500 Jahre bayerisches Reinheitsgebot: Nicht nur die Franken sind bei den Bierwochen aktiv Bierwochen: Mäßige Beteiligung

Von Klaus Altmann-Dangelat
Uwe Kürzdörfer wird sich in Lindenhardt nicht an den Bierwochen beteiligen, die Brauerei feiert selbst ein Jubiläum.⋌ Foto: Klaus Altmann-Dangelat Foto: red

500 Jahre bayerisches Reinheitsgebot: Für das Jubiläum im kommenden Jahr laufen bereits die Vorbereitungen. Bemerkenswert: Bei den von der Tourismuszentrale Ebermannstadt ausgerufenen Bierwochen macht im Frühjahr nur ein Lokal aus Pegnitz mit: Das indische Restaurant Maharani.

 
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Die Tourismuszentrale wollte so etwas Ähnliches wie die Scharfen Wochen (zum Thema Meerrettich) auf die Beine stellen, so der Sprecher der Tourismuszentrale (TZ) Ebermannstadt, Reinhard Löwisch. „Die Anfragen von Projektmanager Matthias Helldörfer wurden aber nur sehr zögerlich beantwortet.“ Wer bei den Bierwochen mitmacht, wird in dieser Zeit drei Gerichte, die mit Bier gekocht werden, auf die Speisekarte stellen. Darüber hinaus werden zwei lokale Biere im Angebot sein. Die Prospekte sind fertig, so Löwisch, sie werden bald ausgeliefert.

Darauf sind nun 19 Wirtschaften zu finden, die meisten aus den Kreisen Bamberg und Forchheim. So machen aus Gößweinstein drei Häuser mit: Die „Krone“, der Stempferhof und das Tagungshotel Behringers. Löwisch weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass viele Institutionen wie der Brauerverband oder die Handwerkskammer sich auf das kommende Jahr vorbereiten. „Dadurch werden die 70 Brauereibesitzer in der Fränkischen Schweiz mit vielen Anfragen konfrontiert. Die meist kleinen Brauereien können sich nicht in dem Maße engagieren, wie manche vielleicht glauben.“

Diese Einschätzung bestätigt eine Umfrage bei einigen Brauereien des Pegnitzer Umlandes: Stefan Wolfring, Braumeister in Leups, winkt ab. „Ich habe mit der Produktion unseres traditionellen Angebots schon genug zu tun, da kann ich mich nicht noch mit einer besonders Sorte befassen.

Brauerei feiert Jubiläum

Uwe Kürzdörfer von der gleichnamigen Lindenhardter Brauerei äußert sich ähnlich. „Wir hatten am Samstagabend Bockbieranstich, da war der Laden voll.“ Wegen des Reinheitsgebotes wird er nicht extra brauen lassen – auch deshalb, weil die Brauerei selbst im kommenden Jahr feiern kann: Die Gründung im Jahr 1866 – also vor 150 Jahren. Aus diesem Anlass wird es das ganze Jahr über ein Jubiläumsbier geben. Das Brauereifest findet im August statt.

Georg Schroll aus Nankendorf: „Bei mir verhält es sich ähnlich wie in Leups, ich habe viel Arbeit und habe mir über das Reinheitsgebot noch nicht viele Gedanken gemacht.“ Er kann sich aber schon vorstellen, dass er (wie für das Waischenfelder Stadtjubiläum) einen besonderen Sud ansetzt. Auch er bekommt viele Anfragen: „Unter anderem haben sich bei mir schon der Spiegel und eine andere große, überregionale Zeitung gemeldet.“ Schroll wird auch am 16. November zur Hauptversammlung des Vereins Bierland Oberfranken nach Bayreuth (auf dem Herzogkeller) fahren, um sich anzuhören, was dort gesprochen wird.

Mehr als tausend verschiedene Biere

Bierland Oberfranken und Oberfranken Offensiv weisen immer wieder darauf hin, dass der Bezirk das Land der Brauereien sei – man zählt hier über 200 Brauereien. Nirgendwo sei die Dichte so hoch wie in Oberfranken. Mehr als tausend verschiedene Biere werden in Oberfranken gebraut. Für das

Jubiläum des Bayerischen Reinheitsgebots will man Oberfranken-Kronkorken präsentieren. Schroll winkt aber im Vornherein ab: „Auf unser Bier kommt der Kronkorken unserer Brauerei.“

Theo Bruckmayer, Gastronom in Pottenstein, braut zwar selbst kein Bier, ist durch seine Gastwirtschaft Urbräu und seine Brauereiführungen weithin bekannt. Er zeigt sich, gelinde gesagt, mehr als verwundert über eine andere Aktion von Oberfranken offensiv. Der vor einigen Jahren eingeführte Schriftzug wurde den Gasthäusern als Bierfilzl zur Verfügung gestellt. „ So ein Bierfilzl sollte groß genug sein, um die Zahl der getrunkenen Biere zu notieren. Das ist aber bei diesem Untersetzter nicht der Fall, des passt nicht einmal ein Bierkrug ganz drauf.“

Der Bayerische Brauerbund die privaten Brauereien Bayern machen zum Jubiläum ein ganz großes Fass auf: In München zeigen vom 22. bis 24. Juli 2016 rund 100 bayerische Brauereien, was wahre Braukunst bedeutet und traditionelles Brauhandwerk bewirkt. Rund um die Feldherrenhalle dreht sich bei dem Fest alles um traditionelle, aber auch neu interpretierte Bierspezialitäten, alle gebraut nach der Maßgabe des Bayerischen Reinheitsgebotes.

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