26 Auszubildende absolvieren in Bayreuth sechswöchiges Praktikum Schüler der Bundespolizei üben auf dem Oschenberg

Von Moritz Kircher

Rund 60 Kilometer sind es von Bayreuth bis zur tschechischen Grenze. Die Festnahme  von Drogenkurieren und Schleusern steht für die Beamten der Bundespolizei auf der Tagesordnung. Deshalb haben 26 Schüler der Bundespolizei am Donnerstag bei einer Übung auf dem Oschenberg die Festnahme einer Schleuserbande trainiert. Im Einsatz war auch ein  Hubschrauber.

 
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Die Polizei umstellt ein verlassenes Haus, irgendwo auf dem Land. Aus den Fenstern steigt dichter Qualm auf. Büsche und Bäume machen die Szenerie noch unübersichtlicher. Aus der Ferne kommt ein Hubschrauber schnell heran und landet auf einem Acker. Laub wird aufgewirbelt, der Lärm ist ohrenbetäubend. Einsatzkräfte springen aus dem Helikopter, laufen geduckt unter dem knatternden Rotor weg und erhalten erste Befehle. Drinnen im Haus haben sich angeblich zwei Schleuser mit drei weiteren Personen verschanzt. Dann geht es im Laufschritt zum Hauseingang.

Es ist nur eine Übung. Doch die Einsatzleiter der Bundespolizei haben alles dafür getan, dass es für die Auszubildenden, die gerade in Bayreuth ein sechswöchiges Praktikum absolvieren, so echt wie möglich wirkt.

Katharina Fuchs ist eine der Schülerinnen. Die 19-Jährige Münchnerin ist in die Gruppe eingeteilt, die das Gebäude umstellt und die Umgebung sichert. Plötzlich kommt Bewegung in die Szenerie. Einer der Verdächtigen aus dem Haus versucht, über den Acker zu flüchten. Fuchs und einer ihrer Kollegen nehmen die Verfolgung auf, stellen die Person. Sie bringen den Flüchtigen zu Boden und fesseln seine Hände auf den Rücken. Alles Handgriffe, die vorher zigfach geübt wurden.

„Das wirkte alles schon sehr realistisch", schildert die Auszubildende nachher die Situation. Durchsuchen, Personalien feststellen und den Verhafteten sicher zum Einsatzwagen bringen – das alles soll den angehenden Polizeibeamten in Fleisch und Blut übergehen. Dafür üben sie hier.

Zur Bundespolizei ist Katharina Fuchs über ihren Zwillingsbruder gekommen. Er hat zwei Jahre früher mit der Ausbildung angefangen und seine Schwester auf den Geschmack gebracht. Nun hat sie einmal mehr eine Verhaftung erfolgreich über die Bühne gebracht. Das hat die 19-Jährige in der Ausbildung wieder und wieder geübt.

Kaum raus aus dem Hubschrauber – ein Super Puma vom Bundespolizei-Standort Oberschleißheim bei München – geht es mit dem Trupp rein in das Haus. Es ist dunkel. Überall erschwert der Qualm zusätzlich die Sicht. Vorsicht ist angesagt. „Auch wenn es nur gespielt ist: Man weiß nie, ob da nicht plötzlich einer mit dem Messer vor dir steht", sagt ein anderer Polizeischüler. „Da kommt schon das Adrenalin."

Immer noch halten sich angeblich vier Personen im Haus auf. Jemand bewegt sich im Dunkeln. Ein Mann im Kapuzenpulli taucht im Schein der Taschenlampen auf. Die Mütze hat er tief ins Gesicht gezogen. Keiner kann sagen, ob er vielleicht eine Waffe unter der Kleidung versteckt hält. „Polizei! Stehenbleiben!" Das Kommando verhallt ohne Wirkung. Der Mann bewegt sich weiter auf die Auszubildenden zu. Sie überwältigen ihn im engen Hausflur und führen den vermeintlichen Schleuser ab.

Draußen vor dem Haus haben andere derweil einen Verdächtigen festgesetzt, den sie im Keller aufgespürt haben. Der Mann blutet aus einer langen Schnittwunde am Unterarm. Er schwankt. „Haben Sie Alkohol getrunken?", fragt ein Polizeischüler. „Ich trinke immer", lallt der Mann. Über Funk wird ein Krankenwagen angefordert. Die Polizisten umstellen den Verletzten zu Dritt und behalten ihn im Auge. Man weiß ja nie.

Langsam entspannt sich die Lage. Über Funk melden nach und nach alle Gruppen, dass sie ihre Bereiche unter Kontrolle haben. Das Haus ist komplett durchsucht, alle Verdächtigen festgenommen. Der Druck fällt von den Polizeischülern, die alle im Alter zwischen 17 und 20 Jahren sind, ab.

Sogleich sammeln sie sich in ihren Gruppen und beginnen mit der Besprechung. Wurden alle Verdächtigen samt Gepäck durchsucht? Was ist mit dem Auto der „Schleuser", das noch vor dem Haus steht? Haben die Polizeischüler einen Schlüssel gefunden, der dazu passt? Die Ausbilder wollen alles wissen. „Ihr seid im Einsatz alle noch zu leise", stellt einer fest. Die Polizeischüler werden mit Kritik nicht verschont. Kein Problem für Katharina Fuchs. Sie sagt: „Ich freue mich drauf, wie das jetzt weitergeht."

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