zum Generationswechsel. Irgendwann wird das sicher wieder auf eine Person zulaufen, aber zunächst brauchen wir beide. Ein Führungsduo aus Seehofer und Söder halte ich für die beste Übergangslösung."

 

 

 

 

Michael Hohl, Vorsitzender des Kreisverbands Bayreuth-Stadt

"Beide haben gute Argumente auf ihrer Seite, Seehofer wie Söder. Ich kann aber sehr gut verstehen, wenn Seehofer sein Aufgabenfeld und sozusagen vorausschauend auch das seines potentiellen Nachfolgers verkleinern möchte. Er leistet Übermenschliches."

 

 

 

 

Christopher Huth, Bewerber um die Kandidatur für das Bundestags-Direktmandat im Wahlkreis Bayreuth/Forchheim

"Horst Seehofer sollte beide Ämter behalten oder beide aufgeben, ganz oder gar nicht. Eine Trennung halte ich für nicht förderlich. Auch für die Abgeordneten ist es doch von Vorteil, wenn sie mit ihren Vorschlägen nicht erst nach München und dann nach Berlin rennen müssen. Grundsätzlich denke ich, kein Politiker tut sich einen Gefallen, wenn er zu lange an seinem Amt klebt."

 

 

 

Moritz von Seefried, Bewerber um die Kandidatur für das Bundestags-Direktmandat im Wahlkreis Bayreuth/Forchheim

"Wenn die AfD bei der Bundestagswahl 2017 den Einzug ins Parlament schafft, braucht die CSU erst recht einen starken Botschafter in Berlin. Diese Einschätzung Seehofers teile ich voll und ganz. Und Söder hat breiten Rückhalt in der Partei und steht wie kaum ein anderer für den konservativen Markenkern der CSU. Deshalb kann ich nachvollziehen, dass Seehofer ihn nach Berlin schicken will."

 

 

 

Stefan Specht, Bewerber um die Kandidatur für das Bundestags-Direktmandat im Wahlkreis Bayreuth/Forchheim

"Bis zur Bundestagswahl fließt zwar noch viel Wasser den Main hinunter. Aber ja: Wenn die AfD ins Parlament einzieht, muss die CSU künftig in Berlin noch mehr Profil zeigen. Deshalb würde ich es begrüßen, wenn sich Seehofer auf Berlin und Söder auf München konzentriert. Ein fränkischer Ministerpräsident würde außerdem das Gewicht der Region in der Landespolitik erhöhen. Eine Win-Win-Situation quasi."

 

 

Die Vorgeschichte:

Seehofer will auf Spitzenamt verzichten

Streit über Ämtertrennung

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