Abkehr von der AfD: Alfa in Oberfranken

Von Thorsten Gütling
Erste Sitzung im Oskar: Seit vergangenen Sommer gibt es die Partei Alfa. Erstmals haben Vertreter jetzt sich und ihre APrtei in Bayreuth vorgestellt. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Arnd Feistel und Harald Klement waren Mitglieder der AfD. Bis ihnen die Partei zu weit nach rechts driftete. Sie sprechen von Faschisten unter den alten Kollegen und stellen in Bayreuth nun erstmals ihre neue politische Heimat vor: Alfa. Mitmachen darf da aber nicht jeder.

 
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Hans-Olaf Henkel, einer der bekanntesten Vertreter von Alfa und für die neue Partei im Europaparlament, hat jüngst Drohbriefe erhalten. Weil er von der AfD zu Alfa gewechselt ist - was ihm die sogenannten AfD Armee Fraktion, eine äußerst rechte Gruppierung, übel nimmt. Die Drohbriefe, die Henkel erhalten hat, hat Harald Klement kommen sehen.

Schon beim Essener Parteitag der AfD im vergangenen Sommer, der Sitzung, in der AfD- Gründer Bernd Lucke von Frauke Petry abgelöst wurde, hätten sich rechtsradikale Äußerungen gemehrt, sagt Klement. Einen Tag später habe er den Vorsitz des AfD-Kreisverbands Hof abgegeben. Heute ist der gelernte Lebensmittelchemiker bei seiner neuen Partei Alfa im Landesvorstand angekommen. Über die AfD sagt er: „Das sind nicht alles Nazis, aber ich mache sie dafür verantwortlich, dass sie die sehenden Auges mittragen.“

Für Alfa im Forchheimer Stadtrat

Auch Arnd Feistel hat als Alfa-Funktionär bereits Ämter inne. Der Geschäftsführer der Forchheimer Schulhaus GmbH, die schon die Gesamtschule Hollfeld mit Mittagessen versorgte, sitzt im Forchheimer Stadtrat. Für Alfa, die noch über keine flächendeckenden Bezirksverbände verfügt, ist er der Regionalbeauftragte für Oberfranken. Zur ersten Vorstellungsrunde in Bayreuth sind neun Interessierte gekommen, darunter Lehrer, Juristen, Unternehmer.

AfD-Mitglieder unerwünscht

Die hören von Feistel, dass es erst 40 Parteimitglieder in Oberfranken gebe, aber immerhin schon 2500 in ganz Deutschland. Dass sich die Partei erst im vergangenen Sommer gegründet hat und dass Mitglied nur werden könne wer sich zunächst auf eine Mitgliedschaft auf Probe einlasse. Die solle solange gelten, bis ausgeschlossen werden kann, dass die Bewerber rechtes Gedankengut vertreten. Und: Wer bis Dezember des vergangenen Jahres nicht aus der AfD ausgetreten sei, der dürfe überhaupt kein Mitglied werden. „Wer die Partei nach dem Schießbefehl auf Flüchtlinge von Frauke Petry nicht verlassen hat, den wollen wir nicht haben“, sagt Feistel. Davon gebe es keine Ausnahmen, das habe der Bundesverband so beschlossen. „Eine reine Vorsichtsmaßnahme“, sagt Feistel. „Wir sind gebrannte Kinder.“ Ohne Verschwörungstheoretiker lasse es sich schließlich ganz anders arbeiten.

"Angst vor der gesellschaftlichen Entwicklung"

Wie schwer dieses Unterfangen werden könnte, zeigt sich bereits beim ersten Treffen. Ein Lehrer, der bereits Mitglied ist, sagt Sätze wie: „Wer Flüchtlinge aufnimmt und sich das dann vom Staat bezahlen lässt, hat überhaupt nichts gutes getan.“ Oder: „Der Einfluss des Menschen auf den Klimawandel wird überschätzt.“ Weiter sagt er, dass die Bevölkerungsexplosion „kein so großes Problem“ und Windräder „volkswirtschaftlicher Humbug“ seien. Das alles bleibt unwidersprochen. Später sagt Klement: „Das kann ich in unserem Parteiprogramm so nicht sehen.“ Flügel mit einer anderen Meinung seien aber solange in Ordnung, wie man sich nicht, wie bei der AfD, die Köpfe einhaue. Zu den Drohgebärden rechter AfD-Flügel sagt Klement: „Ich habe keine Angst vor den Leuten. Aber vor der gesellschaftlichen Entwicklung.“

Das will Alfa

Beim ersten Treffen geht es vor allem ums Geld. Alfa bezeichnet sich als eine konservativ-liberale Partei und fordert einen kleineren, aber soliden Euro-Raum. Auf Asylfragen habe man als eine der ersten Parteien einen Lösungsvorschlag erarbeitet, sagt Feistel. Die Asylfrage wolle man mit einer sogenannten „atmenden Obergrenze“ beantworten. Klement sagt: „Wir stehen zum Asyl, wir wollen Hilfe leisten. Aber wir haben keine Ahnung, wieviele Flüchtlinge die Kommunen aufnehmen können.“ Unter atmend verstehe die Alfa daher, dass die Kommunen selbst entscheiden können, wieviele Personen sie aufnehmen können. Weitere Forderungen der neuen Partei: Ein Grundeinkommen, das alle weiteren Sozialleistungen ersetzt. Und ein Fonds, der die Renten der Bürger sichern soll.

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