15. Sieg: Vereinsrekord für Medi-Team

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Zum ersten Mal seit dem Aufstieg im Jahr 2010 hat eine Bayreuther Mannschaft in einer Bundesligasaison 15 Spiele gewonnen. Noch bemerkenswerter ist aber die Tatsache, dass dieser Vereinsrekord bereits im 20. Spiel aufgestellt worden ist, und zwar gestern Abend mit 95:83 (58:47) gegen die Eisbären Bremerhaven.

 
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3300 Zuschauer in der einmal mehr ausverkauften Oberfrankenhalle erlebten eine Partie mit sehr unterschiedlichen Phasen. Nach einer spektakulären Korbjagd in der ersten Halbzeit war die zweite längst nicht mehr so temporeich und mehr von Defensive und Reboundarbeit geprägt. Bei allen Anforderungen waren die Bayreuther aber ein wenig besser, so dass sie ihre knappe Führung nach dem überaus punktereichen ersten Viertel (31:28) bis auf 76:58 (30.) ausbauten und dann auch recht sicher ins Ziel brachten.

Je sechs Dreier im ersten Viertel

Für eine außergewöhnliche Atmosphäre hatte zunächst das Silent-Night-Game gesorgt, denn die Zuschauer hielten sich sehr konsequent an das anfängliche Schweigegebot. Allerdings dauerte das nicht sehr lange, denn dank des hohen Tempos und der eindrucksvollen Trefferquoten auf beiden Seiten vergingen bis zum umjubelten zehnten Medi-Punkt nicht einmal drei Minuten. De’Mon Brooks beendete die Stille mit einem Dreier zum 11:8, doch das war nur eine kurze Zwischenstation auf der wilden Fahrt. Nach vier Minuten stand es bereits 14:14, wobei jedes Team vier von fünf Dreier-Versuchen verwandelt hatte. Auch am Ende des ersten Viertels wurde die Korbausbeute auf beiden Seiten noch immer höchsten Ansprüchen gerecht: Das Medi-Team hatte sechs von zehn Dreiern verwandelt (durch vier verschiedene Werfer), die Bremerhavener gar sechs von neun (Hulls 3/4).

Anderson erzielt 14 Medi-Punkte in Folge

Den Gästen fiel es jedoch schwerer, dieses außergewöhnliche Niveau zu halten. Die Bayreuther Verteidigung stellte sich besser darauf ein, dass die Eisbären den schnellen Abschluss suchten, und der Bayreuther Angriff fand häufiger einen Weg zum hochprozentigen Abschluss in der Zone. Zudem kontrollierte das Medi-Team zunehmend den Rebound unter beiden Körben. Vor allem aber hatten die Gastgeber den herausragenden Einzelspieler des zweiten Viertels in ihren Reihen: Kyan Anderson genügte eine Einsatzzeit von 6:06 Minuten, um in diesem Abschnitt allein 14 Punkte zu sammeln (3/3 Zweier, 2/3 Dreier, 2/2 Freiwürfe). In den letzten fünf Minuten der ersten Halbzeit ging vom 44:36 bis zum Pausenstand von 58:47 die gesamte Bayreuther Punktausbeute auf das Konto des Spielmachers. Dagegen litt das Spiel der Bremerhavener nicht zuletzt darunter, dass ihr etatmäßiger Topscorer Quincy Diggs ein Totalausfall war und zum ersten Mal in dieser Saison ohne jeden Korberfolg blieb.

Nach dem Seitenwechsel stieg zwar auch bei den Bayreuthern die Fehlerquote von ganzen zwei Ballverlusten in der ersten Hälfte auf schließlich 14, doch solide Arbeit in der Defensive und beim Rebound garantierte einen zweistelligen Vorsprung bis weit ins letzte Viertel hinein (81:67/34.). Ein ernsthafter Zweifel am Sieg kam allenfalls 90 Sekunden vor Schluss auf, als der Abstand auf 90:83 geschmolzen war und Kyan Anderson mit einem unnötig schnellen Dreier das Ziel verfehlte, weil er offenbar eine Korrektur der Angriffszeit von 1,6 auf 14 Sekunden nicht bemerkt hatte. Die folgenden Dreier-Versuche der Gäste blieben jedoch erfolglos, und die Rebounds landeten zuverlässig bei den Bayreuthern.

Einzelkritik (von Florian Kirchner)

David Gonzalvez (1 Punkt / 7:48 Min. Einsatzzeit / Plus-Minus-Bilanz: -3): Kam im dritten Spielabschnitt für Nate Linhart und fügte sich nahtlos ein. Gute Szenen in der Defensive.

KYAN ANDERSON (30 / 25:46 / 5): Hatte zu Beginn einige Probleme in der Bewachung von Hulls, der mit „heißer Hand“ von der Dreierlinie traf; sorgte mit zwei feinen Einzelleistungen für die erste zweistellige Führung (48:38/16.) und lief danach heiß; Topscorer der ersten Hälfte mit 17 Punkten und auch danach kaum noch zu stoppen. Besonders sehenswert war sein Dreier aus über acht Metern zum 67:52 (25.). Saisonbestleistung mit 30 Punkten (4/5 Zweier, 4/7 Dreier, 10/10 Freiwürfe), vier Assists, drei Ballgewinnen und einem tollen Effizienzwert von 31.

NATE LINHART (7 / 30:05 / 11): Der Bayreuther „Glue Guy“ präsentierte einmal mehr in eindrucksvoller Weise seine Führungs- und Allrounder-Qualitäten, holte starke neun Rebounds.

Bastian Doreth (0 / 13:01 / 7): Der Kapitän legte Hulls im Auftaktviertel wirkungsvoll an die Kette, blieb allerdings ohne Wurfversuch.

Andreas Seiferth (8 / 11:35 / 0): Deutlich formverbessert gegenüber den letzten Spielen; kämpferisch stark, mit wichtigen Ballgewinnen und auch einigen guten Offensivaktionen, allerdings ungewohnt wackelig an der Freiwurflinie (4/7) und ohne Rebound.

TREY LEWIS (15 / 31:50 / 13): Eröffnete die Bayreuther Korbjagd von der Dreierlinie, war gewohnt spielfreudig und dribbelte seinen Gegenspielern mehrfach Knoten in die Beine; holte vier Rebounds und lieferte fünf Assists.

Steve Wachalski (7 / 17:01 / 0): Gewohnt solide, mit einigen wichtigen Rebounds und guten Offensiv-Beiträgen.

Robin Amaize (6 / 11:30 /3): Kam frühzeitig für Anderson ins Spiel und ließ den zweiten Jubel-Orkan losbrechen, als er das erste Viertel mit einem Dreier zur 31:28-Führung beendete.

DE’MON BROOKS (12 / 22:59 / 12): Sein Dreier verbannte die „Silent Night“ schon gegen Ende der dritten Spielminute aus der Oberfrankenhalle; war anfangs ungemein spielfreudig und hatte bereits nach dem ersten Viertel zehn Punkte eingesammelt.

ASSEM MAREI (9 / 28:25 / 12): Solider Auftritt mit 4/7 Würfen und vier Rebounds, allerdings nicht so dominant wie zuletzt in Ulm.

Statistik

Medi Bayreuth: Feldwurfquote: 33/60 (55 Prozent), davon 11/29 Dreier (38 Prozent): Anderson (4/7), Lewis (3/7), Brooks (2/4), Amaize (1/4), Wachalski (1/4); Freiwürfe: 18/26 (69 Prozent); Rebounds: 20 defensiv, 13 offensiv (Linhart 6/3); Ballgewinne: 13 (Anderson 3, Seiferth 3, Linhart 3); Ballverluste: 14 (Seiferth 3, Anderson 3); Assists: 18 (Anderson 5); Effektivität: 111 (Anderson 31, Lewis 19, Linhart 16, Brooks 12, Marei 10).

Eisbären Bremerhaven: Ka. Anderson (17 Punkte / 27:48 Min. Einsatzzeit / Plus-Minus-Bilanz: -8), Schmitt (0 / 3:09 / -5), BLECK (9 / 18:42 / 1), HULLS (17 / 32:55 / -5), DIGGS (0 / 15:51 / -7), ELLIOTT (13 / 25:40 / -1), Wendt (6 / 11:44 / -6), Austin (0 /11:28 / -4), KAMP (12 / 27:12 / -11), Brembly (0 / 9:51 / -6), Aleksandrov (9 / 15:40 / -8); Feldwurfquote: 32/56 (57 Prozent), davon 9/25 Dreier (36 Prozent): Hulls (3/5), Elliott (3/6), Bleck (1/2), Wendt (1/2), Kamp (1/4); Freiwürfe: 10/12 (83 Prozent); Rebounds: 19 defensiv, 5 offensiv (Elliott 4/2); Ballgewinne: 9 (Wendt 3); Ballverluste: 17 (Diggs 4); Assists: 13 (Diggs 4, Hulls 4); Effektivität: 88 (Hulls 22, Elliott 17, Anderson 15, Bleck 11).

SR: Matip, Kindervater, Bittner; Zuschauer: 3300 (ausverkauft).

Stationen: 14:14 (4.), 20:23 (7.), 31:28 (1. Viertel), 40:36 (13.), 53:40 (18.), 58:47 (Halbzeit), 70:54 (27.), 77:62 (3. Viertel), 83:74 (36.), 95:83 (Endstand).

Trainerstimmen

Sebastian Machowski (Bremerhaven): „Wir wollten aggressiv verteidigen und Medi über wechselnde Verteidigung vor Probleme stellen. Das ist uns nicht gelungen. Wenn man sich ansieht, dass Bayreuth schon in der ersten Halbzeit zehn Offensivrebounds bekommen hat, die immer wieder zu weiteren Chancen und Punkten geführt haben, dann wird in Kombination mit unseren neun Ballverlusten schnell klar, warum wir zur Halbzeit 58 Punkte kassiert haben. In der zweiten Halbzeit konnten wir uns dann steigern. Die Mannschaft hat nicht aufgegeben, aber immer, wenn wir die Chance hatten, heran zu kommen, hat unter anderem Anderson getroffen. Seine 30 Punkte waren natürlich großartig. Wir haben ihn nie in den Griff gekriegt. Ich bin gespannt, wie die Saison für die Bayreuther weitergeht.“

Raoul Korner (Bayreuth): „Wir hatten sehr viel Respekt vor Bremerhaven. Gewarnt waren wir alleine schon durch das Hinspiel. Von der physischen Defensive, die wir uns vorgenommen hatten, war zu Beginn nicht viel zu sehen. Es ist uns dann aber gelungen, zweite Chancen zu kreieren und Bremerhaven zu zwingen, den Ball wegzuschmeißen. Wir haben auch ihre Assists eingedämmt. Dafür sind wir im Eins-gegen-eins immer wieder geschlagen worden. Letztlich war es für uns ein wichtiger Sieg. Wenn man von außen zum Favoriten gemacht wird, sind dies entscheidende Siege.“

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