Ältere Bewohner kommen nicht mehr raus zum Einkaufen Aufzug in Bayreuther Hochhaus seit zweieinhalb Wochen defekt

Von Peter Engelbrecht

„Das ist nicht schön“, klagt Erika Heckl. Die 70-Jährige wohnt ganz oben, kann aus gesundheitlichen Gründen das Treppenhaus nicht benutzen. Förmlich eingesperrt fühlen sich auch viele andere der gut 100 Bewohner des achtstöckigen Hochhauses in der Graf-Berthold-Straße 15 auf dem Roten Hügel: Der Aufzug ist seit zweieinhalb Wochen defekt, viele Bewohner kommen nicht mehr raus zum Einkaufen oder zum Arztbesuch.

 
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Es hört sich an wie ein schlechter Witz oder eine Posse: Das Mietshaus mit 54 Wohnungen kann von vielen der meist älteren Bewohner derzeit nicht mehr verlassen werden. „Aufzug außer Betrieb. Wir arbeiten für Ihre Sicherheit“, dieser Zettel hängt an der Aufzugtür im Erdgeschoss. Gleich daneben ist zu lesen: „Ich werde gewartet und bin in Kürze wieder für Sie da.“ Wenn Bewohnerin Erika Heckl Lebensmittel oder Getränke braucht, müssen Nachbarskinder und Bekannte helfen. „Rauf laufen mit schweren Einkaufstüten geht nicht“, sagt die 70-Jährige hilflos. „Wenn ich keine Hilfe bekomme, muss ich halt verhungern“, fügt sie voller Galgenhumor hinzu.

Die Leute seien „äußerst empört“, berichtet Liane Lippert, die im Hausverwaltungsbeirat sitzt und im Erdgeschoss wohnt. 60- bis 70-jährige Bewohner täten sich schwer, volle Einkaufstaschen das Treppenhaus hochzuschleppen. „Viele Ältere sind krank.“ Da müssten dann Angehörige oder Nachbarn aushelfen. Die älteste Bewohnerin ist 95 Jahre alt und wohnt im sechsten Stock. Den Ausfall des Aufzugs von zweieinhalb Wochen nennt Lippert ein Unding. „Mir bleiben da die Worte weg“, zeigt sie sich empört. Was geschieht, wenn es zu einem Notfall kommt?

Die Bewohner können sich nicht erinnern, dass es jemals ein so langes Aus gegeben hat. „Wir sind dran, der Defekt wird schnellstmöglich beseitigt“, versichert Franz Mederer von der Schindler Aufzüge und Fahrtreppen GmbH in Nürnberg auf Anfrage. Die Firma wurde von der Hausverwaltung WGM in Nürnberg mit der Reparatur des Aufzugs beauftragt. „Ich gehe davon aus, dass das Thema nächste Woche erledigt ist“, versichert er. Eine Reparaturzeit von 2,5 Wochen sei „nicht die Regel“. Offenbar ist die Fehlersuche schwierig. Am vergangenen Freitag standen gleich drei Montageautos vor dem Haus, um im Aufzug einen „Barcodeleser“ zu erneuern. Doch der Aufzug lief noch immer nicht.

Ein Sprecher der Hausverwaltung sagt, ein Lagerschaden sei die Ursache. Das entsprechende Ersatzteil werde beschafft und bis Donnerstag, eventuell bis zum kommenden Wochenende eingebaut. „Das tut mir leid“, meint er zum Ärger. Aber: „Man sollte aus einer Mücke keinen Elefanten machen“, es gebe kaum Beschwerden der Bewohner.

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