9-Euro-Ticket Verbraucherzentrale sieht möglichen „Booster für Busse und Bahn“

red/

Bund und Länder planen ein Billigticket für Busse und Bahnen über den Sommer. Lockt es viele neue Fahrgäste an? Verbraucherschützer wollen jedoch mehr als eine einmalige Aktion.

 
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Das 9-Euro-Ticket soll ab Juni kommen. Foto: dpa/Daniel Karmann

Die Verbraucherzentralen sehen die geplanten 9-Euro-Monatstickets für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) als Chance, fordern aber auch grundlegende Verbesserungen. Die Mobilitätsexpertin des Bundesverbands, Marion Jungbluth, sagte der Deutschen Presse-Agentur, das bundesweit gültige Ticket könnte als „Booster für Busse und Bahn“ wirken. Bisher schreckten komplizierte Tarife viele vom Umstieg ab. „Das ändert sich nun, und der ÖPNV wird damit einfacher und verbraucherfreundlicher.“ Daraus sollte die Bundesregierung Schlüsse ziehen und dafür sorgen, dass wesentliche Ticket- und Beförderungsbedingungen endlich vereinheitlicht werden.

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Auf keinen Fall dürften die Preise kurz nach der 9-Euro-Ticketphase wegen höherer Kraftstoffkosten steigen, die ja auch Busse und Bahnen betreffen, sagte Jungbluth. „Deshalb muss die Bundesregierung ein Preismoratorium für Busse und Bahn bis zum Ende der Energiekrise aussprechen und die steigenden Kosten für den ÖPNV ausgleichen.“ Gleichzeitig müsse das System des ÖPNV auch effizienter werden.

Bund investiert 2,5 Milliarden Euro

Die Sondertickets sollen im Juni, Juli und August bundesweit Fahrten im Nah- und Regionalverkehr ermöglichen - für jeweils 9 Euro im Monat und damit viel günstiger als normale Monatstickets. Sie sind Teil des Entlastungspakets der Ampel-Koalition wegen der hohen Energiepreise. Zugleich soll es ein Schnupperangebot sein, um mehr Kunden für Busse und Bahnen zu gewinnen. Der Bund finanziert es, indem er den Ländern 2,5 Milliarden Euro zum Ausgleich von Einnahmeausfällen gibt. Das Gesetz sollte am Donnerstagabend in den Bundestag eingebracht werden.

Verbraucherschützerin Jungbluth warnte mit Blick auf die operative Umsetzung, gerade im Sommer könnten fehlende Kapazitäten zu Engpässen führen, wenn Verbraucherinnen und Verbraucher Ausflugsfahrten vom Auto auf Busse und Bahnen verlagern - und diese in den Sommermonaten und an Wochenenden sowieso schon mehr als voll seien. „Das Schnupperangebot könnte also zum Abschreckungsangebot werden.“

Verkehrsunternehmen bräuchten mehr Zeit

Generell sei das 9-Euro-Ticket in erster Linie ein notwendiger Ausgleich für den ebenfalls vorgesehenen Tankrabatt, der weder die Energiepreis- noch die Klimakrise lösen werde, sagte Jungbluth. „Auch wenn der Benzinpreis um 30 Cent sinkt, sollte die Entscheidung nicht immer fürs Autos ausfallen.“

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Sie riet mit Blick auf einen wohl erst später wirkenden Einfuhrstopp für Öl aus Russland dazu, den Zeitplan zu überdenken. „Eine Verschiebung wäre deshalb sinnvoll. Ansonsten besteht die Gefahr, dass die Entlastungen durch das 9-Euro-Ticket und den Tankrabatt genau dann auslaufen, wenn die Kraftstoffpreise durch das Embargo durch die Decke schießen.“ Verkehrsunternehmen könnten zudem frühestens zum Herbst das Angebot erhöhen und den Takt verdichten. Das sei aber eine notwendige Voraussetzung für ein positives Fahrerlebnis für Neu-Einsteigerinnen und Neu-Einsteiger in den ÖPNV.

Linke für längeres Angebot

Die Linke im Bundestag fordert in einem Antrag, das 9-Euro-Ticket „bis mindestens Ende dieses Jahres“ zu verstetigen. Denn durch die geplante Laufzeit in den Sommerferien komme der Anreiz zum Umsteigen im Alltag nur zum Teil zum Tragen. So könnten auch wirklich valide Erkenntnisse über die Wirksamkeit des Preisanreizes gewonnen werden.

Der Gesetzentwurf der Koalitionsfraktionen von SPD, Grünen und FDP, über den nun im Bundestag beraten wird, regelt die Finanzierung des Angebots. Beschlossen werden soll er am 19. Mai und einen Tag später im Bundesrat. Konkret sollen die „Regionalisierungsmittel“, mit denen Länder und Verbünde Verkehrsangebote bei den Anbietern bestellen, um 3,7 Milliarden Euro erhöht werden: Zu den 2,5 Milliarden Euro für die 9-Euro-Monatstickets kommen weitere 1,2 Milliarden Euro als Ausgleich für Einbußen wegen der Corona-Pandemie. Regulär gibt der Bund in diesem Jahr schon 9,4 Milliarden Euro an Regionalisierungsmitteln. Dazu kommt eine weitere Milliarde aus einem anderen Finanztopf.