175 Rennradfahrer radeln durch Bischofsgrün 8 Gründe, an einer Radtour von Flensburg nach Garmisch teilzunehmen

Von Sarah Bernhard
Die zweite Gruppe der quaeldich.de-Deutschland-Rundfahrt bei der Einfahrt in Bischofsgrün. 175 Rennradfahrer fahren die Tour mit, die sich zum Ziel gesetzt hat, so viele Berge wie möglich zu überqueren. Letzte Station: die Zugspitze. Foto: Sarah Bernhard Foto: red

175 Rennradler sind seit sechs Tagen bei der quaeldich.de-Deutschland-Rundfahrt von Flensburg nach Garmisch unterwegs – und 
nehmen jeden Berg mit, den sie finden können. Auch den Schneeberg. Übernachtet haben sie in Bischofsgrün. 
Wir haben gefragt, warum sie bei Sahara-Hitze diese Strapazen auf sich nehmen.

 
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Matthias Fichtel, 39, Erlangen

Während andere an ihrem Geburtstag gemütlich Torte essen, fährt Matthias Fichtel Rennrad: „Die Atmosphäre ist super, deshalb war ich schon ein paarmal dabei. Seitdem treffe ich jedes Mal Freunde wieder, die ich in den Jahren davor kennengelernt habe. Eigentlich ist die Tour die einzige richtige Tour im Jahr. Eine tolle Gruppenfahrt ohne Wettkampfcharakter, weil wir alle gemeinsam ans Ziel kommen.“

Walter Fricker, 65, Aaarau (Schweiz)

In der Spitzengruppe ist Walter Fricker der Älteste: „Solche Touren machen sehr viel Spaß, wenn man im Kopf dafür bereit ist. Vor drei Jahren bin ich die Strecke Flensburg - Garmisch mal Nonstop gefahren, 39 Stunden reine Fahrtzeit. Ich trainiere aber auch viel, ich bin ja Rentner und habe Zeit. Klar hat man auch Schmerzen, die Lunge, die Beine, der Po. Aber wenn man unter der Dusche steht, ist alles vergessen.“

Andreas Beseler, 49, Rodgau (bei Offenbach)

Hätte Andreas Beseler seinem Arzt geglaubt, säße er seit zwölf Jahren im Rollstuhl. Er hat multiple Sklerose: „Ich war schon viermal bei der Tour dabei, dieses Jahr wurde ich gefragt, ob ich die Gruppe führen möchte. Jetzt gucke ich, dass hier Spaß und Zufriedenheit herrscht und wir keinen verlieren. Auf dem Schneeberg hatten wir eine tolle Aussicht, die Landschaft hier ist ja sehr schön. Und die Polizei ist auch nett.“

Kai-Uwe Gerstenberger, 45, Melle (bei Osnabrück)

Kai-Uwe Gerstenberger ist sogar in der Spitzengruppe ein Ausreißer. Er fährt 40 000 Kilometer im Jahr: „Die Tour geht von der dänischen bis zur österreichischen Grenze und als Deutscher muss man einmal durch Deutschland gefahren sein. Die Truppe ist echt dufte, auch wenn es die letzten Tage ganz schön heiß war. Meine Freunde finden mein Hobby ganz normal. Ich hab ja nur bekloppte Radfreunde.“

Ursula Haselmann, 62, Münster

Ursula Haselmann kommt mit der zweiten von fünf Gruppen. In der ersten war keine einzige Frau: „Ich wollte mir nochmal ein Ziel setzen und gucken, ob es noch geht. Und ja, es ist eine Strapaze, aber es geht. Obwohl ich mich heute doch einmal gefragt habe, warum ich das mache. Aber wenn man angekommen ist, vergisst man das. Ich glaube, mein Mann hofft, dass ich durchs Radfahren ruhiger werde.“

Heinrich Preuß, 60,
 Peine (bei Hannover)

Heinrich Preuß ist so begeistert vom Radfahren, dass er sofort versucht, auch die Reporterin zu überzeugen: „Mir gefällt bei der Tour das Zwischenmenschliche gut. Im Gegensatz zum Beruf gibt es hier nie Streit und Gemotze. Deshalb bin ich auch schon zum zweiten Mal dabei. Wenn man so etwas macht, darf man keine Angst davor haben. Wenn man regelmäßig trainiert, gewöhnt man sich an die Belastung.“

Andrej Kaztsev, 53,
 Minsk (Weißrussland)

Andrej Kaztsev wird „Mister Hot Chocolate“ genannt, weil er nicht wie die anderen alkoholfreies Bier, sondern Heiße Schokolade trinkt: „Ich bin extra aus Minsk gekommen, weil mir die Gemeinschaft so gut gefällt. Es ist wunderschön hier, und ich fühle mich wie im Flug, weil es immer rauf und runter geht. 2010 habe ich mit dem Radfahren angefangen, weil, na ja, ich war dick und wollte abnehmen.“

Bernd Krüger, 56, 
Lehrte (bei Hannover)

Bevor Bernd Krüger das Rennrad für sich entdeckte, lief er am liebsten Triathlon: „Die ersten zwei Tage hatten wir über 40 Grad, im Gegensatz dazu war es heute nicht zu heiß. Die Tour ist eine schöne Gelegenheit, Deutschland von Nord nach Süd kennenzulernen. Vorgestern waren es noch Reetdächer, heute sind es Zwiebeltürme. Seit die Kinder aus dem Haus sind, habe ich dafür wieder mehr Freiraum.“

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