96 Millionen Euro für Oberfrankens Netze

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Erneuerbare Energie macht 60 Prozent des Stroms im Bayernwerk-Netz aus. Foto: Roland Weihrauch/dpa Foto: red

Der Wandel in der Energieerzeugung, vor allem die zunehmende Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Energien, stellt die Netzbetreiber vor neue Herausforderungen. Herausforderungen, die Geld kosten.

 
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Die Bayernwerk AG investiert in diesem Jahr 96 Millionen Euro in ihre oberfränkischen Strom- und Gasnetze. 31 Millionen davon fließen in den Bereich des Netzcenters Kulmbach, das für die Landkreise Bayreuth, Kulmbach und Lichtenfels zuständig ist.

Mehr grüner Strom, als gebraucht wird

Ingo Schroers, beim Bayernwerk Regionalleiter für Ober- und Unterfranken, erklärte die neuen Anforderungen an die Netze bei einem Pressegespräch in Kulmbach an einem Beispiel - dem Muttertag am 8. Mai dieses Jahres. Sehr sonniges Wetter mit besonders klarer Luft sorgte dafür, dass zeitweise mehr als fünf Gigawatt regenerativer Strom vor allem aus Photovoltaikanlagen ins Bayernwerk-Netz strömte. Zugleich wurden aber nur gut zwei Gigawatt verbraucht. Mit der Folge, dass große Mengen Strom ins übergeordnete Höchstspannungsnetz von Tennet abgegeben werden mussten und Bayern trotzdem stundenlang nur mit grünem Strom versorgt wurde.

260.000 dezentrale Anlagen

Der kommt mittlerweile aus rund 260.000 dezentralen Anlagen. Zusammen ergibt das laut Schroers eine theoretische Maximalleistung von 8400 Megawatt, was wiederum bis zu neun Atomkraftwerken entspreche. Nur dass der Strom solcher Großkraftwerke stets in eine Richtung fließe, nämlich zum Kunden hin. Angesichts der vielen dezentralen Anlagen müsse das Stromnetz aber heute darauf ausgelegt sein, in beide Richtungen zu funktionieren. Weitere Herausforderungen seien der Bau von Speicherkapazitäten oder der Einsatz intelligenter Messtechnik im Netz und direkt beim Endkunden. Rund 700.000 solcher Messsysteme müsse Bayernwerk bis 2024 installieren, so Schroers.

Reaktion auf den Biber

Doch neben den Herausforderungen der künftigen digitalen Welt können auch ganz profane Probleme zu Investitionen führen - ein Biber zum Beispiel. Ein solcher Nager fällte einen Baum so unglücklich, dass dieser in die Freileitung Fölschnitz-Trebgast krachte und mehrere Tausend Menschen ohne Strom waren. Weshalb die Leitung jetzt unter die Erde kam. 850.000 Euro habe das gekostet, sagte Konrad Walter, Leiter Netzdienste Oberfranken. Weitere aktuelle Projekte sind die Verkabelung von acht Kilometern Mittelspannungsnetz in den Gemeinden Ahorntal und Waischenfeld oder die Erdverkabelung von Hausanschlüssen in Marktschorgast.

Kulmbach: Entflechtung kostet drei Millionen

Allein knapp drei Millionen Euro kostet die Entflechtung des Stromnetzes im Kulmbacher Stadtgebiet, nachdem die Stadtwerke das Netz wieder selber betreiben werden - allerdings in einer Partnerschaft mit dem Bayernwerk. Bis Ende des Jahres soll die neu gegründete Stromnetz Kulmbach GmbH die Netze der Stadtteile übernommen haben. "Eine durchaus anspruchsvolle Aufgabe", sagte Thomas Balzar, Leiter Netzbau im Netzcenter.

Bayernwerk

Die Bayernwerk AG ist eine 100-prozentige Eon-Tochter. Sie betreibt ein 153.000 Kilometer langes Stromnetz mit Spannungen von 110 kV und niedriger sowie 5700 Kilometer Erdgasleitungen und ist in den Regierungsbezirken Ober- und Unterfranken, Oberpfalz, Nieder- und Oberbayern aktiv. In diese Netze sollen dieses Jahr 580 Millionen Euro investiert werden (Vorjahr: 520 Millionen). 60 Prozent des Stroms im Bayernwerk-Netz stammen aus regenerativen Quellen. Dabei handelt sich um rund 260.000 Einspeiser mit einer Leistung von maximal 8400 Megawatt, was neun bis zehn Atomkraftwerken entspricht. Sie verteilen sich auf gut 255.000 Photovoltaikanlagen, knapp 2200 Wasserkraftanlagen, rund 2000 Biogasanlagen und Blockheizkraftwerke und 430 Windkraftanlagen.

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