Konsequentes Pressing statt Ballbesitzfußball
"Es gibt eine ganze Menge, was wir verändern müssen", sagte Baumgart. Das klang deutlich realistischer. Denn der inhaltliche Fundamentalwechsel von Walter zu ihm droht die Profis zu überfordern. Nach zweieinhalb Jahren unter Walter, der strikten Ballbesitzfußball predigte, sollen die HSV-Profis nun das komplette Gegenteil zeigen. Konsequentes Pressing lautet der bekannte und beim 1. FC Köln bis ins Detail zelebrierte Baumgart-Ansatz. Ob der beim HSV funktioniert, ist allein angesichts der langen Walter-Prägung zweifelhaft.
"Natürlich ist es eine Veränderung von Tim zu Steffen", sagte Abwehrmann Sebastian Schonlau und offenbarte dann das ganze Dilemma: "Ich glaube, wir verändern gerade - besonders in unserem Offensiv-Spiel - gar nicht so viel." Tatsächlich spielten die Hamburger in Düsseldorf das, was sie unter Walter eingeimpft bekamen - auch weil der frühere HSV- und jetzige Fortuna-Coach Daniel Thioune dem Gegner bewusst den Ball überließ. "Allerdings in Räumen, die für uns irrelevant waren", merkte Thioune an. Und dessen Kollege Baumgart zeigt sich bei seinem Ansatz wenig kompromissbereit.
"Einfach mal umsetzen, was vorher klar besprochen war", forderte Baumgart von seinem Team und kündigte in der Kommunikation einen klareren Ansatz an: "Ich muss deutlicher werden." Ob das genügt, ist fraglich. "Wir müssen jetzt schnell wieder Stabilität 'reinkriegen", befand Rückkehrer Laszlo Benes, der nach abgesessener Rot-Sperre auf ungewohnter Außenposition kein Faktor war. "Es weiß jeder, dass dies nicht meine Lieblingsposition ist", merkte der Slowake an, doch Baumgart blieb auch in dieser Frage stur: "Ich wüsste nicht, warum das nicht funktionieren sollte." Neun Spiele bleiben dem HSV und Baumgart nun noch.