25 Jahre Männerballett Gaudi, gute Laune und ein Hauch Akrobatik

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PEGNITZ.  Frauen in prachtvolle Kostümen, die gut gelaunt über die Bühne fegen, so stellt man sich die Faschingszeit und den Gardetanz vor – eine Frauendomäne. Falsch gedacht, denn auch in Pegnitz tanzen die Männer Ballett und haben eine Menge Spaß. Gerhard Wagner und Rudolf Ens sind seit der Gründung vor 25 Jahren dabei.

 
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Gerhard Wagner war bereits Prinz beim SV Glückauf Pegnitz. Über seine Frau kam er zum Fasching, doch zu der Zeit fokussierte sich der Verein eher auf Kinder – an ein Männerballett war noch nicht zu denken. Aus einer Bierlaune heraus entstand dann die Idee, so erklärt Wagner: „Unsere Truppe traf sich wöchentlich beim Flinderer. Wir wollten einfach etwas Spaß haben.“ Zuerst hat man die Väter der tanzenden Kinder im Faschingsverein gefragt, ob Interesse besteht. „Außerdem kamen Freunde und Verwandte, die Gefallen daran gefunden haben“, sagt Rudolf Ens, Mitglied des Balletts. So fand sich schnell eine Gruppe von 15 Männern, die sich in der Halle des Gymnasiums trafen.

18 Männer zum Geburtstag

Trainiert wurde die Gruppierung damals von Irmgard Bauer, die das Amt bereits nach einem Jahr weitergab. „An meinem Geburtstag erhielt ich einen Anruf von der Irmgard. Sie gratulierte mir und als Geschenk erhielt ich das Männerballett. Ich war total geplättet“, sagt Katja Neugebauer, die Trainerin. Noch am selben Abend musste sie in die Halle und mit den Männern trainieren. Doch beschweren würde sie sich nie, so Neugebauer: „Wer kriegt denn bitte 18 Männer zu seinem Geburtstag geschenkt? Das ist schon etwas Spezielles.“ Damit ist Neugebauer seit 24 Jahren dabei und denkt sich Jahr für Jahr neue Choreografien aus.

Geschmäcker sind verschieden

Der schwierige Part seien aber nicht die Schritte, so Neugebauer, sondern die Musikauswahl. In der Gruppe werde der grobe Rahmen besprochen und dann über die passende Musik diskutiert. „Geschmäcker sind verschieden“, sagt Neugebauer, „da hat jeder seinen eigenen Kopf.“ Im aktuellen Stück des Balletts „Das Spiel des Lebens“ sind Lieder wie „It’s my life“ von Dr. Alban oder „Verdammt lang her“ von Andreas Gabalier. Viel Diskussionsbedarf, erklärt sie. Am Ende ist jeder zufrieden – der Spaß steht ja auch im Vordergrund. „Es sollte ja auch ungezwungen sein“, sagt Ens, „die sportliche Ertüchtigung und der Spaß, darum geht es.“ Trotzdem geben sie zu, dass es nicht mehr so wie vor 25 Jahren ist.

Von der Gaudi zum Punktesystem

Das Männerballett hätte sich in den Jahren stark gewandelt. Früher gab es Gauditurniere, erzählt Wagner, da hat die Prinzessin als Schiedsrichter fungiert und alle haben gefeiert. Heute ginge es bei den Veranstaltungen knüppelhart zu. Mit Punktesystem und fast schon professionellen Akrobaten wird auf Turnieren gewetteifert. „Beim Gauditreffen in Pottenstein geht es zum Beispiel um gar nichts“, sagt Wagner, „jeder tanzt und trägt etwas vor. Am Ende erhalten alle eine Brotzeitplatte.“ So sollte ein Gauditreffen sein, wenn es nach ihnen gehen würde. Die Zuschauer würden sich genau auf so etwas freuen.

Nicht umsonst verkleiden sich die gestandenen Männer auch mal als Frauen. Ein Hingucker, der Laune machen soll. Trotzdem, nicht jeder habe Lust darauf sich als Frau zu verkleiden. „Für einige ist das kein Problem, für andere schon“, erklärt Ens, „wir haben das so gelöst: Wer beim Training fehlt, erhält die Frauenrolle.“ Im Prinzip versteht sich das Männerballett als eine große Familie und lustige Truppe. Eben ein quer durcheinander gewürfelter Haufen, witzelt Wagner.

Offen für neue Mitglieder

An ein Ende sei noch lange nicht zu denken. Solange es Spaß macht, hört keiner auf. „Wir kennen das von anderen Vereinen, da sind Mitglieder 70 Jahre alt“, erzählt Ens, „tanzen kann man auch bis ins hohe Alter. Wenn man keine Hebefigur mehr machen kann, springt ein anderer ein.“ Ein großes Ziel wurde bereits erreicht: Das Männerballett ist seit drei Jahren ein Zwei-Generationen-Verein. „Das wollte die Katja auch immer so haben, dass wir unsere Kinder mit einbinden“, erzählt Ens. So ist unter anderem sein eigener Sohn ein Teil der Gruppe. Natürlich würde man sich über weitere Mitglieder freuen. „Wir sind offen für alle, die Spaß haben wollen“, sagt Wagner.

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