Die Macher wurden von der Realität überrollt
Schmidt schrieb das Drehbuch vor knapp zwei Jahren. Niemand konnte damals ahnen, dass die Flüchtlingssituation sich in der Zwischenzeit dramatisieren würde. "Klar beeinflusst das den Prozess und auch die Dreharbeiten", sagt BR-Redakteurin Stephanie Heckner. "Wir haben Blut und Wasser geschwitzt. Täglich hieß es 'Tagesschau' gucken, sich informieren, was sich jetzt wieder geändert hat. Zum Beispiel war an einem Punkt klar, dass albanische Figuren wieder aus dem Drehbuch raus müssen, weil die Balkan-Route geschlossen wurde. Dann kamen zuletzt die Anschläge in Würzburg und Ansbach." Die "Tatort"-Macher wurden sozusagen von der Realität überrollt. "Jetzt ist die Frage, wie es wohl sein wird im Frühjahr 2017, wenn 'Am Ende geht man nackt' ausgestrahlt wird."
"Dieser 'Tatort' hat eine Haltung - weil wir eine brauchen"
Regisseur Markus Imboden ergänzt: "Letztendlich erzählen wir aber eine Geschichte über Menschen. Und die ist wichtig zu erzählen. Das Thema wird ja weiterhin bleiben." "Die Leute sind ja jetzt da und nicht morgen wieder weg", sagt Dagmar Manzel, die stolz ist, bei diesem "Tatort" mitwirken zu können. "Und deswegen finde ich auch gut, dass wir das machen und da eine Haltung haben. Weil wir sie brauchen."
Aber kann ein "Tatort" ein Zeichen setzen gegen Fremdenfeindlichkeit? Das hat im Oktober 2015 auch schon der Hamburger "Tatort" "Verbrannt" versucht, der den wahren Fall von Oury Jalloh von 2005 erzählte, der in Polizeigewahrsam ums Leben kam. Auch der Wiener "Tatort" vergangenen Sonntag hatte sich mit Flüchtlingen und dem Geschäft, das mit Flüchtlingen gemacht wird, auseinandergesetzt. "Ein guter Film verfängt emotional. Und dann sind wir schon erfolgreich", ist Heckner überzeugt.
Heimspiel für Eli Wasserscheid
Dass eine rechtsradikale Gruppierung im vergangenen Jahr ganz real einen Anschlag in Bamberg geplant hatte und dass die Kaserne in Zukunft tatsächlich eine Aufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge sein soll, habe die Dreharbeiten nicht beeinflusst, sind sich Manzel, Wasserscheid, Schadt und Egersdörfer einig. "Es bestärkt einen eher, das zu tun, weil wir umbedingt Empathie erzeugen müssen", sagt Wasserscheid, für die die Dreharbeiten in Bamberg außerdem ein Heimspiel waren. "Der Humor wird diesmal allerdings auf der Strecke bleiben", sagt Egersdörfer, der in seiner Rolle genau den die beiden Male zuvor in den Franken-"Tatort" gebracht hat.
Draußen noch eine andere Bamberger Realität
Draußen, wieder auf der Straße, noch eine Begegnung mit der Realität: "Ah, war da heute Besichtigungstag?" fragt ein vorbeikommender Radfahrer. Besichtigung? "Na, weil doch Wohnungen geschaffen werden sollen auf dem Gelände. Meine Tochter braucht dringend eine. Und Bamberg ist doch so teuer." Dreharbeiten? Franken-"Tatort"? Interessiert ihn nicht. Er fährt weiter.
Mehr dazu:
Brisanter dritter Franken-"Tatort"
Panne beim zweiten Franken-"Tatort"
Franken-"Tatort" verliert Zuschauer
Fakten-Check: So realistisch war der Franken-"Tatort"
Live-Ticker zum "Tatort" zum Nachlesen
Interview mit der "Mörderin"
Rezension: Drei Fälle sind zwei zu viel
Vorschau: Vom Trauern und Warten
Schadt: Relaxt wie sein Kommissar
So war die Preview in Würzburg
Diese Pegnitzerin spielt im Franken-Tatort
Mord im Wirtshaus: Dreharbeiten für den 2. Franken-"Tatort" im Nürnberger Land
Nadine Badewitz über ihre Rolle im Franken-"Tatort"