18. Bayreuther Dialoge Vorbildpreis geht an das Unternehmen Krisenchat

Den unternehmerischen Vorbildpreis übergaben Leon Baumann (links) und Paul Schindler (rechts) an Kai Lanz von Krisenchat. Foto: /Andreas Harbach

Anonyme Hilfe für Kinder und Jugendliche in seelischer Not: Das bietet Krisenchat, ein junges Unternehmen für psychotherapeutische Beratung. Bei den 18. Bayreuther Dialogen wurde Krisenchat der Vorbildpreis verliehen.

 
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Bayreuth - „Lass es wachsen. Lass’ Zukunft draus entstehen“: Mit diesen Worten hat Student Paul Schindler den symbolischen Vorbildpreis der 18. Bayreuther Dialoge überreicht.

Denn dieser soll kein Pokal mit eingraviertem Namen mehr sein. Stattdessen wollen die Studierenden von Philosophie und Ökonomie in Zukunft eine Allee der Vorbilder auf dem Unigelände pflanzen. Ganz im Sinne der Nachhaltigkeit und dennoch als Inspiration für die nächsten Studentengenerationen gedacht. Der diesjährige Preisträger Kai Lanz erhielt aber zunächst nur das Namensschild, das später an den für ihn gesetzten Apfelbaum angebracht wird. Ein Bäumchen im Topf erinnert ihn aber zumindest Zuhause an die Auszeichnung.

Ein Ort des Vertrauens

Kai Lanz ist einer der Gründer von Krisenchat, einer psychosozialen Beratung für Kinder und Jugendliche. Sie bietet 24 Stunden lang Hilfe und Unterstützung für Unter-25-Jährige an, die sich in seelischer Not befinden. „Bei uns können sie als Menschen ankommen und werden nicht ver- oder beurteilt.“ Und dies nicht im persönlichen Kontakt per Telefon, sondern per Chat im Internet. So sei die Beratung leicht zugänglich, die Hemmschwelle, sie in Anspruch zu nehmen, niedrig. „Ihr habt eine Lösung für ein Problem gefunden, das in unserer Gesellschaft kaum beachtet wird“, sagte Paul Schindler anerkennend über Krisenchat. So werde den jungen Menschen wieder Aufmerksamkeit zuteil, die in der Corona-Pandemie weggebrochen sei.

Anonymer Austausch

Die Sorgen reichen von Suizidgedanken über Selbstverletzungstendenzen bis zum Liebeskummer. Die Therapeuten versuchen, einen Ort des Vertrauens zu schaffen. Wer sich per Whatsapp oder SMS meldet, darf anonym bleiben. Das Unternehmen richte sich an eine Gruppe, die aufgrund ihrer Schwachheit gerade während der Corona-Pandemie zu wenig gehört worden sei, würdigte Leon Baumann das Engagement der Gründer. Man dürfe schwach sein und sich zugleich für sich Hilfe holen. Er sei selbst persönlich gewachsen an dieser Aufgabe, sagte Kai Lanz.

Das Thema Schwäche war ein Schwerpunkt der 18. Dialoge, die unter dem Motto „Macht. Schwach.Sinn“ standen. Nicht nur persönliche Schwächen, auch die des politischen Systems, der digitalen Bildung und der kolonialen Machthierarchie wurden angesprochen. Schwäche zeigen kann auch Stärke sein. Seine Stärken zu erkennen, dankbar und füreinander da zu sein, waren nur einige der Lehren aus den anregenden Podiumsdiskussionen, Online-Workshops und Vorträgen. Geplant ist zudem, die Dialoge in kleinerer Form über das ganze Jahr hinweg als Community weiterzuführen.

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