77 Prozent der heimischen Arten bedroht Fische leiden unter Maisanbau

Von Heike Hampl
Schont eine neue Technik die Gewässer? Ja, sagen Experten. Aber: Alle Probleme wird auch das Strip Tilling nicht lösen. Foto: red Foto: red

Den Fischen geht es schlecht. Dreiviertel der 70 heimischen Arten stehen auf der Roten Liste, sind also bedroht. In Flüssen und Bächen gehen die Bestände stark zurück. Grund dafür ist auch die Landwirtschaft. Eine neue Anbautechnik könnte die Situation verbessern.

 
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Seit den 1990er Jahren verschlechtert sich der Zustand der heimischen Fischarten. Insgesamt nimmt die Zahl der Fische in Fließgewässern ab. 77 Prozent der Arten stehen auf der Roten Liste und gelten demnach als gefährdet.

"In Sachen Gewässerverunreinigung brennt uns ein Thema besonders auf den Nägeln", sagt Thomas Speierl, Leiter der Fischereifachberatung des Bezirks Oberfranken. Das ist: der Mais.

Maisanbau trage zur Verschlechterung der Gewässer bei, sagt Speierl. Regen schwemmt den Boden auf Maisfeldern ab, die Erde fließt in Flüsse und Bäche. Sedimenteintrag nennen die Experte das. Das Wasser verschlammt, die Qualität verschlechtert sich, Fische sterben oder vermehren sich nicht mehr - auch, weil der Schlamm die Laichplätze zerstört. Verunreinigungen durch Biogasanlagen seien im Vergleich dazu weniger relevant in Oberfranken, so Speierl.

Verschiedene Maßnahmen sollen die Situation verbessern. Damit die heimischen Fischbestände sich erholen. Das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zum Beispiel befasst sich mit einer neuen Methode des Maisanbaus, dem sogenannten Strip Till. Übersetzen lässt sich das etwa mit Streifenbearbeitung. Strip Till heißt: Der Boden liegt nur doch in Streifen offen. Nämlich dort, wo die Samen gepflanzt werden. Zwischen den Maispflanzen ist der Boden bewachsen oder gemulcht. Wenn es regnet, kann das Wasser also weniger Erde abschwemmen.

"Das ist sicher nicht die Lösung aller Probleme, aber Strip Till kann ein Beitrag sein", sagt Volker Höltkemeyer, Leiter der Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Bayreuth. Er hält Strip Till für einen  interessanten Ansatz, gibt aber auch zu Bedenken, dass die Bedingungen passen müssen. "Auf steilem Untergrund geht es zum Beispiel nicht." Denn: Wer das Streifenverfahren anwenden will, braucht spezielle Maschinen. Die sind groß, schwer - und teuer.

Auch beim Amt für ländliche Entwicklung versucht man, das Problem zu entschärfen. Cornelia Schiller ist Landschaftsplanerin beim Amt und zuständig für das Projekt Bodenständig. "Wir wollen landwirtschaftliche Flächen, Grundwasser und Gewässer schützen", sagt Schiller. In Oberfranken laufen fünf Projekte unter dem Dach von Bodenständig, darunter auch Maßnahmen an der Wiesent.

Für kein Gewässer gibt es ein Patentrezept. "Jedes Projekt ist anders, wir müssen aus einem Strauß an Maßnahmen immer die richtigen heraussuchen", sagt Schiller. Und: Die Landwirte müssen mitmachen. "Ohne sie geht es nicht."

Speierl von der Fischereifachberatung hofft, dass die Maßnahmen greifen. "Wir können nur für unsere Fische hoffen, dass wir das Problem mit dem Sedimenteintrag in den Griff bekommen."

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