42:86 in Bonn Offenbarungseid des Medi-Teams

Florian Kirchner
Der Bonner Verteidigung standen die Bayreuther oft ratlos gegenüber. Hier suchte Bastian Doreth (schwarzes Trikot) nach einer Anspielstation. Foto: Imago/Jörn Wolter

Einen Sieg hatte man von Medi Bayreuth bei den Baskets Bonn sicher nicht erwarten dürfen – aber etwas mehr Widerstand schon. Das Schlusslicht der Basketball-Bundesliga leistete am Samstagabend beim Tabellenzweiten einen spielerischen und kämpferischen Offenbarungseid und ging mit 42:86 unter.

 
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Die faustdicke Überraschung fand nicht statt: Beim Tabellenführer Baskets Bonn kassierte Medi Bayreuth am Samstagabend die 23. Niederlage der Saison in der Basketball-Bundesliga, die mit 42:86 (18:42) auch noch mehr als einen Klassenunterschied signalisierte.

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Gegensätzlicher hätten die Ausgangsvoraussetzungen vor dem Aufeinandertreffen der langjährigen Erstligarivalen kaum sein können: Auf der ei-nen Seite Tabellenführer Baskets Bonn, mit vor der Partie 12 Siegen am Stück das derzeit „heißeste Eisen der Liga“, mit bereits sicherem Heimvorteil in der ersten Playoff-Runde, zuhause in dieser Saison noch unbesiegt und mit einem Bein im Halbfinale der Basketball Champions League.

Auf der anderen Seite Tabellenschlusslicht Medi Bayreuth mit bereits drei Siegen Rückstand auf den rettenden 16. Tabellenplatz, zuletzt einer Niederlage gegen einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf und zu allem Überdruss auch noch chronisch auswärtsschwach – das letzte Bayreuther Erfolgserlebnis auf fremdem Parkett datiert noch immer aus dem Februar 2022.

„Es ist ein Spiel, in dem vieles passieren kann, was uns aber keinesfalls passieren darf: Wir dürfen nicht aufhören zu kämpfen und den Glauben an uns zu verlieren“, forderte Medi-Head-Coach Mladen Drijencic vor dem vermeintlich ungleichen Duell auf dem Bonner Hardtberg.

Die Hausherren ließen vom Start weg keinen Zweifel an ihrer Favoritenstellung aufkommen. Kapitän Karsten Tadda eröffnete die Partie mit zwei Dreiern in kurzer Folge und der gebürtige Bayreuther Leon Kratzer sorgte bereits in der neunten Minute für die erste zweistellige Führung (21:11), die die Baskets bis zur ersten Viertelpause noch auf 25:11 (10.) ausbauen konnten. Von Medi Bayreuth war bis dahin kaum etwas zu sehen. Die mageren elf Zähler entsprangen zuweilen mühsam erzwungenen Einzelaktionen, fünf Ballverluste waren indes ein deutlicher Beleg für einmal mehr fehlende Konzentration im Medi-Spielaufbau.

Die Bonner ließen auch danach nicht locker, kombinierten sich mit sichtlicher Spielfreude durch die löchrige Bayreuther Defensive und konnten nach einem Dreier des chilenischen Nationalspieler Sebastian Herrera erstmals mit über zwanzig Punkten enteilen (37:16, 15.). Drijencic versuchte mit Auszeiten den Spielfluss der Hausherren zu durchbrechen und seine Mannen aufzurichten – ohne Erfolg: Beim Zwischenstand von 42:18 (20.) ging es in die Halbzeitpause – besonders frustrierend war zu diesem Zeitpunkt ein Blick in die Statistik: Die Bayreuther hatten bis dahin nur zwei von 16 (!) Dreierversuchen verwertet, zudem mit 15:26 klar das Rebound-Duell abgegeben und sich weitere fünf Ballverluste geleistet.

Erst als die Bonner nach dem Seitenwechsel vorübergehend in den „Verwaltungsmodus“ umschalteten, konnten die Bayreuther etwas besser mit-halten und den dritten Spielabschnitt sogar knapp gewinnen, es wäre viel-leicht sogar Platz für eine kleine Aufholjagd gewesen, dafür hätte jedoch der weiterhin munter drauf loswerfende Brandon Childress (1/9) auch den ein oder anderen Wurf treffen müssen. Auch einige Freiwurftreffer hätten den Spielstand positiv beeinflussen können, doch die Bayreuther warfen von der Linie wie eine schlecht trainierte Schülermannschaft (2/10).

Den von Drijencic geforderten Glauben an sich selbst hatten die Bayreuther schon vor dem letzten Viertel längst verloren, was dann aber folgte, spottete jeder Beschreibung und kam einem spielerischen wie kämpferischem Offenbarungseid gleich: Als der Bayreuther Head Coach seine desolat agierenden und komplett zerfallenden Mannen in der 36. Minute zur Auszeit einbestellte, da hatten diese nur ein mageres Pünktchen erzielt (75:37), bis zum deklassierenden 86:42-Endstand kamen nur noch fünf weitere Zähler hinzu.

Baskets Bonn – Medi Bayreuth 86:42 (42:18)

Baskets Bonn: Shorts (5 Punkte), Ward (7/1 Dreier), Falkenstein (0), Ensminger (12/4), Kessens (4), Herrera (14), Tadda (6/2), Malcolm (5), Hawkins (5/1), Kratzer (12), Williams (16/2).

Medi Bayreuth: Childress (3), Hill (8/2), Livingston (2), Rich (0), Diallo (6), Bruhnke (0), Doreth (0), Nikic (5), Young (6), Rowe (6/2), Grant (6/2).

Schiedsrichter: Robert Lottermoser, Nicolas Brendel, Alexandra Pawlik; Zuschauer: 6000 (ausverkauft).

Viertelergebnisse: 25:11; 17:7; 17:18; 27:6.

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