Wenn Moritz Neuß über Sport spricht, dann klingt er ziemlich begeistert. Zum Beispiel, wenn er vom Handball erzählt. Er hat beim SV 08 Auerbach gespielt. Vor einiger Zeit hätte er die Chance gehabt, Teil der ersten Mannschaft zu werden. Er entschied sich dagegen und ging nach München zum Studium an die bayerische Akademie für Fernsehen, um in den Fernsehjournalismus hineinzuschnuppern. „Ich wusste, wenn ich dieses Studium mache, wird mir das ein Leben lang etwas bringen.“ Da er sich ohnehin fürs Filmen und Schneiden von Beiträgen interessierte, entschied er sich für die Akademie.

Neuß hat zwei Hobbys: Sport und Filmen

Leicht fiel es ihm nicht die Auerbacher Handballer zu verlassen. „Andererseits war immer klar, dass der Beruf vorgeht. Zehn Monate lang hat Moritz Neuß an der privaten Berufsakademie gelernt, Filmbeiträge zu recherchieren, zu moderieren und zu schneiden.

Schnell hat er gemerkt, dass ihm der Journalismus Spaß macht. Und dass er damit zwei Hobbys verbinden kann: Den Sport und das Filmen.

„Das war die richtige Entscheidung“, so Neuß. Am Ende ihres Studiums stellten sich die angehenden Journalisten Vertretern von Fernsehsendern vor. „Ich wusste von Anfang an, dass ich zum Sport will.“ Das hat auch geklappt, er bekam ein dreimonatiges Praktikum bei Sport1. Er hätte auch zu Sky gehen können, das wollte er allerdings nicht. Denn er hatte gehört, dass die Praktikanten dort nur wenig praktische Erfahrungen sammeln.

Bei Sport1 durfte er drehen, schneiden und Themen suchen. Höhepunkt dabei war für ihn das Handball-Bundesligaspiel der Rhein-Neckar-Löwen gegen den THW Kiel. In der Mixed Zone lernte er die Spieler kennen. Außerdem war er bei einem Spiel des 1. FC Nürnberg und einem Werbespotdreh mit Stefan Kretzschmar dabei. Neuß hat ein Video des Handballstars aufgezeichnet, in dem dieser den Auerbachern viel Glück für den Klassenerhalt in der dritten Liga gewünscht hat.

Als die Darts-WM in London bevorstand, bot Moritz Neuß an, dort mit anzupacken. Zuerst waren die Chefs skeptisch, einen Praktikanten zu einer Weltmeisterschaft zu schicken. Dann gaben sie doch ihr Okay. Neuß flog nach London, er übernachtete eine Woche lang bei einem Freund. Im Ally Pally, einem alten Schloss, in dem die Darts-WM über die Bühne ging, war er als Kameramann unterwegs.

Neuß war in der ersten Runde dabei, er filmte die drei Deutschen, die an den Start gingen. „Wir haben sie vor dem Spiel begleitet und haben versucht, die Stimmung aufzuschnappen“, so Neuß. Außerdem kümmerte er sich um die Social-Media-Kanäle wie Facebook, Twitter und Snapchat. Um die Aufmerksamkeit der Medien und Zuschauer auf Sport1 zu lenken, war Neuß als Marty, das Darts-Maskottchen des Senders, unterwegs.

Die Zeit in London nutzte Neuß Ende Dezember auch für seine Karriere: In den Pausen zog er los, führte Fan-Interviews und ließ Anmoderationen aufzeichnen. Damit er etwas in der Hinterhand hat, wenn er sich bei anderen Sendern bewirbt.

Etwas ganz Besonderes erlebte er bei der WM nicht bei der Arbeit, sondern privat, als Darts-Fan. Der deutsche René Eidams hatte sich für das Turnier qualifiziert und trat in der Vorrunde gegen den Weltranglistenersten Michael van Gerwens an. Schließlich stand es 2:2 Sätze, das Spiel ging in die Verlängerung. „Es war atemberaubend, mit den deutschen Fans zu feiern“, erinnert sich der Auerbacher. Auch wenn Eidams verloren hat.

Moritz Neuß hat sich während seines Praktikums gut angestellt: Sport1 hat ihn im Anschluss als freien Mitarbeiter übernommen. Obwohl sein Chef ihm gesagt hat, dass er eigentlich zu jung sei. Aber dafür ziemlich gut. Die zehn Monate an der Fernseh-Akademie haben sich also für Neuß gelohnt, nicht nur beruflich: Während des Studiums hat er seine Freundin kennengelernt, seit einem halben Jahr sind sie zusammen. Ihre Abschlussreportage haben die beiden bei einer Hochzeit gedreht. Da hat es gefunkt.

Wie es für ihn weitergeht, darum macht der 20-Jährige ein Geheimnis. „Fakt ist, dass ich ab dem Wintersemester studieren werde. Eins ist sicher: Ich werde auf jeden Fall im journalistischen Bereich bleiben“, sagt er. „Was und wo kann ich noch nicht sagen.“ Auch wegen des Handballs. Zurzeit ist sein Pass beim TSV Unterhaching. Doch er habe auch die Option, wieder in Auerbach zu spielen.