68:80 in Berlin Stunde der Reservisten

Couragiert nahm Philip Jalalpoor (rechts) die Verantwortung im Bayreuther Spielaufbau an. Mit zunehmendem Selbstvertrauen suchte er auch seine eigenen Chancen zum Abschluss und sammelte neun Punkte mit starken Trefferquoten (3/4 Zweier, 1/2 Dreier). Foto: Imago Images/Tilo Wiedensohler

Eine respektable Leistung bot Medi Bayreuth beim Deutschen Basketball-Meister Alba Berlin trotz der Niederlage mit 68:80. Zwei Spielern gelang aber sogar mehr als das.

 
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Basketball - Zu gewinnen gab es für Medi Bayreuth nichts am Freitagabend im Bundesligaspiel bei Alba Berlin, und das war ja auch keine ganz große Überraschung. Aber trotzdem nahm die Mannschaft von Trainer Raoul Korner mehr beim Deutschen Meister mit, als man erwarten konnte.

Das gilt nicht nur für das Endergebnis, das mit 68:80 (38:47) im achtbaren Rahmen blieb, sondern vor allem für die Erfolgserlebnisse einzelner Spieler: Neben Philip Jalalpoor wusste besonders auch Nico Wenzl die Gunst der Stunde für die Reservisten zu nutzen, die sich im Spielaufbau durch den erneuten Ausfall von Bastian Doreth eröffnet hatte. Am Ende waren genau diese beiden Spieler die einzigen im Medi-Team mit einer positiven Plus-Minus-Bilanz. Die knapp 17 Minuten, in denen der 19-jährige Wenzl bei seinem dritten Saisoneinsatz (und dem sechsten insgesamt) auf dem Feld stand und in denen er seine ersten Punkte in der BBL erzielte, endeten für das Medi-Team mit einem Plus von elf Zählern.

Nebenbei trugen die umfangreichen Einsatzzeiten der Bankspieler dazu bei, dass sich die Belastung im kleinen Bayreuther Kader gleichmäßiger verteilte. Das könnte die Außenseiterchance im schon am Sonntag folgenden Heimspiel gegen die Baskets Oldenburg (18 Uhr) ein wenig erhöhen, zumal das Spitzenteam aus Niedersachsen mit der gestrigen sensationellen Heimniederlage gegen Schlusslicht Gießen 46ers (93:97) alles andere als Bestform demonstriert hat.

Überraschungen im Spielverlauf beschränkten sich weitgehend auf die ersten fünf Minuten. Da startete das Medi-Team wieder mit hoher Intensität in der Verteidigung, die den Berlinern kaum mehr als Würfe von außen gestattete. Da diese ihr Ziel nicht fanden, führten die Gäste erst einmal mit 10:3.

Die Kräfteverhältnisse relativierten sich allerdings schnell nach den ersten Wechseln in der etwas ungewöhnlichen Startformation der Berliner, die sich trotz des Fehlens der verletzten Peyton Siva, Jayson Granger und Niels Giffey den Luxus leisteten, Luke Sikma und Ben Lammers zunächst auf die Bank zu setzen. Die Gastgeber fanden bald die spielerischen Wege zu besseren Würfen und auch zu mehr Tempo. Nach einem 16:3-Lauf zum 37:25 (16.) hatte Alba das Geschehen jederzeit unter Kontrolle, auch wenn sich die Bayreuther bis zum Schluss lobenswert um das bestmögliche Ergebnis bemühten.

Deutlichster Beleg für die spielerischen Vorteile des Meisters war die Halbzeitbilanz im Zweier-Bereich: Die Berliner hatten sich dort so gute Chancen erspielt, dass sie 14 von 19 Würfen verwandelten (74 Prozent). Dagegen mussten die Bayreuther so schwer für jedem Korb arbeiten, dass von 26 Zweiern nur elf das Ziel trafen (47 Prozent). Auch die ungewöhnliche Tatsache, dass die Gäste nicht mehr als drei Freiwürfe erarbeiteten (davon zwei erst 30 Sekunden vor Schluss), spricht nicht für Durchschlagskraft in Korbnähe.

Als im dritten Viertel die Bayreuther Verteidigung häufiger ausgespielt wurde und die Berliner auch ihre Trefferquote aus der Distanz verbesserten, wuchs der Abstand bis auf 67:45 an (27.). Der Bayreuther Eifer blieb aber ungebrochen und führte sechs Minuten vor Schluss noch einmal bis auf 62:70 heran. Zweifel am Favoritensieg kamen allerdings nicht mehr auf.

Alba Berlin

LO (23 Punkte / 25:30 Min. Einsatzzeit / Plus-Minus-Bilanz: 9), Delow (3 / 17:32 / 1), ERIKSSON (6 / 20:23 / 10), Mattisseck (3 / 16:35 / 4), SCHNEIDER (7 / 16:26 / -2), Nikic (0 / 4:27 / -5), OLINDE (5 / 23:36 / 9), Fontecchio (11 / 22:33 / 12), THIEMANN (4 / 11:12 / -2), Sikma (8 / 20:13 /7), Lammers (10 / 21:33 / 17); Feldwurfquote: 31/66 (47 Prozent), davon 11/29 Dreier (38 Prozent): Lo (3/3), Eriksson (2/7), Thiemann (1/1), Olinde (1/2), Fontecchio (1/2), Delow (1/3), Schneider (1/4), Mattisseck (1/7); Freiwürfe: 7/10 (70 Prozent); Rebounds: 23 defensiv, 13 offensiv (Olinde 2/3); Assists: 22 (Lo 6, Sikma 6); Ballgewinne: 9 (Lammers 4); Ballverluste: 12; Effektivität: 102 (Lo 29, Lammers 20, Sikma 16, Fontecchio 13).

Medi Bayreuth

PARDON (11 / 19:21 / -8), Wenzl (5 / 16:38 / 11), Jalalpoor (9 / 21:33 / 6), Seiferth (6 / 20:39 / -4), JONES (5 / 17:28 / -20), TIBY (12 / 34:04 / -14), Krug, WALKER (0 / 22:59 / -14), Bartley (9 / 23:19 / -3), OLISEVICIUS (11 /23:59 / -14); Feldwurfquote: 30/66 (45 Prozent), davon 7/19 Dreier (37 Prozent): Tiby (2/6), Jones (1/1), Wenzl (1/1), Jalalpoor (1/2), Olisevicius (1/3), Bartley (1/4); Freiwürfe: 1/3 (33 Prozent); Rebounds: 22 defensiv, 13 offensiv (Seiferth 6/3, Tiby 4/4); Assists: 21 (Tiby 5, Wenzl 4); Ballgewinne: 4; Ballverluste: 15 (Tiby 4, Walker 4); Effektivität: 76 (Pardon 18, Seiferth 13, Jalalpoor 11, Tiby 11).

SR: Lottermoser, Straube, Hodzic.

Stationen: 3:10 (5.), 17:13 (9.), 21:20 (1. Viertel), 21:22 (11.), 30:22 (14.), 37:25 (16.), 47:38 (Halbzeit), 67:45 (27.), 68:52 (3. Viertel), 70:62 (34.),80:68 (Ende).

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